Radfahren in Afrika verbindet man in der Regel mit Langstrecken-Fahrern. Leuten, die monatelang unterwegs sind und jede Etappe individuell planen. Das traut sich aber nicht jeder zu, und vielen fehlt zudem die Zeit für solche Touren. Mittlerweile gibt es einige Reiseanbieter, die Radreisen auch in Afrika auf Wunsch zusammenstellen und die Gruppe begleiten. Die Studentin Julia Recker radelte im Dezember vier Tage lang mit einem Guide immer in Sichtweite des Kilimandscharo – dabei hatte sie vorher noch nie auf einem Mountainbike gesessen.
Radfahren stand bislang nicht auf dem Fitnessprogramm von Julia Recker. In Köln nutzt sie das Fahrrad eher als Verkehrsmittel, um zur Uni zu fahren. Als sie und ihr Partner für Dezember einen Besuch bei guten Freunden in Tansania planten, wollten sie auch das Land ansehen. Mountainbiken erschien ihnen eine gute Alternative zum üblichen Safari-Programm.
Nach einigen Telefonaten mit einem Anbieter von Touren in Tansania entwarf dieser ihnen eine individuelle Route, die ihre Wünsche nach Natur und ihre Erfahrungen auf dem Rad vereinte.
Am ersten Weihnachtstag ging es los. In Moshi im Nordosten Tansanias, nahe der Grenze zu Kenia, bekamen die Deutschen ihre Räder und trafen ihre Begleitcrew. Von Moshi aus starten viele Kilimandscharo-Touren. Julia Recker und ihr Partner fuhren mit ihrem Fahrrad-Guide los. Jeder von ihnen hatte einen Trinkrucksack mit zwei Litern Flüssigkeit auf dem Rücken. Ihr Begleiter hatte außerdem Flickzeug, etwas Essen und ein Walkie-Talkie dabei. Der Rest ihres Gepäcks war im Begleitfahrzeug.
Zwar wirkte es, als ob die drei allein durch die Baum- und Buschland radelten, doch der Begleit-Jeep war nie wirklich weit von ihnen entfernt. „Wenn wir eine Pause machen wollten oder etwas zu Essen brauchten, war er in zwei bis drei Minuten da“, sagt Julia Recker. Der Fahrer und der Koch transportierten im Wagen ausreichend Wasser, Lebensmittel, die Zelte für alle, ihre Kleidung, Schaumstoffmatten, Tisch und Stühle.
Organisierte Radtouren in Tansania sind die Luxusversion einer Fahrradtour – jedenfalls aus Sicht von Radreisenden, die in der Regel alles, was sie brauchen, selbst transportieren. Abends oder beim Nachmittagssnack in einem Campingstuhl Platz zu nehmen, statt auf dem Boden zu sitzen, und das Essen serviert zu bekommen, das ist schon ziemlich komfortabel.
Die Anbieter von Radreisen kennen sich am Ort gut aus. Jeder Veranstalter hat seine speziellen Routen für Einsteiger und Fortgeschrittene und seine Geheimtipps mit den schönsten Plätzen zum Zelten, um Sonnenauf- und -untergang zu beobachten oder wilden Tieren zu begegnen.
Einen Vormittag waren die beiden Radfahrer mit einem Ranger in der Nähe des Camps unterwegs, um die Tiere aus der Nähe zu sehen. Gerade mal 20 bis 30 Meter lagen manchmal zwischen ihnen und den Elefanten. Oftmals streiften Giraffen oder Zebras auch einfach unterwegs ihren Weg.
Julia Recker und ihr Partner legten täglich zwischen 45 und 68 Kilometer auf dem Rad zurück, bei Temperaturen zwischen 25 und 28 Grad. Das Fahren über die Schotterpisten, bergab und bergauf, fanden sie anstrengend, aber machbar. Sie sei zwar keine Radfahrerin, sagt Julia Recker, aber durchaus sportlich. Für völlig Untrainierte sei ihre Tour aber wahrscheinlich zu anstrengend.
Mit den Bikes kamen die beiden gut klar. Der Veranstalter hatte vor der Tour ihre genauen Körpermaße abgefragt und entsprechend Räder ausgesucht. Der Studentin taten zwar abends Po und Hände weh, aber nach all den Eindrücken war das für sie zweitrangig.
Radfahren in Afrika wird sicherlich kein Urlaubsangebot werden, das es in den Tui-Katalog schafft. Aber es ist durchaus eine interessante Alternative zu mancher Landrover-Tour.
Als ich vor 20 Jahren für einige Monate in Tansania war, gab es das Angebot noch nicht. Ich saß eines Tages mit anderen Afrikareisenden in einem Jeep, und unser Guide fuhr im Ngorongoro-Krater stets dorthin, wo die größte Staubwolke war. Denn dort standen andere Jeeps, dort mussten Tiere sein. Dagegen erscheinen eine geführte Radtour und das Beobachten der Tiere aus etwas größerer Distanz die bessere Wahl.
In ihrem Blog Subvoyage beschreibt Julia Recker die Radtour ausführlich.