1992 hat der Brite und Radrennfahrer Chris Boardman olympisches Gold gewonnen. Nun will er das Alltagsradeln in England populärer machen und berät dafür Politiker. Zum Start der Tour de France in Utrecht war er einige Tage dort und ist durch die Stadt geradelt. Sein Vorschlag: Der Ortstermin für Verkehrsplaner sollte zur Pflicht werden.
Aufschlussreich in dem folgenden Video ist der geschichtliche Rückblick. In den 1970er Jahren gab es große Proteste in den Niederlanden. Wie überall in Europa baute man damals dort autogerechte Städte. Mehr als 3.000 Menschen starben 1971 in den Niederlanden im Straßenverkehr, mehr als 400 von ihnen waren Kinder. Das sollte so nicht weitergehen: Die Menschen gingen auf die Straße und protestierten.
Die Ölkrise und die damit verbundenen autofreien Sonntage haben den Niederländern laut Boardman gezeigt, was sie eigentlich an Lebensqualität eingebüßt hatten. Die Fußgängerzonen, die zunächst nur auf den Sonntag beschränkt waren, waren Publikumsmagnete und wurden zur Dauereinrichtung. Wie die Geschäftsleute heute, befürchteten die Händler zunächst Umsatzeinbußen, wenn die Kunden nicht mehr vor dem Geschäft parken konnten. Aber das Gegenteil war der Fall. Ihr Umsatz stieg.
Schließlich trafen die Stadtoberen eine Entscheidung fürs Radfahren. Mitte der siebziger Jahre wurde in Utrecht der erste separate Radweg gebaut. Seitdem haben die Niederländer konsequent den Radverkehr ausgebaut.
Chris Boardman macht in dem Video einen interessanten Vorschlag: Die Verantwortlichen, die den Verkehrsetat verteilen, sollten vor jeder anstehenden großen Ausgabe ein paar Tage in Utrecht verbringen. Die Idee ist gut. Der Radverkehr würde davon sicherlich profitieren – in England wie in Deutschland.