Von weitem wirkt es unscheinbar, aber sobald man neben diesem Eingangrad (Singlespeed) steht, schaut man zweimal hin: Mit seinen 36 Zoll großen Laufrädern ist das Fahrrad riesig. Eine Probefahrt ist für mich undenkbar, ich bin einfach zu klein.
Warum man so etwas fährt? Vielleicht weil man neugierig ist, ein bisschen verrückt. Oder weil im Schuppen schon jedes Rad steht, das man von der Stange bekommt oder man einfach Spaß an der Sache hat. Denn Spaß hat René Dumoulin mit seinem ungewöhnlichen Rad. Er hat es jüngst in den Harburger Bergen erstmals im Sand ausprobiert. „Den Sand spürt man gar nicht“, sagt er grinsend. Er fühlt sich wohl auf seinem Giganten. „Man sitzt sehr im Rad“, versucht er das Fahrgefühl zu beschreiben, dennoch sei es trotz seiner Größe wendig und stabil.
Normalerweise fährt Dumoulin mit dem Riesenrad-Rad am Rhein entlang – rollen die Räder einmal, sind sie laut Dumoulin perfekt zum Schnellfahren in der Ebene. Ob aber das Singlespeed ebenso sicher wie wendig die Wald- und Heidelandschaft meistert, wusste er nicht. Zwar sei der Rahmen von einem Profi berechnet und gebaut worden, aber der Praxistest stand noch aus. Jetzt, nach seiner Tour durch die Harburger Berge, ist Dumoulin zufrieden. Bisher hat er mit dem ungewöhnlichen Rad ohnehin gerade mal 200 Kilometer hinter sich gebracht.
Der Rahmenbauer Stephan Ensthaler, Le Canard genannt, hat mit ihm das Rad entworfen. Die Laufräder gehören eigentlich zu Einrädern. Um die Felgen zu schonen, bekam das Singlespeed Scheibenbremsen. Aus optischen Gründen befestigte Ensthaler die Sitzstreben in Verlängerung an das Oberrohr. Zudem hat er das Sitzrohr dem Schwung des Hinterrads angepasst. Obwohl das Rad riesig ist, wirkt es filigran. Deshalb erschließt sich seine Größe auch erst, wenn man direkt neben ihm steht. Ein sehr eigenes Rad, das neugierig auf sein Fahrverhalten macht. Wer die Gelegenheit hat, es einmal zu fahren, sollte es unbedingt ausprobieren.