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Und, was gibt’s Neues auf der Eurobike?

 

© Reidl
© Reidl

Nach drei Messetagen zeigen sich auf der Eurobike allmählich die ersten Ermüdungserscheinungen. Die Mitarbeiter an den Ständen werden heiser, Kollegen sprechen gegen Abend nicht mehr miteinander, sondern nicken einander nur noch zu. Die Wangen sind rot, die Blicke leicht glasig, der Notizblock ist zwar voller, aber die To-do-Liste leert sich kaum.

In just diesem Moment erwischte mich dann gestern Abend die Frage: „Was sind Ihre Eindrücke, was gibt es interessantes Neues auf der Messe?“ O weia, wo anfangen? Doch dann fallen mir die Riemenantriebe ein. Es ist auffällig: Fast jeder größere Hersteller hat mittlerweile Räder mit Gates-Riemen im Programm.

Der Vorteil ist offensichtlich: Der Wartungsaufwand entfällt, keine Schmiererei mehr mit der Kette. Vor allem im Winter ist der Riemen extrem komfortabel. Aber ist er nicht sehr empfindlich? Anke Namendorf von Koga winkt ab: Das niederländische Unternehmen verbaue ihn seit Jahren ohne nennenswerte Reklamationen. Zudem ist die Lebensdauer eines Riemens bedeutend länger als die einer Kette.

Ein Nachteil ist auf den ersten Blick mit Sicherheit das Wechseln eines Reifens. Aber mit etwas Übung kann man den Riemen laut Aussage verschiedener Hersteller auch gut alleine wieder einspannen.

Natürlich werden auf der Weltleitmesse unglaublich viele High-End-Räder und Neuheiten gezeigt. Die Liste der Eurobike-Award-Gewinner zeigt einige davon gebündelt hier. Als Stadtrad hat mir das Coboc eCycles besonders gut gefallen. Das Pedelec ist mit 13,7 Kilogramm ein absolutes Leichtgewicht und fährt sich sehr agil und wendig. Die Antriebskomponenten haben die Entwickler in den Rahmen integriert. Per Knopfdruck schaltet man den Motor ein, anschließend übernimmt die Software. Über den Pedaldruck wird dann die Unterstützung automatisch geregelt.

Coboc © eCycles
Coboc © eCycles

Es ist ein schönes Gefährt, das bestimmt noch weiterentwickelt werden kann. Seine Erfinder, zwei Hochschulabsolventen in Heidelberg, wollen im Frühjahr erst mal eine Kleinserie mit 50 Rädern auf den Markt bringen. Es wird spannend sein zu sehen, was die beiden noch aus dem Coboc machen.

Nach meinen Erfahrungen mit dem Lastenrad von Riese und Müller im vergangenen Herbst bin ich sehr begeistert von Lastenrädern mit verlängertem Heck. Deshalb ist mir das Boda Boda von Yuba direkt aufgefallen. Ich habe mich kurz auf den Gepäckträger gesetzt und fand es bequemer, als es aussieht. Für ein aussagekräftiges Urteil brauche ich aber jemanden, der mich eine Weile kutschiert. Vielleicht findet sich morgen noch ein netter Kollege.

Boda Boda von Yuba © Reidl
Boda Boda von Yuba © Reidl

Der generelle Trend zur Farbe findet sich an den Rädern wieder. Auch kommendes Jahr bekommt man Velos in recht poppigem Anstrich, sofern man das möchte. Interessant ist das Kaufverhalten der Kunden. Verschiedene Hersteller beobachten, dass die Menschen im Norden Deutschlands eher das klassische Design und die Farbe Schwarz bevorzugen, wogegen die Süddeutschen es deutlich farbenfroher mögen.

Vielleicht liegt es daran, dass in Süddeutschland mehr Mountainbike gefahren wird und diese traditionsgemäß etwas bunter und auffälliger daherkommen. Apropos Mountainbike: Sofern man Zeit findet, kann man auf der Eurobike im Freigelände auf dem Bikeparcours Mountainbike- und BMX-Fahrern zusehen. Diddie Schneider, mehrfacher Landesmeister im BMX-Radfahren und führender Parcours-Designer, baut seit vielen Jahren die Strecke.

Witziger und spektakulärer ist noch der Lake Jump, der traditionsgemäß am Donnerstagabend stattfindet. Die Fahrer rollen eine Rampe hinunter und springen unter dem Jubel der Zuschauer direkt in den Messesee. Besonders viel Beifall erhielt gestern ein Fahrer, der mit einem Cityrad nebst Weidenkörbchen die Rampe hinabdonnerte. Für Sekunden hing er kopfüber in der Luft, die Hände am Lenker. Dann platschte er ins Wasser. Es lohnt sich immer, bei einem Lake Jump zuzuschauen. Die akrobatischen Fähigkeiten der Teilnehmer sind oftmals unglaublich. Und viel sprechen muss man dort auch nicht mehr.

Lakejump - gerne auch mit Citybike © Reidl
Lake Jump – gerne auch mit Citybike © Reidl