„Für lau“, sagen die Kölner, wenn sie soviel meinen wie: umsonst oder für wenig Geld. Und nach diesem Prinzip funktioniert Kasimir. Das Lastenrad darf man umsonst ausleihen, eine kleine Spende ist aber willkommen. Möglichkeiten bieten sich viele, denn Kasimir ist ein Vagabund. Alle zwei, drei Wochen wechselt er seinen Standort. Mal steht er vor einem Geschäft, mal vor Cafés oder auch bei Privatpersonen. Wer ihn beherbergt, organisiert ehrenamtlich den Verleih. Die Idee ist, dass möglichst viele Menschen Kasimir testen.
Sieben Privatleute aus Köln haben im Frühjahr das Projekt gestartet. Sie wollten eine Alternative zum motorisierten Autoverkehr anbieten. Die Idee kam nicht von ungefähr: Seit Jahren beschäftigen sie sich unter dem Namen Wie leben wir? mit Themen wie Stadtraum, Mobilität, Arbeitswelt und dem Verhältnis zwischen Individualisierung und Gesellschaft. Aus diesen Themen heraus entwickeln sie Projekte.
Lastenräder erleben zurzeit in den Städten ein Comeback. Ein dänischer Mechaniker entwickelte bereits Ende der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts das Lastenrad Long John. Schon zuvor wurden mit Rädern Botendienste erledigt. Heute sind Kurierdienste, aber auch Handwerker – etwa Monteure oder Kleinunternehmer – mit mobilen Suppen-, Eis- und Kaffeelastenrädern unterwegs. Aber auch immer mehr Privatleute entdecken das Rad für sich. Allerdings lohnt sich ein Lastenrad für eine Person oder einen Haushalt fast nicht. Ein Lastenrad ist prädestiniert dafür, geteilt zu werden – mit Nachbarn, Geschäftsleuten oder innerhalb eines Wohnviertels.
Das haben sich auch die sieben Kölner gedacht. Über eine Stiftung erhielten sie die 2.500 Euro, die Kasimir kostete. Dann fragten sie bei verschiedenen Cafés und Organisationen an, ob sie bereit seien, Kasimir eine Weile zu beherbergen und seinen Verleih zu betreuen. Mittlerweile melden sich die Leute bei ihnen, um Kasimir eine Weile vor ihrer Tür abzustellen. Lange steht er dort nie. Die Nachfrage ist gut.
Seit März rollt das Dreirad nun durch Köln. Es ist fast immer ausgebucht. Anmeldungen und Buchungen werden über eine Website organisiert. Ein bis drei Tage kann man Kasimir ausleihen. „Im Sommer nutzen die Leute das Rad zwei Tage für irgendwelche Veranstaltungen“, sagt Christian Wenzel, einer der Initiatoren. Sie fahren damit an den Rhein zum Grillen, erledigen kleinere Umzüge, transportieren damit Maschinen oder ihren Wocheneinkauf.
Wer will, spendet einen kleinen Betrag. Davon werden dann kleine Reparaturen bezahlt. Kürzlich wurde über Kasimirs Facebook-Seite eine Klingel gesucht und schnell gefunden.
Das System funktioniert nur mit freiwilligen Helfern, Vertrauen und dadurch, dass alle verantwortungsvoll und pfleglich mit dem Rad umgehen. Bislang hat das gut geklappt. Somit sind die Chancen gut, weitere Kasimirs nach Köln zu holen. Die sieben wollen das Projekt weiter ausdehnen. „Am liebsten flächendeckend in Köln“, wie Wenzel sagt.