Das Durchschnittsalter der Elektrorad-Käufer sinkt. Diesen Trend beobachten Fahrradhändler bereits seit einiger Zeit. Jetzt liefert eine Studie auch die Fakten.
Menschen ab 50 Jahren nutzen Pedelecs eher zum Einkaufen und für Ausflüge. 18- bis 50-Jährige hingegen sehen Elektrofahrräder vor allem als Verkehrsmittel zum Pendeln an den Arbeitsplatz. So beschreibt Daniel Kennel vom Marktforschungsunternehmen Schlegel und Partner das Ergebnis der Studie.
2010 und 2012 hat das Unternehmen unter anderem mit 50 Händlern, Fahrrad-, System- und Komponentenherstellern qualitative Interviews zu ihren Kunden durchgeführt. Das Ergebnis: Die Käufer sind in den vergangenen zwei Jahren jünger geworden.
2010 war noch jeder zweite Pedelec- oder E-Bike-Kunde zwischen 45 und 60 Jahre alt. Zudem machten die über 60-Jährigen fast ein Drittel aller Käufer aus. Zwei Jahre später stellt sich die Situation ganz anders dar. Die 30- bis 45-Jährigen haben das Elektrofahrrad allem Anschein nach für sich entdeckt. Ihr Anteil hat sich in dem kurzen Zeitraum verdreifacht: Er ist von 15 auf 45 Prozent gestiegen. Damit sind sie inzwischen die größte Käuferschicht. Der Anteil der älteren Kunden ging dagegen zurück. Die 45- bis 60-Jährigen und die über 60-Jährigen haben nun einen Anteil von jeweils 20 Prozent.
Das ist interessant, weil diese Zahlen einen Wandel in der Alltagsmobilität beschreiben. Als mögliche Auslöser nennen die Marktforscher unter anderem steigende Kraftstoffpreise, die Verkehrsproblematik in den Städten, aber auch unzureichende oder zu teure öffentliche Verkehrsmittel.
Nicht zu unterschätzen ist in dieser Entwicklung die Rolle der Unternehmen. Seit Jahresbeginn gilt das Dienstwagenprivileg auch für Fahrräder, Pedelecs und E-Bikes. Das ist für viele Unternehmen attraktiv.
„Die Nachfrage nach Leasingrädern ist sehr groß“, sagt Thomas Gallmann von der Firma Leaserad, die Fahrradflotten mit und ohne Motor vermietet. Die Arbeitgeber stellen ihren Angestellten Räder für die Fahrt zur Arbeit sowie für die Wege während der Arbeitszeit zur Verfügung.
Ein typischer Kunde ist laut Gallmann ein Automobilzulieferer, der für seine Belegschaft mit etwa 2.000 Mitarbeitern bei Leaserad 130 Räder bestellt hat. „Sie werden von Mitarbeitern aller Altersgruppen von 20 bis 65 gefahren“, sagt Gallmann. So werden die Unternehmen zu Multiplikatoren.
Gerade jüngere Fahrer sagen häufig: Ich brauche kein Elektrofahrrad, ich kann selber treten. Doch die Erfahrung zeigt, dass die Fahrt mit dem Elektrorad nicht die Fahrradtour, sondern eine Autofahrt oder den ÖPNV ersetzt. Diese Erfahrung machen viele jüngere Leute, die in Unternehmen zum ersten Mal mit einem E-Bike fahren. Sie entdecken auf diesem Weg auch mögliche Einsatzorte für ihren Alltag.
Die Marktforscher stellen fest: Der Lifestyle-Faktor der Elektroräder rückt in den Hintergrund. Als vollwertiges Verkehrsmittel werden die Fahrzeuge allerdings noch nicht wahrgenommen.