Die Welt ist bunt, und Räder gibt es überall. Manchmal in derart ungewöhnlichen, skurrilen wie auch wunderbaren Situationen, dass man das Rad gern nach seinen Erlebnissen fragen würde. Das trifft auf viele Fotos zu, die Leser mir nach meinem Aufruf im Dezember geschickt haben. Hier eine erste Auswahl, die nächste erscheint kommende Woche.
Eine ebenso wunderbare wie rührende Geschichte aus der Wendezeit hat der Journalist und St-Pedali-Blogger Jörg Maltzan mit dem oben und dem nächsten Foto eingesandt. Entdeckt hat Maltzan das Rad an einer Kastanie vor einem Herrenhaus in der Ortschaft Rögnitz in Mecklenburg. Dabei hängt der Brief einer Babs an ihren Ex-Freund Heinrich Naujokat, der bei der Nationalen Volksarmee als Rekrut diente.
In dem Brief erzählt sie, dass sie im Wendejahr 1989 mit seinem Rad über Budapest nach Westdeutschland geflohen sei. Mit ihnen beiden hätte es wahrscheinlich eh nicht geklappt, schreibt sie, aber einfach so sein Rad klauen wollte sie dann doch nicht. Glücklicherweise habe sie in Budapest Freunde getroffen, die das Rad auf ihrem Trabi-Anhänger zurück nach Leipzig brachten. „Von Leipzig nach Rögnitz wird sich schon ein Weg finden, um das Rad wieder unter unsere Kastanie zu stellen“, schreibt sie ihm zuversichtlich. Babs hatte Recht.
Wie Maltzan in seinem Blog erzählt, war die Kastanie am Dorfplatz zu DDR-Zeiten der romantische Treffpunkt der beiden. Das Rad gehörte zwar Heinz, lehnte aber damals immer am Baum – unabgeschlossen und für jeden Dorfbewohner nutzbar. Was aus den beiden geworden ist, weiß man nicht. Mittlerweile lebt Heinz auch nicht mehr in Rögnitz. Er habe „rüber gemacht“, wie eine Dorfbewohnerin Maltzan erzählte.
Auch dieses alte Hollandrad war jahrzehntelang Gemeingut und treuer Begleiter der Familie Bobeth. Kinder und Erwachsene nutzten das Rad abwechselnd für ihre Wege. Jetzt ist es, wie Klaus Bobeth schreibt, zwar durchgerostet, schmückt aber nunmehr den Vorgarten der Familie und dient neuen Freunden als Wegweiser zum Haus.
Wenig begeistert war sicherlich der Besitzer dieses Rads. Klaus Bobeth hat es auf einer Ampel in der Stadt Goes in den Niederlanden gesehen, offenbar ganz in der Nähe einer Bushaltestelle. An so einem Platz möchte niemand sein Rad wieder finden.
Marcel Dresse hat im Sommer diese Fahrrad-Wasserleiche am Rheinufer in Bonn-Beuel entdeckt. „Wie es aussieht, stand es zeitweise ganz unter Wasser und das Rheinwasser hat ihm seinen eigenen Charakter verliehen“, schreibt Dresse sehr treffend.
Nur Fliegen ist schöner, heißt es oft. Manchmal kann man das sogar kombinieren. Thomas Hasse, Reiseradler und Blogger von CuxRadtourer, hat diesen Gleitschirmflieger mit Fahrrad und Motor in Tirol fotografiert. Ob man dieses Trike mit Muskelkraft auf der Straße bewegen kann, geht aus dem Foto nicht hervor. Anscheinend gibt es jedoch Modelle wie das Flyke, mit denen es geht. Der Hersteller bietet das Rad sogar mit verschiedenen Schaltungen an.