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NRW-Landesregierung sorgt unter Radlern für Aufruhr

 

Für Wirbel hat Anfang vergangener Woche die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen gesorgt. Sie hatte den überaus beliebten Radroutenplaner des Bundeslandes im Internet abgeschaltet – völlig überraschend und ohne die Wander-, Rad- und Touristikverbände vorab zu informieren, die den Planer allesamt verlinkt haben. Die Kritik kam umgehend und vehement, nicht nur von fahrradaffinen Gruppen. Auch in den Landesnachrichten und in der Tagespresse wurde die Landesregierung harsch attackiert.

Den Radroutenplaner gibt es seit zehn Jahren, 100.000 Euro kostet er seinen Betreiber im Jahr. Allerdings hat die Seite laut einem Sprecher des Landesverkehrsministeriums auch rund 90 Millionen Zugriffe. Das ist viel und hat seinen Grund. Seit Jahren investiert NRW Millionen in den Ausbau des Radwegenetzes. Städte und Regionen sehen Radreisende als Wirtschaftsfaktor und bauen für sie interessante Routen, wie die 700 Kilometer lange Tour Route der Industriekultur per Rad.

Aber der Routenplaner wird nicht nur von Touristen genutzt. Alltagsradlern diene er als besseres Navi, weil er sie bis vor die Haustür lotse, sagt ADFC-Sprecher Thomas Rommelspacher. Es sei das weltweit führende Premiumprodukt seiner Art.  Smartphone-Besitzern stünde damit ein leicht handhabbares „Fahrrad-Navi“ zur Verfügung, dessen Leistungsfähigkeit in weiten Teilen deutlich besser sei als die der meisten „echten“ Fahrrad-Navis.

Rommelspacher hatte deshalb das Abschalten völlig überrascht. Und nicht nur ihn. Schließlich hat Verkehrsminister Michael Groschek stets für mehr Radverkehr plädiert. Er ist bei ADFC-Sternfahrten mitgeradelt und ist währenddessen ADFC-Mitglied geworden.

Vor diesem Hintergrund wunderten sich viele über das plötzliche Aus des Radroutenplaners. Insider vermuteten eine große interne Eselei. Von Ärger mit der Betreiberfirma und internen finanziellen Querelen war die Rede. Der Sprecher der Landesregierung sagte, der Radroutenplaner müsse überarbeitet werden.

Was immer der Grund war: Die Probleme ließen sich offenkundig schnell aus dem Weg räumen. Mir hatte der Sprecher des NRW-Verkehrsministeriums am Freitagvormittag um 9 Uhr noch erklärt, der Planer werde spätestens zur Radsaison wieder angeschaltet – also Ende März, Anfang April. Weit gefehlt. Kurze Zeit später war er wieder am Netz. Da hat wohl jemand Druck gemacht.