Immer wieder hörte sie Menschen beim Radfahren laut singen, aber diese verstummten, sobald sie in deren Nähe kam. Ob sich die Leute schämten oder niemanden stören wollten, darüber konnte die niederländische Künstlerin Mapije de Wit nur spekulieren. Jedenfalls fand sie es schade, dass die Radfahrer ihren Gesang abbrachen, und suchte nach einem Weg, das zu ändern.
Die Gelegenheit bot sich im vergangenen Jahr. Der niederländische Fahrradverband Fietserbond hatte die junge Performance-Künstlerin beauftragt, verschiedene Fahrrad-Aktionen zu organisieren. An drei Stellen in Amsterdamer Parks hängte sie Schilder mit der Aufschrift „Zangfietspad“ auf, was so viel heißt wie Gesangsradweg. Zudem war auf dem Schild ein singender Radfahrer abgebildet, und unter ihm stand die Aufforderung: Hier können Sie offiziell auf dem Rad singen.
Die weiße Schrift auf blauem Grund sah recht offiziell aus. Die meisten Menschen, die es sahen, waren laut Mapije de Wit begeistert. Sie freuten sich, einen „Radweg zum Singen in ihrer Stadt zu haben“, sagt die Künstlerin. Die Leute hätten gesagt: „Jetzt kann ich endlich so laut singen wie ich will.“ Aber nicht nur die Kommentare der Radfahrer war positiv. Auch die Resonanz in den Medien war groß. Zeitungen und Blogs berichteten darüber.
Anscheinend hat Mapije de Wit mit ihren Schildern einen Nerv getroffen. So unspektakulär die Aussage auch ist, sorgte sie bei vielen Menschen doch für gute Laune.
Mittlerweile sind die Schilder verschwunden. Aber es gibt bereits Nachahmer. In der niederländischen Stadt Haarlem soll es laut Mapije de Wit bald einen Zangfietspad geben, und die Stadt Almere plant demnach im Stadtteil Muziekwijk, ein Schild aufzuhängen. Dort sind die Straßen nach berühmten Musikern und Komponisten benannt.