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Kindertransport: Wo sitzt der Nachwuchs?

 

Kinder verändern den Alltag ihrer Eltern. Viele Familien kaufen sich neue Autos. An der Frage, ob eine Limousine reicht oder man einen Kombi oder gar einen Bus braucht, scheiden sich die Geister. Ähnlich ist es beim Fahrrad. Wird es der Fahrradsitz für vorne oder hinten? Oder doch lieber der Anhänger mit einem oder zwei Rädern? Die Möglichkeiten sind vielfältig und haben alle ihre Vor- und Nachteile. Wir versuchen eine Annäherung.

Sobald Babys alleine sitzen können, dürfen sie bei ihren Eltern auf dem Fahrrad mitfahren. Vor elf Jahren, als mein Sohn aufs Fahrrad sollte, saßen die Kinder in der Regel im Fahrradsitz hinter ihren Eltern. Mittlerweile sehe ich auf Radmessen immer häufiger Modelle, die vorne am Steuerrohr befestigt werden, so wie es vor Jahrzehnten üblich war. Egal ob vorn oder hinten: Zunächst einmal ist ein Kindersitz unglaublich praktisch für kurze Wege ohne viel Gepäck.

Er muss aber halt zum Fahrrad passen. Ich hatte vor elf Jahren einer Bekannten den guten neuwertigen Fahrradsitz abgekauft. Er hatte sogar zwei Halterungen, wir konnten ihn also mit einem Klick entweder an meinem Rad oder an dem meines Mannes befestigen. Jedenfalls in der Theorie, die Sache hatte nämlich einen Haken. Beim Fahren stieß ich mit den Unterschenkeln an die Fußstützen des Sitzes – er passte nicht zu meinem damaligen Rad.

Nicht nur aus diesem Grund ist es sinnvoll, sein Fahrrad und auch das Kind mitzunehmen, wenn man einen Fahrradsitz kauft. Im Praxistest fallen die kleinen Schwächen der Sitze oder des Fahrrads sofort auf. Das beginnt bei der Montage. Der Halteblock für den Sitz hinter den Fahrern wird in der Regel am Sitzrohr befestigt. Bei einigen Damenrädern verlaufen dort aber die Bowdenzüge. Oder die Rohre sind so voluminös, dass man die Halterung kaum festziehen kann. Im Fahrradgeschäft kann man direkt mögliche Alternativen besprechen.

Als Schließmechanismus für die Gurte gibt es sowohl Drei- als auch Fünfpunkt-Systeme. Ein komplizierter oder unhandlicher Mechanismus ist vor allem eines: nervig. Wichtig ist aber, dass er das Kind gut hält und schnell und leicht zu verschließen ist. Außerdem dürfen die Kleinen ihn nicht aufbekommen. Manche Hersteller haben richtige Kindersicherungen für die Gurtschlösser.

Auch hier zeigt vor allem der Test mit dem eigenen Kind die Alltagstauglichkeit. Setzt man es hinein und schnallt es an, spürt man schnell die Vor- und Nachteile des Sitzes. Dann geht es um grundsätzliche Dinge: ob der Nachwuchs ausreichend Platz in der Sitzschale hat, wie gut die Füße in den Stützen stehen und ob die Beinlänge ausreicht. Besonders praktisch ist es, wenn man die Neigung der Lehne etwas verstellen kann. Schläft das Kind ein, fällt sein Kopf dann nicht nach vorn. Bei einigen Sitzen lässt sich die Lehne mit einem Griff verstellen, während die Kinder in ihnen sitzen. Das gilt auch für die Fußstützen.

Gute Händler achten oftmals auch auf Kleinigkeiten: etwa auf einen Schutz für Sattel mit Federn, damit die Kleinen ihre Finger dort nicht hineinschieben können, oder auf einen soliden Fahrradständer. Entweder für den Hinterbau oder einen zweibeinigen Mittelbauständer.

Eine Probefahrt lohnt sich auf jeden Fall. Mit dem Kind im Sitz verändert sich das Fahrverhalten. Tiefeinsteiger und Damenfahrräder beginnen beim Fahren bedeutend leichter zu flattern als ein klassischer Diamantrahmen mit Oberrohr.

Unabhängig davon, ob die Kinder vorn oder hinten mitgenommen werden – sie sollten immer einen Fahrradhelm tragen.

Pedersen-Fahrer © Reidl

Frontsitze, wie sie das oben stehende Video zeigt, sind in Deutschland eher die Ausnahme. Vor Jahren habe ich den Fahrer eines Pedersen-Rades mit seiner Tochter getroffen. Er hatte die Sechsjährige auf seinem Rad vorn zwischen Lenker und Sattel positioniert, wie es bei diesen Sitzen meist der Fall ist. Fahrer, die auf diese Weise ihre Kinder transportieren, beanstanden manchmal die beengte Fahrposition; einige fahren ein bisschen o-beinig. Ein deutlicher Vorteil ist der enge Kontakt mit dem Kind. Beide – Elternteil und Sprössling – sehen dasselbe, man kann sich gut unterhalten. Außerdem ist das Rad beim Fahren recht stabil – sofern die Sitze nicht vor dem Lenker montiert werden. Bei Unfällen oder auch starkem Wind ist das Kind hier allerdings relativ ungeschützt.

In Kürze hier auf dem Blog: Fahrradanhänger – lieber mit einem oder zwei Rädern?