Telefonieren ist heutzutage nur eine der vielen Aufgaben, die ein Smartphone erfüllt. Der Taschencomputer fungiert als Sekretärin, Navigationsgerät und Entertainer in Wort und Bild. Immer häufiger kommuniziert das Smartphone auch mit Autos und Pedelecs. Jetzt ist der Smartphone-Hersteller Samsung einen Schritt weitergegangen. Im Rahmen der Samsung Maestro Academy hat der bekannte italienische Rahmenbauer Giovanni Pelizzoli mit Alice Biotti, einer Maestro-Studentin, das Samsung Smart Bike entwickelt. Angetrieben wird das Fahrrad ausschließlich mit Muskelkraft. Das Smartphone soll den Fahrer sicherer durch die Großstadt führen.
Akku, WLAN, Bluetooth, Digitalkamera, Laserprojektoren und ein kleines Arduino-Modul bilden dafür das notwendige Innenleben des Smart Bikes. Gesteuert werden Licht und die vier Laser über eine App. Dort wo kein Radweg vorhanden ist, sollen die Laser rechts und links neben dem Radfahrer einen leuchtend roten Streifen auf die Straße projizieren – auf diese Weise ist die eigene Radspur immer mit dabei. Die integrierte Digitalkamera fungiert als Rückspiegel. Über das Smartphone-Display am Lenker kann der Fahrer so ständig sehen, was hinter ihm geschieht.
Auf dem Samsung Smartphone findet sich außerdem ein Navigationsprogramm mit Communityfunktion. Die Idee dahinter: Das Smartphone meldet den lokalen Behörden automatisch stark befahrene Fahrradstrecken. Damit erinnern die Radfahrer die Behörden permanent daran, welche Strecken einen Fahrradweg brauchen. Allerdings hat gerade diese Funktion einen Haken: Sie funktioniert nur, wenn die anderen Radfahrer dort ebenfalls mit Samsung Smart Bikes unterwegs sind.
Alice Biotti und Giovanni Pelizzoli haben das Smart Bike auf der Mailänder Designwoche präsentiert. Laut Fast Co Exist, einem Online-Business-Magazin, hat Samsung vor, ein paar Dutzend Räder für Testzwecke zu bauen. Dabei steht weiterhin der Sicherheitsgedanke im Vordergrund.
Die verwendete Technik existiert bereits seit ein paar Jahren. 2009 erhielten Evan Gant von der Vereinigung Industrial Designers Society of America (IDSA) und Alex Tee von der Design-Agentur Altitude Inc. den International Design Excellence Award für die mobile Radwegmarkierung per Laser. Ich habe sie auf dem Blog schon mal vorgestellt. Laut Trevor Ward, Bikeblogger des Guardian, ist sie allerdings nicht sehr effektiv, da die Autofahrer die Streifen auf dem Boden schlecht wahrnehmen.
Auch die Idee für die Rückkamera gibt es bereits seit einiger Zeit. Es ist aber fraglich, wie viel von dem Verkehr hinter sich man auf dem kleinen Display bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen auf einen Blick erkennt.
Aber unabhängig davon zeigt das Smart Bike deutlich auf: Der Einzug elektronischer Gadgets ist auch beim muskelbetriebenen Fahrrad, also nicht nur beim Elektrofahrrad, ein Thema. Einiges ist noch nicht serienreif, aber sie zeigen Möglichkeiten, die alle an einem Punkt zusammenlaufen: Sie sollen die Sicherheit der Radfahrer in der Großstadt verbessern.
Dazu hat auch die Technology Review in ihrer aktuellen Ausgabe ein interessantes Fahrradkonzept vorgestellt. Das Valour von Vanhawks ist an den Seiten mit Ultraschalldetektoren ausgestattet. Sie registrieren, wenn ihnen ein anderes Fahrzeug zu nahe kommt und schlagen Alarm. Ein Assistenzsystem fürs Fahrrad, das ist doch mal was.