Radfahrer können sich freuen. Am 21. und 22. März finden die VELOBerlin und die Berliner Fahrradschau (BFS) erstmals am selben Wochenende statt. Außerdem beginnt am kommenden Montag bereits die Berliner Bicycle Week mit verschiedenen kulturellen und politischen Veranstaltungen.
Die Idee der Berliner Bicycle Week ist reizvoll, aber leider ist das Programm in diesem Jahr recht mager. Das ist schade. Denn potenzielle Veranstaltungen aus dem Bereich Fahrradkultur oder auch politische Diskussionen zu alternativen Mobilitätskonzepten sind genügend vorstellbar für ein mehrtägiges Rahmenprogramm. „Die Berlin Bicycle Week und die Fahrradschau in der Station werden sich kongenial ergänzen: Wir fügen der stylischsten Fahrradmesse Europas die heißeste Bikewoche der Republik hinzu“, hatte Fares Gabriel Hadid, Projektleiter der Berliner Fahrradschau im November dem Magazin Velomotion erklärt. Um das zu erreichen, muss er noch nachbessern.
Am Montagabend gibt es nur eine Veranstaltung. Im Soho-Haus wird unter dem Begriff Holistic Cycling Fahrradfahren als Meditationsform mit Bicycle Yoga, Wellness und Ernährungsberatung kombiniert. Ab Dienstag zeigt das Sputnik Kino dann an den folgenden vier Abenden sehenswerte Fahrradfilme. Dabei sind unter anderem die Dokumentationen Sportsfreund Lötzsch, die das Leben des vom DDR-Regime aussortierten Ausnahme-Radsportlers Wolfgan Lötzsch zeigt und Half the road, eine Dokumentation über die Welt des Frauen Profi-Radsport. Außerdem wird ab Dienstag jeden Tag eine Mauerradtour auf e-Bikes angeboten.
Mittwoch ist das Programm dann etwas dichter. Morgens stellt der Zweiradindustrieverband mit dem Verband des Deutschen Zweiradhandels die aktuelle Entwicklungen in der Fahrradindustrie vor und gibt einen Ausblick auf das Jahr 2015. Um 17 Uhr wird es dann interessant für potenzielle Gründer aus der Branche. Unter dem Motto „Fahrrad meets Startup“ geht es vier Stunden lang in Vorträgen, Podiumsdiskussionen und Studien um die bunte Welt der Fahrrad-Startups.
Wer stilecht mit dem Rad zur Fahrradmesse reisen will, kann das beispielsweise mit dem Radkulturmagazin Fahrstil und Ahrberg cycling Apparel tun. Sie starten am Donnerstag mit 30 Radfahrern von Hamburg Richtung Berlin – immer an den Flüssen Elbe, Havel und Spree entlang. Eine weitere Aktion bieten am Wochenende BikeSurfBerlin und die BUNDjugend Berlin an. Sie radeln von vier verschiedenen Punkten in Berlin zur Messe VELOBerlin.
Umfangreich wird das Programm dann Freitag. Um 11.30 Uhr beginnt ein Bar Camp für die Critical Mass-Bewegung. Dabei handelt es sich um eine offene Tagung mit Workshops, deren Inhalte und Abläufe von den Teilnehmern anfangs selbst entwickelt und gestaltet werden. Treffpunkt ist die Station Berlin in der Luckenwalder Straße, wo auch die BFS stattfindet.
Weltrekord-Versuch
Am Nachmittag startet Christoph Strasser am Flughafen Tempelhof seinen Versuch, einen neuen Weltrekord im 24 Stunden Rennen aufzustellen. Der dreimalige Race-Across-America-Sieger will in der Zeit mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 37,5 km/h die 900 km-Marke knacken. Zuschauer können ihm ab 15 Uhr am Tempelhof in der Chill-Area von Specialized zusehen oder selbst Räder des Herstellers ausprobieren.
Im Rahmen der Berliner Fahrradshow haben Hersteller anscheinend die Möglichkeit, gesondert für ihr Produkt zu werben. So stellt der Radhersteller Canyon an diesem Tag um 17 Uhr sein Commuter Rad vor und präsentiert eine Kollektion an Fahrradkleidung, die Levi’s speziell für das Rad entwickelt hat.
Am Abend gibt es auf der Berliner Fahrradshow ein Rad Race Battle, einem kurzen Sprint über 150 m bis 250 m. Dabei geht es immer Mann gegen Mann oder Frau gegen Frau. Der oder die Schnellere kommt jeweils eine Runde weiter. In den kommenden Tagen gibt es bei Rennen wie dem „Last man Standing“ – bei dem 128 Fixed Gear Fahrer und Fahrerinnen ohne Bremse im KO-System gegeneinander fahren – dem Bike-Polo-Turnier oder dem Minidrome Challenge immer wieder die Möglichkeit, sich zu messen.
Einen Überblick über die Events verschafft man sich am besten auf der Webseite der Berliner Bicycle Week und der Berliner Fahrradschau. Die Seite der Berliner Bicycle Week ist zwar optisch schön gestaltet, aber teilweise unübersichtlich und wenige Tage vor dem Start noch immer im Werden.
Radkultur, Mode und Lifestyle sind zentral auf der BFS. Bei der VELOBerlin geht es auf den ersten Blick dagegen herkömmlicher zu. Aber auch hier ergänzen immer mehr Veranstaltungen zur Kultur und Lifestyle den Testparcour und die Präsentation der Fahrräder. Neu dabei sind diesmal zum Beispiel das Lastenrad-Rennen am Samstag, Kunstradfahren, Slowbiking oder der Night-Ride.
Ein wichtiges Standbein sind weiterhin Vorträge und Podiumsdiskussion zum Thema urbane Mobilität, Ergonomie und Reise. Dieses Jahr sind die Niederlande Partnerland der Messe und informieren am Stand über Radverkehrsförderung in ihrem Land, Fahrradparken und wie man den Verkehr in der Stadt entzerren kann. Erstmals werden auch Vertreter des Bundesministeriums für Verkehr mit einem Infostand auf der Messe sein.
Für die Besucher verspricht das Messewochenende viel Abwechslung. Allerdings wünscht man sich den einen oder anderen Verweis auf eine ergänzende Veranstaltung, die die andere Messe bietet. Aber so weit reicht die Kooperation dann nicht. Was geht: Wenn man ein Messe-Ticket hat, reduziert sich der Eintrittspreis für die andere Messe um einen Euro.
Ob sich das Konzept bewährt, beide Messen an einem Wochenende zu veranstalten, wird sich zeigen. Der Termin kann Synergieeffekte hervorrufen. Da einige Aussteller aber normalerweise auf beiden Messen präsent sind, mussten sich vor allem kleine Aussteller für eine der Messen entscheiden.