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Das Fahrrad ruft beim Sturz den Krankenwagen

 

Die Telekom hat auf dem Nationalen Radverkehrskongress ein vernetztes Fahrrad vorgestellt, das der Konzern zurzeit mit dem Sportradhersteller Canyon aus Koblenz entwickelt. Es folgt einem ähnlichen Ansatz, für das das Projekt Cobi (Connected bike) bereits im Winter viel Geld über die Crowdfunding-Plattform Kickstarter gesammelt hatte. Ist das vernetzte Fahrrad die Zukunft?

Ein Beispiel dafür, was das Telekom-Canyon-Fahrrad kann: Die Elektronik im Rad – die Kerneinheit steckt im Rahmen – erfasst einen Sturz über die Sensoren. Daraufhin ruft der Bordcomputer des Fahrrads das Smartphone des Fahrers an. Antwortet dieser nicht, soll das Fahrrad automatisch die angegebene Notfallnummer anrufen und die GPS-Koordinaten des Fahrers durchgeben. Ähnlich wie das System eCall, das ab 2018 in der EU in Neuwagen zur Pflicht wird.

Außerdem gibt es für das vernetzte Rad Apps zur Diebstahlsicherung, für Wartungsarbeiten wie den Wechsel der Bremsbeläge oder eine permanente Aufzeichnung des Kilometerstands, der beim Verkauf des Fahrrads eine Rolle spielt. Momentan werden einige Piloträder getestet.

Das Konzept des Telekom-Rads folgt damit einem ähnlichen Ansatz wie Cobi, die Bedieneinheit, für die Andreas Gahler im Winter über Kickstarter Geld gesammelt hat. Cobi soll aus jedem Fahrrad ein vernetztes machen können. Gahlers Konzept ist allerdings umfassend: Er will mit Cobi sämtliche Funktionen – er spricht von 100 – über eine Bedieneinheit steuern, vom Licht über die Musik bis hin zur Navigation.

So umfangreich ist das Portfolio des Telekom-Canyon-Rads zurzeit nicht. Aber in den Feinheiten werden sich die beiden und all ihre Nachfolger, die derzeit entwickelt werden, langfristig angleichen.

Das Fahrrad ruft beim Sturz den Krankenwagen
Das Telekom-Canyon-Rad lässt sich über GPS mit dem Smartphone orten. © Deutsche Telekom

Tatsächlich arbeiten Tüftler derzeit rasant an vernetzten Rädern. Schließlich sind Digitalisierung und Vernetzung inzwischen selbstverständliche Bestandteile unseres Alltags – da ist es nur logisch, dass beides auch aufs Radfahren übertragen wird. Das vernetzte Fahrrad, das vor Kollisionen warnt und dem Fahrer anzeigt, wie schnell er fahren muss, um die S-Bahn noch zu erwischen, das wird es in absehbarer Zeit geben.

Sicherlich macht dieses Angebot Radfahren für einige Verkehrsteilnehmer attraktiver oder erleichtert ihnen die Entscheidung, überhaupt erst aufs Rad zu steigen. Aber diese Entwicklung sollte nicht überbewertet werden. Es wird auch in Zukunft eine große Zahl an Radfahrern geben, die ohne all diese Technik jeden Tag mit dem Rad in der Stadt unterwegs sind.

Zudem nutzt das schönste vernetzte Fahrrad auch nichts, wenn die Infrastruktur nicht dazu passt. Wenn die Wege oder die Verkehrssituation es nicht zulassen, dass Radfahrer sicher – langsam oder zügig – unterwegs sind.

In dieser Hinsicht gibt es in vielen Städten noch Bedarf, die Bedingungen für die Radfahrer zu verbessern. Es ist nicht allein das Fahrrad, das dem Stand der Technik entsprechen soll – die Infrastruktur für Radfahrer muss es ebenfalls. So wie der Radfahrer des 21. Jahrhunderts mehr Geld für sein Fahrrad ausgibt, so müssen die Bundesregierung und die Städte und Kommunen mehr Geld für den Radverkehr ausgeben. Nur dann funktioniert beides zusammen.