Lesezeichen
 

Ein Sattel aus Kautschuk und Baumwolle

© Brooks
© Brooks

Brooks-Sättel gefallen mir. Ich mag ihre Form, die Kombination aus Nieten und Leder. Aber das war es dann auch. Fahren wollte ich einen Brooks nie. Neu waren sie mir zu hart, und die 1000 Kilometer zum Einfahren sind eindeutig zu lang. Im vergangenen Jahr brachte der britische Sattelbauer aber den Cambium auf den Markt. Seit vier Wochen teste ich nun das Modell aus Kautschuk und Baumwolle.

Richtig lange unterwegs war ich mit dem Brooks bei den Minustemperaturen allerdings noch nicht. Im Alltag fahre ich ihn auf dem Weg ins Büro und die Touren durch die Stadt. Dann hier mal 50 Kilometer im schnellen Ritt und dann mal anderthalb Stunden im Plaudermodus mit der Familie. Jede Fahrt bestritt ich bislang in Straßenhosen, ohne Probleme.

Damit hätte ich nicht gerechnet. Am liebsten fahre ich Sättel mit Aussparung, die gut nachgeben. Auf meinem Reiserad bin ich seit Jahren mit einen Terry Fly Max unterwegs und auf meinem Mountainbike sitzt seit Kurzem ein bequemer Oura von Specialized. Ich gehöre zu den empfindlichen Fahrern. Eine Stunde auf einem Sattel ohne Aussparung, der nicht flext, reicht mir. Von Druckstellen und Taubheitsgefühlen am Hintern habe ich genug. Ich mag meine Sättel. Deshalb war ich sehr skeptisch, als ich den Cambium fest schraubte.

Aber: Er flext, er ist bequem. Laut Lothar Schiffner, Sprecher von RTI Sports, dem Brooks-Distributor für Österreich und Deutschland, gibt er so gut nach, weil er wie eine Hängematte aufgebaut ist. Wie jeder Brooks-Ledersattel-Sattel wird auch der Cambium aus Kautschuk an der Nase sowie am hinteren Ende der Sitzfläche gespannt.

Leder- und Kautschuksätteln fehlt die feste Schale, die bei den meisten anderen Sätteln usus ist. Der Ledersattel muss allerdings von Zeit zu Zeit nachgespannt werden. Der Cambium soll laut Hersteller seine Form behalten.

Anders als die Ledersättel braucht er anscheinend keine Pflege. Die Baumwolle wurde wie Schiffner sagt, vor der Einarbeitung in den Kautschuk mit dem biologisch abbaubaren Imprägniermittel Numac behandelt. Der Sattel wie die Baumwolloberfläche sollen wasserdicht und sehr strapazierfähig sein. Zwei Jahre gibt der Hersteller darauf Garantie.

Das Damenmodell: Cambium C17s © Reidl
Das Damenmodell: Cambium C17s © Reidl

Ein heller Sattel kann schnell fleckig werden. Mein Test-Cambium hatte nach einer Stunde Fahrtzeit blau schimmernde Flanken von einer neuen Jeans. Mit etwas Seifenlauge ließ sich die Farbe jedoch schnell und unkompliziert ausreiben. Hier zeigt sich auch: Der Kautschuk-Sattel ist wasserabweisend. Nach dem Säubern habe ich ihn mit einem Tuch abgewischt. An der Hand fühlte sich die Baumwolldecke noch klamm an. Aber die Restfeuchte war so gering, dass die Hose trocken blieb.

Nach den ersten Wochen gefällt mir der Sattel gut. Wie sich der Cambium im Langzeittest auf langen Touren und widrigem Wetter bewährt und ob die Baumwolldecke ansehnlich und wasserabweisend bleibt, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.

 

Biken im Bergrock

20140126_125509_2

Montagmorgens um 6 Uhr gehe ich immer mit meiner Nachbarin eine Runde Mountainbiken. Dann ist es kalt und dunkel – also nicht sehr verlockend. In den vergangenen Wochen schielte ich immer etwas neidisch auf ihren neuen wattierten Rock, den sie über ihrer Fahrradhose trug. Ein warmer Hintern war ihr garantiert. Im Gegensatz zu mir.

Neulich durfte ich ihren Rock nun ausprobieren. Bei minus 10 Grad waren wir rund anderthalb Stunden im Gelände. Das Ergebnis: mollig warm ist anders, aber die Temperatur war völlig annehmbar. Am Folgetag bei null Grad sah das schon ganz anders aus: Mit diesem warmen Kleidungsstück hätte ich ewig durch den Schnee fahren können.

Praktischerweise spürt man den Rock beim Tragen so gut wie gar nicht. Im Gelände öffnet man die Reißverschlüsse, um mehr Bewegungsfreiheit zu haben,  in der Ebene schließt man sie, dann ist es wärmer. Der Rock ist ein überaus praktisches Kleidungsstück, das eigentlich für Bergsteigerinnen gedacht ist. Fürs Radfahren finde ich ihn aber ebenso geeignet. Jedenfalls senkt es meine Hemmschwelle enorm, morgens um sechs bei Minustemperaturen aufs Rad zu steigen.

 

Fahrradfrühling: Neuheiten für die warmen Tage 2014

© pd-f.de / Felt
e-Fatbike Lebowsk von Felt  © pd-f.de / Felt

Der Pressedienst Fahrrad hatte in Hamburg zum „Fahrradfrühling“ eingeladen.  Mit Frühling hatte das wenig zu tun. Bei minus 6 Grad schwammen die Eisschollen auf der Elbe, und im Stadtpark Planten un Blomen überzog eine dünne Schneeschicht die Wege. Das hielt aber niemanden davon ab, die Modelle der kommenden Radsaison auszuprobieren.

Viele Räder und Radtaschen, die die Göttinger dabei hatten, habe ich bereits hier im Blog vorgestellt. Ein Novum war allerdings darunter: ein Fatbike mit Elektromotor, hergestellt von der Firma Felt. Leider war es nur ein Prototyp, man durfte ihn also nicht fahren. Das Testrad soll zur Eurobike im Sommer fertig werden.

Dieses Rad präsentiert aber ganz gut den Zeitgeist der Branche. Es werden immer mehr Spezialfahrzeuge angeboten, die auf die besonderen Bedürfnisse der Fahrer zugeschnitten sind. So wie ein Fatbike, das auf Sand- oder Schneepisten seine Stärken entfaltet, oder auch der Beachracer von Koga, der fürs Fahren entlang der Wasserlinie gedacht ist. Zugleich wird aber auch stärker in Richtung Mehrzweck gedacht.

© pd-f.de / Herkules
Rob Cargo © pd-f.de / Herkules

Ein schönes Beispiel hierfür ist das E-Lastenrad von Herkules. Das Rob Cargo hat vorne und hinten stabile Ladeflächen, die per Snap-it-System leicht abnehmbar sind. Man kann also Körbe oder Taschen, auf dem Gepäckträger auch Kindersitze, schnell montieren. Ebenso schnell kann man sie auch wieder abnehmen – dann wird aus dem Lastenrad ein Citybike.

Nicht neu, aber hilfreich war der Hinweis des Veranstalters Gunnar Fehlau auf gleichschließende Fahrradschlösser. Das Prinzip ist: Man hat fünf gleiche Schlüssel für drei bis fünf verschiedene Schlösser. Insbesondere für Familien, aber auch Firmen birgt dieses Prinzip enorme Vorteile. Jeder kann mit seinem Schlüssel jederzeit sein Rad oder das eines anderen Familienmitglieds auf- und zuschließen. Das kann den Alltag unglaublich erleichtern. Der Hersteller Abus bietet beispielsweise solche gleichschließenden Fahrradschlösser an. Über eine Code-Karte, die den Schlössern beiliegt, können Schlüssel oder Schlösser nachbestellt werden.

Recht eindrucksvoll war beim Fahrradfrühling die Präsentation des Hövdings. Er ist quasi ein Hightech-Airbag für Helmmuffel-Radfahrer. Versteckt in einem Kragen, der wie ein Schal getragen wird, soll er sich bei einem Sturz innerhalb von Sekundenbruchteilen aufblähen und den Kopf schützen.

@ Reidl
@ Reidl

Thomas Danz vom Pressedienst Fahrrad hat nun vorgeführt, dass der Hövding funktioniert. Nach einem kurzen Mountainbikesprint legte er einen perfekten Sturz hin – abgepuffert von Matten, fiel er den wartenden Journalisten genau vor die Füße. Dann lag er auf seiner Matte mit dem Hövding auf dem Kopf, der ausgelöst aussieht wie eine tragbare Trockenhaube. Interessant ist, dass der Hövding anfangs ein unglaublich hartes, prall gefülltes Luftpolster hat, das danach innerhalb weniger Minuten stark abnimmt.