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Rad- und Autofahrer teilen sich die Fahrbahn

Das Verkehrsrecht ist nicht immer eindeutig. Das hat kürzlich hier im Blog die lebhafte Debatte zu einer ACE-Studie gezeigt, die falsche Infos zur Zebrastreifen-Nutzung enthielt. Deshalb stellen wir in den kommenden Wochen mithilfe des Rechtsanwalts Christoph Krusch die größten Irrtümer und Legenden zum Thema Radfahren im Blog vor. Krusch arbeitet in Berlin und hat sich aufs Radrecht spezialisiert.

Teil 5: Radfahrer sind auf der Fahrbahn richtig

§ 2 Abs. 4 Satz 2 StVO: Eine Pflicht, Radwege in der jeweiligen Fahrtrichtung zu benutzen, besteht nur, wenn dies durch Zeichen 237 (Radfahrer), 240 (Gemeinsamer Fuß- und Radweg) oder 241 (Getrennter Rad- und Fußweg) angeordnet ist.

Für manche Autofahrer ist es noch immer unvorstellbar: Radfahrer gehören grundsätzlich auf die Fahrbahn und gelten laut Gesetzgeber dort als gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer. So steht es seit dem 1. September 1997 in der StVO und wurde 2010 vom Bundesverwaltungsgericht in Leipzig bestätigt. Das heißt: Das Fahren auf dem Radweg soll die Ausnahme sein. Es darf nur dann verpflichtend angeordnet werden, wenn die örtlichen Verhältnisse den Radfahrer besonders gefährden. Weiter„Rad- und Autofahrer teilen sich die Fahrbahn“

 

Radfahren über den Dächern von Londons S-Bahnen

© Foster and Partners
© Foster and Partners

Wie sieht der Verkehr der Zukunft in den Metropolen aus? Der renommierte britische Architekt Norman Foster hat seine Vision eines effizienten und zukunftsweisenden Konzepts kürzlich in London vorgestellt. Geht es nach ihm, sind Radfahrer in London irgendwann in luftiger Höhe unterwegs: eine Etage über dem S-Bahnnetz der Großstadt. Dort rollen sie dann völlig frei und ungestört von jeglichem Autoverkehr auf einem eigenen Fahrradhighway dahin. Staus oder rote Ampeln interessieren dort oben niemanden. Weiter„Radfahren über den Dächern von Londons S-Bahnen“

 

Angehupt – aus der Sicht eines schnellen Pedelecs

Heute ist es wieder passiert. Ein silbernes Auto hat mich angehupt. Nicht kurz und laut, wie sonst so häufig, sondern diesmal lang und anhaltend. Es war furchtbar. Nun gut, ich bin schreckhaft, vielleicht weil ich so jung bin. Gerade mal ein paar Monate habe ich auf der Felge. Angefangen hat es weit hinter mir – ich ahnte nicht, dass ich gemeint war, schließlich rollte ich mit den anderen Autos einträchtig nebeneinander über den Asphalt. Aber als der Wagen mich laut heulend über die Kreuzung jagte, habe ich es begriffen. Kurz bevor sich die Fahrbahn verjüngte, scherte er vor mir ein. Viel zu eng für meinen Geschmack, aber mich fragt ja eh nie einer.

Als das Auto endlich an mir vorbei war, wollte ich gerne verschnaufen. Meine Fahrerin nicht. Sie schien etwas aufgebracht zu sein. Vielleicht weil die Frau in dem Auto vor uns nun so eindringliche Gesten machte. Erst schüttelte sie wild ihre Faust, dann zeigte sie immer wieder auf den Weg neben der Straße. Ich verstand. „Aber da darf ich doch gar nicht hin“, wollte ich rufen, aber mich versteht ja niemand.

Ich wünschte mir, das silberne Auto düse davon. Meine Reifen – eigentlich prall aufgepumpt – fühlten sich immer noch weich und wabbelig an. Aber meine Fahrerin war erbarmungslos, weiterhin fuhren wir knapp hinter dem Auto her. Endlich bog es ab, aber, oh nein, wir hinterher. Schon stand meine Fahrerin neben dem Auto.

„Darf ich Sie fragen, was das eben sollte?“, fragte sie die Autofahrerin. Die schimpfte los, wir dürften nicht auf der Straße fahren und würden Ärger bekommen, wenn uns die Polizei erwische. Sie schoss eine Salve nach der anderen ab. „Können wir weiter fahren“, schrie ich nun. Aber meine Fahrerin ließ sich nicht beirren. Sie zeigte auf mein Nummernschild und erklärte, ich sei ein Kleinkraftrad, ich müsse auf der Straße fahren. Die Frau war ziemlich alt, sofern ich als S-Pedelec so was beurteilen kann: Sie war runzlig und hatte weiße Haare. Von ihr hätte ich nie erwartet, dass sie mich so anhupt.

Im Nachhinein tat sie mir Leid. Von meiner Art gibt es noch nicht viele, und die Frau verstand das mit dem Nummernschild und der Straße nicht sofort. Rückblickend hat mir unsere Begegnung dennoch Mut gemacht. Sie hat sich entschuldigt, zwar nur ganz leise, aber ich habe es deutlich gehört. Das hat mich gefreut. Das nächste Mal hupt sie mich oder Kollegen von mir sicherlich nicht an, wenn sie uns auf der Straße trifft – hoffe ich jedenfalls.

Wenn ich so alt bin wie die Frau im Auto, wird es von meiner Sorte ganz viele geben. Das hat mir jedenfalls der Mann gesagt, der mich zusammengeschraubt hat. Während er meinen Riemen spannte, erzählte er, dass es bald schnelle Pedelecs in allen Farben gebe und in Designs, die man sich heute noch gar nicht vorstellen kann. Irgendwann würden wir über eigene Spuren auf der Straße rollen, extra Pedelec-Spuren, weil wir so viele sind. Es werde von uns Flotten geben, die vor Bahnhöfen stehen, damit man uns mieten kann. Und in großen Unternehmen stünden wir dann in Tiefgaragen trocken und vor Wind geschützt neben schicken Geschäftsautos.

Noch kann ich mir das alles nicht vorstellen. Aber ich muss zugeben: Die Idee gefällt mir ziemlich gut.