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Kölns Kasimir: Ein Lastenrad für lau

© Anna Gold
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„Für lau“, sagen die Kölner, wenn sie soviel meinen wie: umsonst oder für wenig Geld. Und nach diesem Prinzip funktioniert Kasimir. Das Lastenrad darf man umsonst ausleihen, eine kleine Spende ist aber willkommen. Möglichkeiten bieten sich viele, denn Kasimir ist ein Vagabund. Alle zwei, drei Wochen wechselt er seinen Standort. Mal steht er vor einem Geschäft, mal vor Cafés oder auch bei Privatpersonen. Wer ihn beherbergt, organisiert ehrenamtlich den Verleih. Die Idee ist, dass möglichst viele Menschen Kasimir testen.

Sieben Privatleute aus Köln haben im Frühjahr das Projekt gestartet. Sie wollten eine Alternative zum motorisierten Autoverkehr anbieten. Die Idee kam nicht von ungefähr: Seit Jahren beschäftigen sie sich unter dem Namen Wie leben wir? mit Themen wie Stadtraum, Mobilität, Arbeitswelt und dem Verhältnis zwischen Individualisierung und Gesellschaft. Aus diesen Themen heraus entwickeln sie Projekte.

Lastenräder erleben zurzeit in den Städten ein Comeback. Ein dänischer Mechaniker entwickelte bereits Ende der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts das Lastenrad Long John. Schon zuvor wurden mit Rädern Botendienste erledigt. Heute sind Kurierdienste, aber auch Handwerker – etwa Monteure oder Kleinunternehmer – mit mobilen Suppen-, Eis- und Kaffeelastenrädern unterwegs. Aber auch immer mehr Privatleute entdecken das Rad für sich. Allerdings lohnt sich ein Lastenrad für eine Person oder einen Haushalt fast nicht. Ein Lastenrad ist prädestiniert dafür, geteilt zu werden – mit Nachbarn, Geschäftsleuten oder innerhalb eines Wohnviertels.

Das haben sich auch die sieben Kölner gedacht. Über eine Stiftung erhielten sie die 2.500 Euro, die Kasimir kostete. Dann fragten sie bei verschiedenen Cafés und Organisationen an, ob sie bereit seien, Kasimir eine Weile zu beherbergen und seinen Verleih zu betreuen. Mittlerweile melden sich die Leute bei ihnen, um Kasimir eine Weile vor ihrer Tür abzustellen. Lange steht er dort nie. Die Nachfrage ist gut.

Seit März rollt das Dreirad nun durch Köln. Es ist fast immer ausgebucht. Anmeldungen und Buchungen werden über eine Website organisiert. Ein bis drei Tage kann man Kasimir ausleihen. „Im Sommer nutzen die Leute das Rad zwei Tage für irgendwelche Veranstaltungen“, sagt Christian Wenzel, einer der Initiatoren. Sie fahren damit an den Rhein zum Grillen, erledigen kleinere Umzüge, transportieren damit Maschinen oder ihren Wocheneinkauf.

Wer will, spendet einen kleinen Betrag. Davon werden dann kleine Reparaturen bezahlt. Kürzlich wurde über Kasimirs Facebook-Seite eine Klingel gesucht und schnell gefunden.

Das System funktioniert nur mit freiwilligen Helfern, Vertrauen und dadurch, dass alle verantwortungsvoll und pfleglich mit dem Rad umgehen. Bislang hat das gut geklappt. Somit sind die Chancen gut, weitere Kasimirs nach Köln zu holen. Die sieben wollen das Projekt weiter ausdehnen. „Am liebsten flächendeckend in Köln“, wie Wenzel sagt.

© Anna Gold
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Falschparker bald per App anzeigen?

Das Problem kennt jeder Velofahrer: Autos parken Radwege zu. Bislang konnten Radfahrer sich das Nummernschild notieren und den Halter anzeigen. Wenn es nach vier Berlinern geht, schlüpfen Radfahrer und Fußgänger demnächst in die Rolle von Hilfspolizisten. Mit der Smartphone-App Straßensheriff sollen Falschparker erst auf ihr Vergehen hingewiesen und – falls sie sich als Wiederholungstäter entpuppen – via App per Fingertipp angezeigt werden.

„Die Anzeige ist die ultima ratio. Manchen notorischen Falschparkern kommt man anders nicht bei“, heißt es auf der Finanzierungsplattform Startnext. Dort sammeln die Straßensheriff-Macher gerade Geld für ihr Projekt. „Ein Klick, ein Foto und GPS-Daten fügen sich zu einer Anzeige zusammen und werden mit den eigenen Absenderdaten an Amt oder Polizei übermittelt“, heißt es dort weiter. Der Anzeige soll allerdings eine freundliche Botschaft an den Falschparker vorangehen. Sie soll ihn auf sein Fehlverhalten hinweisen. Weiter„Falschparker bald per App anzeigen?“

 

Aus der Karibik nach Leipzig: Rumtransport per Wind- und Muskelkraft

Die ”Tres Hombres” hat Rum und Kakaobohnen aus der Karibik in die Niederlande gebracht © Poscher
Die ”Tres Hombres” hat Rum und Kakaobohnen aus der Karibik in die Niederlande gebracht © Poscher

Rum und Schokolade aus der Karibik – das klingt nicht nur lecker, sondern hat in der Kombination auch einen Hauch von Exotik. Besonders nachhaltig ist beides jedoch nicht, schließlich ist der Transport aus der Karibik mit hohem Energieaufwand verbunden. Jedenfalls normalerweise. Der Lastenradhändler Eric Poscher hat einen Weg gewählt, der das Siegel „fair transportiert“ durchaus verdient. Die Transportmittel seiner Wahl: Segelschiff und Lastenfahrrad.

Das Lastenrad ist in dieser Geschichte ein nahe liegender Faktor. Poscher verkauft sie seit zwei Jahren in Leipzig. Durch einen Zufall erfuhr Poscher von der „Tres Hombres“. Wie er sagt, ist es das einzige Transportsegelschiff weltweit, und es segelt seit drei Jahren für Fairtransport. Aus der Dominikanischen Republik bringt es Rumfässer und Kakaobohnen mit Windkraft nach Amsterdam. Dort wird der Rum abgefüllt und die Bohnen werden zu Schokolade weiterverarbeitet.

Die Idee, per Segelschiff gelieferten Rum und Schokolade mit dem Rad nach Deutschland zu fahren, fand Poscher verlockend. Allerdings wollte er auch nicht auf 50 Kilo Rum und Schokolade sitzen bleiben. Deshalb startete er bei Crowdfunding eine Unterstützeraktion. Seine Idee fand Liebhaber. Nach neun Tagen hatte er für 1.288 Euro Vorbestellungen für seine Fracht, das waren 83 Prozent mehr, als er brauchte.

In Amsterdam am Hafen hieß es erst mal warten. Die „Tres Hombres“ sollte Montagmorgen einlaufen – doch das Schiff war nicht zu sehen. Es herrschte Flaute.

© Poscher
© Poscher

Letzten Endes fuhren sie mit einem Tag Verspätung los. 863 Kilometer mit jeweils 50 Kilogramm Ware im Gepäck lagen vor ihnen, mit Start in Den Helder und den Etappenzielen Emsdetten, Münster, Osnabrück, Minden, Hannover, Braunschweig, Helmstedt, Magdeburg, Halle und schließlich Leipzig. Sie fuhren mit einem Omnium Cargo, bei dem die Ladefläche über dem Vorderrad platziert ist, und einem französischen Douze Messenger. Besonders das Omnium wirkt auf den Fotos sehr reduziert und geradezu fragil für ein Lastrad. Das liegt wahrscheinlich an dem relativ kleinen Rohrdurchmesser. Der ist möglich, weil beide Räder aus Stahl gefertigt sind.

Trotz der Ladung legten sie 90 bis 120 Kilometer am Tag zurück. Mal bei Sonnenschein und Rückenwind, mal bei strömendem Regen. „In der Schlussetappe schafften wir sogar 25,4 Kilometer pro Stunde über mehr als 60 Kilometer“, sagt Poscher. Die 50 Kilo Zulast sind gut zu fahren. Kurierfahrer sind meistens mit mehr Last unterwegs. Außerdem wurde das Gewicht während der Fahrt immer weniger. Denn einigen Unterstützern konnten sie ihre Bestellungen bereits während der Reise liefern. Für kommendes Jahr ist einer Wiederholung geplant. Und wer will, kann sogar mitfahren.

12 Flaschen und Schokolade hatte jeder Fahrer in seiner Transportbox © Poscher
Zwölf Flaschen Rum sowie Schokolade hatte jeder Fahrer in seiner Transportbox © Poscher