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Preise für jugendliche Fahrradfilmer

Es ist Berlinale und die Hauptstadt wird zur Filmstadt. Doch während die Aufregung bei Filmemachern und Schauspielern noch steigt,  durften sich 21 junge Nachwuchsfilmer bereits Freitagabend in Berlin freuen. Sie haben bei dem Kurzfilmwettbewerb „Like it ­– Bike it“ gewonnen und bekamen am Abend ihre Preise überreicht. Jeder der Jugendlichen hat mit seinem Kurzfilm gezeigt, warum er das Fahrrad liebt.

„Vielseitig, kreativ, spannend, lustig, beurteilte die Jury ihre Werke. Zurecht. Die elf- bis 18-Jährigen haben sehr witzige Stücke produziert, die unabhängig davon, ob sie laienhaft oder professionell daherkommen, ihre persönliche Fahrradliebe sehr treffend darstellen. Zwei von den Siegerfilmen gehören auch zu meinen Favoriten.

Mit „MTB – Makes Teaching Better“ haben Luca, Marcel und Sebastian den zweiten Platz in der Altersgruppe Elf- bis 14-jährige belegt. In ihrem Beitrag zeigen sie Schüler, die kurz entschlossen aus dem langweilen Geometrieunterricht fliehen. Ihr Fluchtfahrzeug sind Mountainbikes. Nach einer kurzen wilden Jagd stellt sie der Lehrer, er hat aber auch eines begriffen: Lernen mit Praxisbezug geht und macht mehr Spaß. Nun erklärt er ihnen die Flächenberechnung von Kreisen anhand eines Laufrads und hat ihre volle Aufmerksamkeit.

Sehr realistisch ist der Beitrag „I am Billy“, mit dem Gina, Jördis und Tom es auf den zweiten Platz in der Gruppe der 15- bis 18-Jährigen geschafft haben. Sie haben ihre Liebe zum Trial-fahren und das Thema Mobbing geschickt verknüpft.

Einige der Beiträge sind im Rahmen von Jugendfilmschulen entstanden. Manche Teilnehmer beschäftigen sich bereits seit Jahren mit Film und Fotografie, wie Silas Metz. Seinen Film „Live your Dream Series: Mountainbike edit“ könnte auch ein Profi gedreht haben. Die Kombination aus langen Nahaufnahmen von Flora und Fauna und dem Mountainbikefahrer sind fein aufeinander abgestimmt und haben eine sehr erwachsene Bildersprache.

Mit so einer hohen Qualität der Beiträge haben die Initiatoren von „Like it – Bike it“ nicht gerechnet. Sie haben viel mehr Filme erwartet, die mit Handykameras gedreht wurden. Die  reichen für den Wettbewerb vollkommen aus. Auch in der zweiten Runde, die bereits im April startet. Hier gilt wieder: Die Teilnehmer reichen ihre Beiträge ein. Sie werden auf der Like it – Bike it“-Webseite freigeschaltet und dann müssen die Jugendlichen ihre Sozialen Netzwerk-Kontakte aktivieren, um möglichst viele Klicks zu bekommen. Die Teilnehmer mit den meisten Klicks gehen in die zweite Runde. Dann bewertet eine Jury die Filme. Kriterien sind unter anderem, wie gut sie das Thema getroffen haben, wie gut ihr Drehbuch war oder welche technischen Effekte sie genutzt haben.

Zu der vierköpfigen Jury gehörte auch Mike Marzuk, der Regisseur von Fünf Freunde 1 und 2. Finanziert wird der Wettbewerb unter anderem vom Bundesverkehrsministerium. Den Initiatoren geht es darum, das Fahrradfahren als cooles attraktives und nachhaltiges Fortbewegungsmittel zu etablieren. Diese Botschaft haben viele Filmer transportiert. Die Erstplatzierten blieben das Wochenende über in Berlin und nahmen an einem Filmworkshop teil.

Die Siegerfilme: Altersgruppe 11 bis 14 Jahre

Platz 1: „Follow“ von Josefine und Charlotte

Platz 2: „MTB – Makes Teaching Better“ von Luca, Marcel und Sebastian

Platz 3: „10 Dinge, die man mit einem Fahrrad machen kann“ von Kristin und Silvia

Platz 4: „Die 5 Arten des Fahrradfahrens” von Dominik und Ferdinand

Altersgruppe 15 bis 18 Jahre

Platz 1: Vélove“ von Ekatarina und Anna

Platz 2: I am Billy“ von Gina, Jördis und Tom

Platz 3: „Radfahren lohnt sich!“ von Janis, Maria, Merit und Fynn

Platz 4: fünfhunderteinundneunzig” von Ferdinand, Theresa und Lena

Alle weiteren Filme findet man außerdem hier.

 

Premiere: L’Eroica in England

Die L’Eroica- die Heldenhafte in der Toskana ist legendär. Jedes Jahr pilgern tausende von Fahrradliebhaber zu dem Radrennen nach Gaiole, um dort auf historischen Rädern in ebensolcher Kleidung über die alten Schotterpisten zu fahren. In diesem Jahr gibt es eine Zwillingsveranstaltung in England die  L’Eroica Britannia. Inspiriert von ihrem italienischen Vorbild starten die Briten am 20. Juni ein drei Tage andauerndes historisches Fahrrad-Festival im Nationalpark The Peak District mit Fahrradflohmarkt und wie sie sagen einem „der schönsten Bike-Rennen der Welt“.

In der Tat klingen die Routen der drei möglichen Strecken viel versprechend. Auf den 30, 50 oder 100 Meilen langen Touren passiert man Moorlandschaften mit ihren sanften Tälern, beeindruckenden Schluchten, Tunneln, Viadukten und jahrhundertealten Dörfern. Die Engländer führen die Fahrer an Denkmälern ihrer Industrialisierung vorbei wie Cromford Mills, der ersten mit Wasserkraft betriebene Baumwollspinnerei der Welt oder  über die Privatwege von berühmten Anwesen, wie dem Chatsworth House, einem der ältesten Herrenhäuser Englands.

Noch gibt es Restplätze, aber die Nachfrage ist laut der Organisatoren groß. Sie rechnen mit 2.000 Fahrern und 10.000 Besuchern. Wer starten möchte, aber kein historisches Rad besitzt kann sich im Vorfeld eines buchen.

Die ursprüngliche L’Eroica in der Toscana hat ihren eigenen Charme. 1997 sind 92 Teilnehmer losgeradelt, um einen Missstand aufzuzeigen. Die fürs Chianti so typischen hellen Schotterpisten wurden immer öfter zugeteert und diesen Trend wollten die Bewohner mit ihrem Revival-Radrennen stoppen.

Was in den Folgejahren geschah, konnte niemand absehen. Die Ausfahrt wurde ungemein populär. Immer mehr Liebhaber alter Räder wollten mitfahren. Mittlerweile sind es 5.000 Fahrer. 1.000 Plätze werden im Losverfahren an Ausländer vergeben.

Welchen Charme das organisierte Rennen in England entwickelt, wird sich noch zeigen. Professionelle Veranstalter gibt es in der Toskana nicht. Viel von dem Flair der Veranstaltung beruht auf dem Engagement der Menschen vor Ort. An den verschiedenen Verpflegungsstationen tischen die Einheimischen die Spezialitäten ihrer Region auf.  An dieser Tradition wollen die Briten anknüpfen. In den Dörfern sollen den Fahrern die kulinarischen Besonderheiten der Region und Bier kredenzt werden.

Weitere Infos und Anmeldungen gibt es hier.

 

Ein Sattel aus Kautschuk und Baumwolle

© Brooks
© Brooks

Brooks-Sättel gefallen mir. Ich mag ihre Form, die Kombination aus Nieten und Leder. Aber das war es dann auch. Fahren wollte ich einen Brooks nie. Neu waren sie mir zu hart, und die 1000 Kilometer zum Einfahren sind eindeutig zu lang. Im vergangenen Jahr brachte der britische Sattelbauer aber den Cambium auf den Markt. Seit vier Wochen teste ich nun das Modell aus Kautschuk und Baumwolle.

Richtig lange unterwegs war ich mit dem Brooks bei den Minustemperaturen allerdings noch nicht. Im Alltag fahre ich ihn auf dem Weg ins Büro und die Touren durch die Stadt. Dann hier mal 50 Kilometer im schnellen Ritt und dann mal anderthalb Stunden im Plaudermodus mit der Familie. Jede Fahrt bestritt ich bislang in Straßenhosen, ohne Probleme.

Damit hätte ich nicht gerechnet. Am liebsten fahre ich Sättel mit Aussparung, die gut nachgeben. Auf meinem Reiserad bin ich seit Jahren mit einen Terry Fly Max unterwegs und auf meinem Mountainbike sitzt seit Kurzem ein bequemer Oura von Specialized. Ich gehöre zu den empfindlichen Fahrern. Eine Stunde auf einem Sattel ohne Aussparung, der nicht flext, reicht mir. Von Druckstellen und Taubheitsgefühlen am Hintern habe ich genug. Ich mag meine Sättel. Deshalb war ich sehr skeptisch, als ich den Cambium fest schraubte.

Aber: Er flext, er ist bequem. Laut Lothar Schiffner, Sprecher von RTI Sports, dem Brooks-Distributor für Österreich und Deutschland, gibt er so gut nach, weil er wie eine Hängematte aufgebaut ist. Wie jeder Brooks-Ledersattel-Sattel wird auch der Cambium aus Kautschuk an der Nase sowie am hinteren Ende der Sitzfläche gespannt.

Leder- und Kautschuksätteln fehlt die feste Schale, die bei den meisten anderen Sätteln usus ist. Der Ledersattel muss allerdings von Zeit zu Zeit nachgespannt werden. Der Cambium soll laut Hersteller seine Form behalten.

Anders als die Ledersättel braucht er anscheinend keine Pflege. Die Baumwolle wurde wie Schiffner sagt, vor der Einarbeitung in den Kautschuk mit dem biologisch abbaubaren Imprägniermittel Numac behandelt. Der Sattel wie die Baumwolloberfläche sollen wasserdicht und sehr strapazierfähig sein. Zwei Jahre gibt der Hersteller darauf Garantie.

Das Damenmodell: Cambium C17s © Reidl
Das Damenmodell: Cambium C17s © Reidl

Ein heller Sattel kann schnell fleckig werden. Mein Test-Cambium hatte nach einer Stunde Fahrtzeit blau schimmernde Flanken von einer neuen Jeans. Mit etwas Seifenlauge ließ sich die Farbe jedoch schnell und unkompliziert ausreiben. Hier zeigt sich auch: Der Kautschuk-Sattel ist wasserabweisend. Nach dem Säubern habe ich ihn mit einem Tuch abgewischt. An der Hand fühlte sich die Baumwolldecke noch klamm an. Aber die Restfeuchte war so gering, dass die Hose trocken blieb.

Nach den ersten Wochen gefällt mir der Sattel gut. Wie sich der Cambium im Langzeittest auf langen Touren und widrigem Wetter bewährt und ob die Baumwolldecke ansehnlich und wasserabweisend bleibt, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.