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Dreikönigskunst

Installationsansicht Alexandra Hopf, A Future Show, 2010 © Cruise&Callas

Bei Cruise&Callas gibt’s heute Editionen zum Kuchenpreis.

Die junge Kreuzberger Galerie Cruise&Callas hat ein ziemlich gutes Programm. Außerdem produzieren ihre Künstler zu den Ausstellungen jeweils erschwingliche Editionen. Da kann es schon mal schwer werden, die Ausstellung mit leeren Händen zu verlassen.

Zum Dreikönigstag setzt Cruise&Callas noch einen drauf: Heute sind die Editionen zum Preis eines Kuchens zu haben – vorausgesetzt man findet darin eine Porzellanfigur.

Derzeit zeigt Cruise&Callas A Future Show von der Berliner Künstlerin Alexandra Hopf. Laut Ausstellungstext geht es darin mal wieder um die großen Themen Wahrnehmung, Realität und den Begriff des Zeitgenössischen. Aber egal. Jedenfalls rekonstruiert die Künstlerin eine fiktive Ausstellung, die Future Show aus dem Jahre 1948. Hopf stellt Objekte, Ausstellungsplakate und was alles sonst noch dazu gehört aus. Im Keller wird’s dann psychoanalytisch, hier leuchtet etwa Trouvaille. (Das Neonglasobjekt basiert auf einer Zeichnung Jaques Lacan’s zu den innerpsychischen Ebenen.) Aber keine Angst: Erfahrungsgemäß verstecken sich im Kellergewölbe der ehemaligen KFZ-Werkstatt sehenswerte Installationen.

Natürlich ist auch zu A Future Show eine Edition erschienen, nämlich ein Screensaver von Alexandra Hopf in einer dreissiger Auflage.

Guten Appetit.

19 Uhr | 06. Januar 2011 | Cruise&Callas | Köpenicker Str. 187-188 | Berlin Kreuzberg

 

Friss oder Hartz

Der Film Eine flexible Frau feiert an der Volksbühne Premiere zum Kinostart.

Die Regisseurin Tatjana Turanskyjs entwirft in ihrem Film das Porträt einer dieser tragischen Großstadt-Existenzen. Die Architektin Greta (Mira Partecke) findet weder Anstellung noch Auftrag. Trotzdem will sie ihren Idealen treu bleiben. Und als wäre das nicht schlimm genug, ist sie obendrein alleinerziehende Mutter. Also hetzt Greta widerwillig vom Jobcenter zur Schule, reibt sich zwischen Callcenter-Alltag und Architektenpartys auf – um am Ende des Tages gegen Existenznot und Statusangst anzutrinken.

Natürlich lebt Greta in Berlin, das in Eine flexible Frau als Architektur-Gau (Townhäuser, Humboldtforum und Stadtrandbebauung) und Sammelstelle von Zuverdienerinnen erscheint.

Dass Turanskyj ihre Milieu- und Gesellschaftsstudie in Form eines assoziativen Filmessays präsentiert, hat nicht nur die Kritiker beeindruckt. Die Filmgalerie 451 bringt die Produktion in die Kinos. Das gilt es nach der Vorführung natürlich mit der Crew – und Alkohol – gebührend zu feiern.

21 Uhr | 05. Dezember 2011 | Volksbühne | Linienstraße 227 | Berlin Mitte

 

Jetzt auch in der Großstadt

Joe B. Hard & The What? machen Pop, der angenehm unaufgeregt klingt.

Weil die in Weimar gegründete Band Joe B. Hard & the What? mittlerweile in Berlin lebt, kommt jetzt auch das hiesige Publikum in den Genuss der zynisch-melancholischen Songs.

21 Uhr | 05. Januar 2011 | Kaffee Burger | Torstraße 58/60 | Berlin Mitte

 

Wer braucht schon heile Welt

© Iko Freese

Die Wildente fragt, wie viel Wahrheit der Mensch verträgt.

Am DT läuft statt der angesetzten Nibelungen außerplanmäßig die Thalheimer-Inszenierung von Ibsens Wildente. Das Stück handelt von einer einfachen Familie, die an der Enthüllung einer Lebenslüge zerbricht.

Besagte Familie Ekdal lebt ein ohnehin bescheidenes Glück, das u.a. aus einer flügellahmen Wildente auf dem Dachboden besteht. Dann taucht ein Jugendfreund auf und beschließt, den Vater über die Abgründe der Ekdal’schen Existenz aufzuklären. Hjalmar Ekdal muss erfahren, dass der vermeintliche Gönner der Familie nicht nur seinen Vater ins Gefängnis schickte, sondern auch der Erzeuger der Tochter Hedvig ist.

Für Begeisterung sorgte die Inszenierung bei ihrer Premiere vor beinahe drei Jahren nicht gerade. Trotzdem klingt die Wildente nach einem soliden Theaterabend.

19.30 Uhr | 4. Januar 2011 | Deutsches Theater | Schumannstraße 13a | Berlin Mitte

 

Das ästhetische Wiesel und andere Grotesken

© Stefanie Loos

Das Lunchkonzert in der Philharmonie fällt heute herrlich absurd aus.

Vanessa Barkowski singt Christian Morgensterns Galgenlieder vertont von der russischen Komponistin Sofia Gubaidulina. Dabei begleiten die Mezzosopranistin Kontrabass und Schlagzeug.

13 Uhr | 4. Januar 2011 | Foyer der Philharmonie | Herbert-von-Karajan-Straße 1 | Berlin Tiergarten

 

Kino zum Eingwöhnen

© .HBC

Berlin heißt seine Heimkehrer mit zwei charmanten Veranstaltungen willkommen:

Das Programmkino Lichtblick zeigt Berlin-Alexanderplatz (1931), Piel Jutzis Verfilmung von Alfred Döblins Roman. Der Film läuft in der sehenswerten Reihe Berlin Filme der Stadt. Und das .HBC kämpft mit der neuen Partyreihe Cinéma gegen den Montagsblues. Die DJ’s beschallen den Kinosaal des .HBC mit R&B, Hip-Hop und Pop.

Auf ein frohes Neues!

17 Uhr | 03. Januar 2010 | Kino Lichtblick | Kastanienallee 77 | Berlin Mitte

22 Uhr | 03. Januar 2010 | .HBC | Karl-Liebknecht-Straße 9 | Berlin Mitte

 

Nachts im Museum

© Museum für Naturkunde

Das Museum für Naturkunde führt zu später Stunde durch seine Schätze.

Ja, die Stadt hat sehr viele Museen. Aber das Berliner Museum für Naturkunde zählt zu den fünf größten Naturkundemuseen der Welt und schöpft aus einem riesigen Sammlungsbestand. Im Lichthof empfängt den Besucher das weltweit größte Saurierskelett, ein Brachiosaurus!

Entsprechend viel gibt es zu sehen, aber vor allem zu lernen. Denn die Besucher sollen ausdrücklich anfassen, mitmachen und mitdenken. Die wirklich gute Museumsdidaktik macht den Streifzug durch die Räume zum Vergnügen.

Am charmantesten geht das bei Nacht: Mit der Taschenlampe erkunden die Teilnehmer dann neben den dunklen Museumsräumen auch die wissenschaftlichen Sammlungen im nicht öffentlichen Teil des Hauses – und die sind grandios. Spektakulär sind insbesondere die paläontologischen und die zoologischen Sammlungsbestände. (Nicht wenige Objekte brachte Alexander von Humboldt von seinen Forschungsreisen mit.) Aber auch Hobby-Mineralogen und -geologen kommen hier auf ihre Kosten.

Anmelden (030 2093 8550) und Taschenlampe besorgen!

17.30 Uhr | 1./2. Januar 2010 | Museum für Naturkunde | Invalidenstraße 43 | Berlin Mitte

 

Durch ins Theater

Die Schaubühne startet mit einer Nachmittagsvorstellung von Fräulein Julie ins neue Jahr.

Am besten schläft man gar nicht erst über Neujahrsvorsätze, sondern setzt sie gleich in die Tat um. Für alle, die 2011 ihren Fokus auf Kultur statt Party legen wollen, zeigt die Schaubühne bereits um 15 Uhr Fräulein Julie in der Fassung von Katie Mitchell und Leo Warner – und das heißt: als einen theatralischen Live-Film sehr frei nach August Strindberg.

Aus der Perspektive der Köchin erzählt das Stück die tragische Begegnung von Julie und Jean. Die selbst bestimmte adelige Julie schläft mit ihrem Bediensteten Jean. Der wiederum demütigt und manipuliert sie anschließend. Kaltblütig will er sie in den Selbstmord treiben. Denn Jean träumt nicht nur vom sozialen Aufstieg, er ist auch mit der frommen Kristin verlobt, besagter Köchin des gräflichen Anwesens.

Schaut man in die Nachtkritik, scheiden sich die Feuilletons an der Inszenierung: Was etwa der Süddeutschen Zeitung eine gelungene „theatralische Installation“ ist,  watscht die Frankfurter Rundschau als unangemessen melancholisch ab. Auf jeden Fall ist Fräulein Julie ein medialer Grenzgang – und somit ein guter Neujahrskompromiss zum Kater-Fernsehnachmittag.

Und für diejenigen, die auf ihren Schlaf nicht verzichten wollen, bleibt immer noch die Abendvorstellung.

15 Uhr | o1. Januar 2010 | Schaubühne | Kurfürstendamm 153 | Berlin Charlottenburg

 

Mit Krawall aus 2010

Im Atelierhof Kreuzberg lässt es sich entspannt ins neue Jahr feiern.

Die Konzertkarten sind ausverkauft, die guten Opern und Theater nahezu voll. Aber es muss ja nicht immer Kultur sein; Berlin feiert an jeder Ecke.

Entspannt hört sich die Party im Atelierhof Kreuzberg an. Denn da gibt’s Böller statt Champagner.

Die Kracher stellen die Gastgeber, Appartement, Dyssembler & PIGS. Im Gegenzug wünschen sie sich wahlweise schöne oder kunstaffine Gäste im futuristischen Outfit.

P.S.: Musik gibt es natürlich auch, von Hunee (rushhour), Your body & dj sweat (dyss, rio), Danny K. (aids-3D) und Casual Goth.

22.30 Uhr | 31. Dezember 2010 | Atelierhof Kreuzberg | Schleiermacherstraße 31-37 | Berlin Kreuzberg

 

Running Gag oder Zwangsneurose

© Arno Declair

Ingrid Lausund inszeniert ihr Theatersolo Der Weg zum Glück am DT.

Bernd Moss spielt in Der Weg zum Glück einen Leerläufer, der seine Beine nicht mehr kontrolliert. Daher haben sie ihn auch gegen seinen Willen auf die Bühne der Kammerspiele getragen. Dort versucht der Protagonist in einem buchstäblich rastlosen Monolog herauszufinden, was da eigentlich schief läuft in seinem Leben. Am Rande der Erschöpfung fasst er laut Ankündigung dann einen überraschenden Entschluss.

Ob der Abend tatsächlich so komisch ausfällt, wie es das DT verspricht, zeigt die Premiere. Allerdings gibt es nur noch Restkarten, daher folgender Plan: Sehr früh an der Abendkasse anstellen – und bei Pech alternativ Die Abschaffung der Arten in der Box des DT ansehen. Die bizarre Theateradaption von Dietmar Daths gleichnamigen Roman ist nämlich unbedingt sehenswert!

20 Uhr | 30. Dezember 2010 | Kammerspiele des DT | Schumannstraße 13a | Berlin Mitte