Neuerdings finden Sie eine einfache Frage auf unserer Homepage: „Wie geht es Ihnen heute?“
Die Antwortmöglichkeiten sind ebenso einfach: Gut oder schlecht. Wenn Sie antworten, können Sie noch mit einem beliebigen Adjektiv ihren Gemütszustand präzisieren: tatkräftig, entspannt, müde, hungrig …
Seit wir die kleine Box Ende letzter Woche auf die Homepage gestellt haben, haben mehr als 80.000 Leser mitgemacht, mehr als 21.000 haben uns ein Wort geschickt. Wir sind ein bisschen überwältigt, nicht zuletzt von der Erfindungsgabe unserer Leser, die sich schon mal marzipanös fühlen, kapitalismusgebeutelt oder freischwebend.
Hier können Sie uns Ihre Stimmung mitteilen und alle Ergebnisse der vergangenen Tage ansehen.
Warum machen wir das? Die Idee entstand während der Konzeption unseres Sonderressorts #D17, das Deutschland Deutschland noch einmal neu erklären will. Unser Stimmungsmessgerät ist natürlich nicht repräsentativ. Immerhin aber hilft es uns, die Gemütslagen unserer Leser über einen langen Zeitraum besser zu verstehen.
Schon kurz nach Start haben wir erste Einsichten: Über den Tag verteilt sagen rund 70 Prozent der Teilnehmer, es gehe ihnen „gut“ – der Wert ist bisher erstaunlich stabil. Nachts scheint die Stimmung deutlich zu sinken, und am Montagmorgen dieser Woche (nach der Sommerzeitumstellung) ging die Stimmung in den Keller und lag bei 50:50 für gut:schlecht.
Jenen, denen es schlecht geht, kommen besonders oft Vokabeln in den Sinn, die Überforderung andeuten: ausgepowert, müde, energielos. Krank ist eines der meistgenannten Wörter, allerdings nur an Werktagen. Der beliebteste Begriff aller Teilnehmer lautet bisher: zufrieden. Vielleicht sehen wir hier doch ein klein wenig von der deutschen Grundverfassung.
Wie genau sammeln wir die Adjektive? Wir haben uns dafür entschieden, eine Liste aller Adjektive deutscher Sprache, die Fachleute zusammengetragen haben, als Grundwortschatz zu verwenden. Doch Sie können auch neue Wörter zu erfinden. Jene Wörter, die bereits in der Liste sind, laufen automatisch in das Zählverfahren ein. Alle anderen Wörter werden sehr regelmäßig von uns daraufhin geprüft, ob sie unseren Standards entsprechen – und anschließend der Liste hinzugefügt. So entsteht eine täglich wachsende Liste an Begriffen, mit denen unsere Leser ihre aktuelle Gefühlslage ausdrücken können.
Wie lange wollen wir die Stimmung unserer Leser einfangen? Das wissen wir noch nicht. Genauso wenig wie wir wissen, wie groß die Wortsammlung der Stimmungen noch werden wird, wie stark die Stimmung der Leser auf politische Krisen und Großlagen reagiert, und ob sich die 70 Prozent Zufriedenen irgendwann aus der Ruhe bringen lassen werden.
„Wie geht es Ihnen heute“ ist ein Experiment, dessen Ausgang ungewiss ist, und das Sie jederzeit beeinflussen können.
Man will hier die Frage so simpel wie möglich halten. Gefragt, ob es einem gut gehe, antwortet man intuitiv und, weil es anonym ist, vielleicht ehrlich. Jede weitere Differenzierung würde bedeuten, sich mehr Gedanken machen zu müssen, was das intuitive Gefühl vielleicht ändern würde. Außerdem gibt es ja die Möglichkeit der Relation durch ein Adjektiv.
Schön, dass das spontan von mir genutzte Wort “frühlingshaft“ mit in der Liste auftaucht.
Mir viel einfach kein anderes Wort ein, um meine Stimmung zu beschreiben. Bei dem tollen Wetter kann ich nur gute Laune haben. Egal, ob die Woche gerade angefangen hat oder nicht.
@Nibbla
Na, ist doch ganz einfach: Wenn es Ihnen nicht schlecht geht, gehts Ihnen gut.
Ich habe mich wohl noch nie in meinem Leben neutral gefühlt. War nicht immer ein Extremgefühl, aber eher auf der ein- oder anderen Seite liegt wohl jeder.
@Nibbla
Bei dieser Umfrage handelt es sich aber nicht um eine Ja/Nein-Frage. „Geht es Ihnen: Gut oder Schlecht“ ist in diesem Sinne nicht gleichbedeutend mit „Geht es Ihnen Gut/Schlecht: Ja oder Nein“.
Mit Verlaub: Man produziert Datenmüll.
„Sonderressorts #D17, das den Deutschen Deutschland noch einmal neu erklären will.
Das kann man wollen.
Mit etwas Nachdenken kann man aber darauf kommen, dass das so nicht funktionieren wird.
/ Die Antwortmöglichkeiten sind ebenso einfach: Gut oder schlecht. /
nur so einfach lässt sich die befindlichkeit nicht in schubladen packen. graustufen charakterisieren das wesentlich präziser, als schwarz oder weiß.
dazu ist „heute“ genauso unpräzise. morgens manchmal gut, mittags so la la, nachmittags ganz ok, abends wunderbar. so ist häufig das leben.
bei der schubladen-„datenerhebung“ kommt dann auch entsprechendes raus. das hat aber wenig mit „realität“ zu tun.
Genervt
Durch den binären Objektivismus dieser Umfrage wird das zu emarzipierende Subjekt erschlagen.
Wieso ist „arbeitslos“ eine schlechte Stimmung? (Ist zumindest beim Artikelfoto in der Rubrik eingereiht.)