Zu den 28 besten digitalen Geschichten des Jahres gehören in diesem Jahr gleich zwei ZEIT-ONLINE-Projekte. Eine Jury nominierte sowohl das Debattenformat „Deutschland spricht“ als auch die interaktive Datenvisualisierung „Straßenbilder“ für den diesjährigen Grimme Online Award.
Bis zum 26. Juni werden nun die bis zu acht Preisträger ermittelt. Aber auch Sie selbst können abstimmen: Alle Internetnutzerinnen und -nutzer sind eingeladen, dem besten Webprojekt des Jahres ihre Stimme zu geben. Wir freuen uns, wenn Sie eines der nominierten ZEIT-ONLINE-Projekte unterstützen.
Am Anfang des Debattenformats „Deutschland spricht“ stand eine einfache Frage: Wenn Teile der Gesellschaft verlernt haben, konstruktiv über Politik zu diskutieren – wie bringen wir sie wieder ins Gespräch? So entstand „Deutschland spricht“, eine Art Dating-Plattform für politischen Dialog. Die Leserinnen und Leser von ZEIT ONLINE waren aufgefordert, fünf einfache Ja-/Nein-Fragen zu politischen Themen zu beantworten, ihre Postleitzahl und einige persönliche Informationen zu hinterlassen. Anschließend brachte ein Algorithmus jene Menschen zusammen, die möglichst nah beieinander wohnen, politisch aber völlig unterschiedliche Ansichten hatten. Am 18. Juni 2017 trafen sich auf diese Weise rund 1.200 Menschen in ganz Deutschland zum politischen Zwiegespräch. Welche Erfahrungen sie dabei gemacht haben, erzählen die Teilnehmenden hier.
Aus der einmaligen Aktion „Deutschland spricht“ ist inzwischen das internationale Projekt „My Country Talks“ entstanden. In Zusammenarbeit mit internationalen Medienpartnern wird „My Country Talks“ – so der Plan – ab Sommer 2018 Menschen auf der ganzen Welt miteinander ins Gespräch bringen. Auch ein zweites „Deutschland spricht“ wird im Laufe des Jahres stattfinden – unter anderem in Kooperation mit ARD-„Tagesschau“, der „Südwestpresse“ und der „Thüringer Allgemeinen“.
Nominiert für den Grimme Online Award ist auch die interaktive Datengeschichte „Straßenbilder – Mozart, Marx und ein Diktator„, die zeigt, wie viel Straßennamen über die Erinnerungskultur eines Landes verraten. Ein Rechercheteam aus zwölf Investigativreportern, Datenjournalisten und Grafikern hat ein Jahr lang alle Straßen und Plätze in Deutschland in einer Datenbank zusammengefasst – es sind mehr als eine Million. Anschließend suchten die Reporter nach Mustern, die sich in den rund 450.000 Straßennamen verbergen. Und wurden fündig.
Die Reporter fanden etwa heraus, dass viele Straßen noch immer nach ehemaligen Nazigrößen benannt sind. Die frühere Grenze zwischen der Bundesrepublik und der DDR lässt sich ebenso an der Verteilung der Straßennamen ablesen wie der Verlauf des Limes. Und: Großstädte wie Hamburg haben bis heute nur einen Bruchteil ihrer Straßen nach Frauen benannt. Die interaktive Geschichte erlaubt es den Lesern zudem, selbst nach Mustern zu suchen – etwa nach Straßen, die ihren Familiennamen tragen. Das Datenprojekt zeigt, dass kein Straßenname in Deutschland zufällig gewählt ist. An jedem einzelnen lässt sich ablesen, wie sich das Leben und Denken der Menschen über die Jahrhunderte verändert hat.