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Wie wir über unsere Weltverbesserer-Community Z2X berichten

 

Dieser Text erscheint im Glashaus-Blog. Was es damit auf sich hat, erfahren Sie hier. Unsere Z2X-Verhaltensregeln finden Sie am Ende dieses Beitrags.

 

Im Jahr 2016 veranstaltete ZEIT ONLINE zum ersten Mal ein Festival mit dem erklärungsbedürftigen Titel “Z2X”. Die Idee dazu entstand anlässlich unseres 20. Geburtstags: Wir wollten ihn mit Menschen begehen, die auch im Alter von “2X” waren, also zwischen 20 und 29. (Das “Z” in “Z2X” steht für ZEIT ONLINE.) Ziel von Z2X sollte es sein, Projekte und Ideen von “neuen Visionären” vorzustellen, die “die Welt verbessern – oder das eigene Leben”.

Der etwas wolkige Ansatz stieß auf erheblich größere Resonanz als gedacht, und das Format ging in Serie: Jedes Jahr finden seither mehrere Veranstaltungen statt, mehr als 5.000 Weltverbesserer haben sich erfolgreich mit ihren Ideen und Projekten dafür beworben und zählen nun zur Z2X-Community. Sie vernetzt sich auf unserer Web-Plattform, dazu über Facebook, WhatsApp und Slack, und bei vielen selbst organisierten Treffen. Z2X18 steht kurz bevor: am 1. und 2. September 2018 treffen sich wieder 2X-Jährige in Berlin, dieses Mal wohl um die 1.000 Menschen.

Eine ganze Reihe der Z2X-Teilnehmenden und -Ideen machte vor und nach dem Festival von sich reden – seien es Initiativen wie “Free Interrail”, “Jugend rettet”, “Give directly” oder “Köln spricht”, das Münchner “Hyperloop”-Projekt, die YouTuber Eva Schulz oder Fynn Kliemann, die Autorin Ronja von Rönne, die Comedian Sophie Passmann, der Moderator Jan Böhmermann.

 

Viele Medien berichten über Z2X-Teilnehmende. Und wir?

 

Unser Festival stellte uns von Beginn an vor ethische Fragen:

  • Können wir über eine Veranstaltung berichten, die wir initiiert haben?
  • Können wir über Protagonistinnen und Projekte, die bei Z2X aufgetreten sind, noch unabhängig berichten?
  • Muss jeder noch so distanzierte Bericht über Z2X-Projekte auf ZEIT ONLINE nicht dennoch den Eindruck erwecken, wir seien befangen?
  • Berichten wir öfter über den Fortschritt mancher Projekte, als es geboten wäre – nur, weil sie bei Z2X waren?
  • Erwecken wir bei Z2X-Teilnehmenden den falschen Eindruck, ZEIT ONLINE werde besonders oft oder besonders freundlich über sie berichten?

 

Kurz: Verträgt sich unsere Rolle als Gastgeber mit unserer Rolle als Journalisten?

Ebenso kurz: eigentlich nicht.

Immer wieder haben wir diese Fragen in den vergangenen Jahren diskutiert, zuletzt noch einmal intensiver in mehreren Runden – und bisher keine zufriedenstellende Antwort gefunden. Mit ähnlich gelagerten Widersprüchen kämpfen viele Redaktionen, wenn sie sogenannten konstruktiven Journalismus praktizieren, der positive Nachrichten besonders betonen und nicht nur Probleme, sondern stets auch deren Lösung aufzeigen will. Und alle Journalistinnen und Journalisten, deren Häuser Veranstaltungen ausrichten.

Dennoch wollen wir weder Z2X einstellen, noch ganz auf die Berichterstattung über Menschen und Initiativen verzichten, auf die wir im Umfeld des Festivals stoßen. Im Gegenteil: Ansätze, “um das eigene Leben besser zu machen oder die Welt”, sehen wir ganz allgemein als wichtigen Teil unserer Berichterstattung. Wir wollen diesen Teil demnächst bei ZEIT ONLINE sogar mit einer eigenen Redakteursstelle stärken und die Berichterstattung etwa über Sozialunternehmer, gesellschaftliche Initiativen und konkrete Ideen für ein besseres Leben ausbauen. Dazu hat uns die Z2X-Community maßgeblich inspiriert.

Und jetzt? Wir haben die folgenden Regeln zu unserem Umgang mit Z2X formuliert, die die oben beschriebenen Widersprüche nicht ganz aufheben, aber zumindest lindern und transparent machen sollen. Wir verstehen sie als Zwischenstand und werden sie wahrscheinlich anpassen oder erweitern. Dann machen wir das in diesem Beitrag kenntlich.

 

Wie bildet ZEIT ONLINE Z2X-Veranstaltungen ab?

Die Festivals von Z2X und ihrer Community werden auf einer eigenständigen, vom sonstigen Angebot von ZEIT ONLINE sichtbar getrennten Website abgebildet (z2x.zeit.de). ZEIT ONLINE kann auf diese Website verlinken.

Auf ZEIT ONLINE selbst gibt es keine wertende Berichterstattung über eine Veranstaltung von Z2X. Eine rein dokumentierende Wiedergabe von Teilen der Veranstaltung in den Kanälen von ZEIT ONLINE ist möglich – etwa als Video-Livestream, als Post in den sozialen Medien oder als reiner Ergebnisbericht auf der Homepage.

 

Wie berichtet ZEIT ONLINE über Projekte und Protagonisten im direkten Umfeld von Z2X?

Wenn ZEIT ONLINE im Vorfeld oder Nachgang einer Veranstaltung über Projekte oder Protagonisten in Wort, Bild oder Ton berichtet, erscheint dieser Beitrag in einer eigenen Z2X-Rubrik auf ZEIT ONLINE. Zusätzlich wird dies vor dem Beitrag durch eine Anmerkung (eine Einblendung, einen gesprochenen Hinweis) kenntlich gemacht, die auf diesen Glashaus-Beitrag mit unseren Verhaltensregeln verweist.

Die Autorin oder der Autor des Beitrags dürfen im Rahmen des Z2X-Festivals nicht direkt mit den Projekten oder Protagonisten befasst gewesen sein, über die sie berichten – etwa als Betreuerin vor Ort (“Patin”) oder als Jury-Mitglied.

Die Autorinnen und Autoren sind angehalten, den betreuenden Redakteur bzw. die Vorgesetzte stets auf sonstige mögliche Interessenkonflikte hinzuweisen. Im Zweifel verzichtet ZEIT ONLINE auf eine Berichterstattung.

Eine angemessen kritische Auseinandersetzung mit dem Berichtsgegenstand ist uns sehr wichtig. Für alle Beiträge gelten die redaktionellen Standards von ZEIT ONLINE.

 

Wie berichtet ZEIT ONLINE über Z2X-Projekte und -Protagonisten abseits einer Veranstaltung?

Wenn in Beiträgen von ZEIT ONLINE Projekte oder Protagonistinnen auftauchen, die schon einmal bei Z2X vorgestellt wurden, gelten dieselben Regeln zur Kennzeichnung und journalistischen Distanz wie oben. Der Beitrag muss jedoch nicht in einer gesondert gekennzeichneten Z2X-Rubrik erscheinen, sondern kann im jeweils zuständigen Ressort stehen. (Beispiel: Ein allgemeiner Bericht über das Hyperloop-Projekt erscheint im Mobilitäts-Ressort, ein Porträt von Jan Böhmermann in der Medien-Rubrik des Ressorts Kultur.)

 

Z2X-Gäste

Über Teilnehmende des Z2X-Festivals, die dort keine aktive Rolle übernommen haben, kann ZEIT ONLINE ohne prominente Kennzeichnung berichten. Sollte der Kontakt zu ihnen auf Z2X entstanden sein, machen wir dies am Ende eines Beitrags kenntlich und verweisen dort ebenfalls auf diesen Glashaus-Beitrag.

 

 

Ergänzung im Juli 2020

Wie berichtet ZEIT ONLINE über Partner & Förderer von Z2X?

Z2X wird von ausgewählten Partnern und Institutionen unterstützt. Diese Unterstützung kann inhaltlich sein (Beispiel: Eine Crowdfunding-Plattform bietet unentgeltlich Workshops zu erfolgreichen Kampagnen bei Z2X an), materiell (Beispiel: Ein Getränkehersteller stellt Wasser für die Teilnehmenden von Z2X kostenlos zur Verfügung) oder finanziell (Beispiele: Eine Stiftung unterstützt Z2X im Rahmen einer Förderung, ein Unternehmen unterstützt eine einzelne Z2X Veranstaltung im Rahmen eines Sponsorings). Die Förderer und Partner von Z2X werden auf einer eigenständigen, vom sonstigen Angebot von ZEIT ONLINE sichtbar getrennten Website (z2x.zeit.de) mit Logo genannt. In den Kanälen von ZEIT ONLINE werden ihre Namen nur im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Aufruf zur Bewerbung für eine konkrete Veranstaltung genannt, etwa in Postings in den sozialen Medien.

Manche der Partner von Z2X haben ebenfalls das Ziel, junge Menschen oder weltverbessernde Projekte zu unterstützen oder betreiben eigene zivilgesellschaftliche und soziale Initiativen. Über derartige Bemühungen und Initiativen von Z2X-Partnern berichtet ZEIT ONLINE grundsätzlich nicht. Sollten zwingende Gründe eine redaktionelle Berichterstattung doch erforderlich machen, weist ZEIT ONLINE vor dem Beitrag durch eine Anmerkung (eine Einblendung, einen gesprochenen Hinweis) darauf hin und verweist auf diesen Blogbeitrag.

Sollten Partner und Förderer des Z2X-Festivals in anderen Zusammenhängen Gegenstand der Berichterstattung werden (Fiktives Beispiel: Ein Unternehmen, das Z2X unterstützt hat, veröffentlicht eine Gewinnwarnung), berichtet ZEIT ONLINE ohne Kennzeichnung.

 

4 Kommentare

  1.   Jagehtsnoch

    Ich bin der Ansicht, dass ZON über seine Projekte berichten darf wie es will, solange das was berichtet wird, der Wahrheit entspricht und der Zusammenhang mit Z2xx erkennbar ist.
    Sollten zB Berichte über bestimmte Projekte besonders positive oder negative Kommentar erzeugen, oder im besten Fall konstruktive Vorschläge erhalten, hilft das den Projektbeteiligten sicher auch, die Inhalte und die Richtung des Projektes ggf. zu justieren

  2.   BemerkungamRande

    Vorbildlich.

    Es freut mich Tag für Tag zu sehen, das ZON mit innovativem Journalismus erfolgreich ist.
    Es ist deutlich erkennbar, dass Ihr versucht, Euch von der (deutschen) Konkurrenz abzugrenzen; Allianzen/Kooperationen etwa mit Brand1 oder Spektrum der Wissenschaft eingeht, dass Ihr Euch stetig weiter entwickelt (Podcasts, moderierte Kommentarbereich), dass Ihr die Vorteile des Verlagshauses ausnutzt, indem Ihr mit dem Tagesspiegel zusammen arbeitet…
    Tag und Nacht werden kostenfreie Artikel veröffentlicht. Die mehr sind, als nur Agenturmeldungen.
    Allein die Gastartikel etwa von Wissenschaftlern (Yasha Mounk) oder Politikern der bürgerlichen Parteien sind ein Grund, ZON zu nutzen.
    Die Links auf eigene Artikel und externe Internetseiten sind innovativ und längst Standard.

    Vielen Dank!

  3.   Weinhügel

    Ich finde, dass Zeit Online zu viel über die Z2X Konferenz berichtet. Auch wenn die Beiträge gekennzeichnet werden und die Zeit sich an ihren Verhaltenskodex hält: die Anzahl der Beiträge steht nicht im Verhältnis zur Relevanz der Konferenz.

  4.   Interrailerin

    Ich finde das Vorgehen sehr vorbildlich. Transparenz ist das Stichwort.
    Generell fände ich es interessant und auch wichtig die Arbeit von Zeit Online für Laien nachvollziehbarer zu machen. Ab und zu geschieht das schon. Was zum Beispiel sind genau die erwähnten „redaktionellen Standards“? Auch Hintergründe zu Pressekodex, ethischen Fragen, etc. wären interessant. Das könnte unberechtigte Kritik (à la „Lügenpresse“) von vorne herein entkräften.

 

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