Am vorvergangenen Freitag ist eine Anzeige der Initiative für Neue Soziale Marktwirtschaft in mehreren Print- und Onlinemedien erschienen, so auch auf ZEIT ONLINE. Sie zeigt Annalena Baerbock mit Steintafeln und in Kleidung, die auf die Figur des Moses anspielt, mit der Titelzeile: „Annalena und die zehn Verbote“. Diese Anzeige wurde vielfach kritisch diskutiert – unter anderem, weil sie eine Politikerin persönlich angreift und herabwürdigt. Einige Kritiker bescheinigen der Kampagne zudem eine antisemitische Ikonographie.
Auch die Chefredaktionen von ZEIT und ZEIT ONLINE sehen die Kampagne kritisch. Anzeigenabteilung und Redaktion arbeiten wie üblich getrennt voneinander, eine Diskussion dazu fand deshalb vor Veröffentlichung nicht statt. Wir haben aus diesem außergewöhnlichen Fall die Konsequenz gezogen, dass politische Kampagnen bereits im Vorfeld zwischen Verlagsleitung und Chefredaktion diskutiert werden. Die Entscheidung über eine Veröffentlichung liegt davon unbenommen beim ZEIT-Verlag.
Weitere Kampagnen, die mit einer ähnlichen Bildsprache auf diese erste Kampagne anspielen, hat der ZEIT-Verlag abgelehnt.
Gut so! DIE ZEIT zeigt, dass aus Fehlern auch konstruktive Schlüsse gezogen werden können! So sollte Fehlermanagement aussehen!
Ja und los dann
Herabwürdigt? Inwiefern? Ist Moses nicht eine der schillernden Figuren der Bibel. Quasi ein A-Promi der Bibel? (bin da nicht so sattelfest als Atheist;)
Ich finde ja, die Grünen sollten das biblische Motiv aufnehmen und ausbauen. Annelena Bearbock als Noah die uns vor der Katastrophe des Klimawandels bewahrt.
Ansonsten sollte die Redaktion nicht so hart mit sich selbst sein! Wo sonst könnte man noch besser Geld verdienen, wie während sich selbst die INSM die Maske runterreißt?
Ich sehe ein Medium wie ZON nicht als Moralanstalt, die bierernst allen satirischen Spitzen moralinsauer zu Leibe rücken muss.
Wenn es denn gelingt, endgültig Bosheit zu unterbinden, dann ist unser Leben total langweilig, Bosheit, Ironie etc gehören zum Leben dazu wie das Salz zur Suppe. Hetze aber nicht, um nicht missverstanden zu werden.
In den meisten Provinzblättchen ist es üblich,
in Wahlkampfzeiten Partei-Anzeigen
zwischen Anzeigenabteilung und Redaktion zu besprechen.
Ist das jetzt für Informations-Flaggschiffe so besonders?
Ich finde es gut, dass die Zeit hier Konsequenzen zieht und das auch transparent macht. Gute Fehlerkultur!
Das Trennen von Anzeigen und Redaktion ist sinnvoll. Eine Redaktion würde sich sonst erpressbar machen, wenn es beispielsweise darum geht, kritisch über einen Werbekunden zu berichten.
Wie schädlich und manipulativ allerdings politische Werbung sein kann, sah man deutlich bei der Wahl von Trump oder dem Brexit-Referendum. Insbesondere Facebook wurde zu Recht für seine Einflussnahme auf die Wähler kritisiert. Ich sehe keinen Grund, warum nicht auch klassische Nachrichtenmedien hieraus Konsequenzen ziehen sollen, oder sogar müssen.
Gerade vor wichtigen Wahlen sollte man sich sehr gut überlegen, welche politische Werbung akzeptabel ist und welche die Wähler bereits mit „fake news“ manipulieren möchte. So war beispielsweise keine der Gebote auf den Steintafeln der INSM-Kampagne eine Position der Grünen.
Dass keine weiteren Kampagnen dieser Art mehr gezeigt werden sollen, ist einerseits gut. Andererseits hat die INSM so den Vorteil einer Gelegenheit zur Falschdarstellung bekommen, während es anderen Organisationen jetzt verwehrt wird, eine entsprechende Gegenposition einzunehmen.
Liebe Zeit könnt ihr bitte auch die Inhalte der von Euch zur Verfügung gestellten Werbeflächen kontrollieren. Hier findet man von Betrugsseiten, über Abzocke (Verbraucherportal gelistet) bis Clickbaiting alles.
Merci
Besser als eine Einzelfallentscheidung , die ja immer ein Betrag einer potentiellen Cancel Culture werden kann, wäre aus meiner Sicht ein klarer Werte-Kanon was nicht geht, basierend auf dem Grundgesetz. Dann darf auch gerne mal was Grenzwertiges erscheinen, denn die journalistische Stellungnahme war für mich viel aufschlussreicher als es tot zu schweigen.
Und wenn ich gleichzeitig die Rüge wegen Schleichwerbung sehe wünsche ich mir sogar eine noch klare Trennung von Anzeige und journalistische Arbeit !