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Umgang mit politischen Anzeigen bei ZEIT und ZEIT ONLINE

 

Am vorvergangenen Freitag ist eine Anzeige der Initiative für Neue Soziale Marktwirtschaft in mehreren Print- und Onlinemedien erschienen, so auch auf ZEIT ONLINE. Sie zeigt Annalena Baerbock mit Steintafeln und in Kleidung, die auf die Figur des Moses anspielt, mit der Titelzeile: „Annalena und die zehn Verbote“. Diese Anzeige wurde vielfach kritisch diskutiert – unter anderem, weil sie eine Politikerin persönlich angreift und herabwürdigt. Einige Kritiker bescheinigen der Kampagne zudem eine antisemitische Ikonographie.

Auch die Chefredaktionen von ZEIT und ZEIT ONLINE sehen die Kampagne kritisch. Anzeigenabteilung und Redaktion arbeiten wie üblich getrennt voneinander, eine Diskussion dazu fand deshalb vor Veröffentlichung nicht statt. Wir haben aus diesem außergewöhnlichen Fall die Konsequenz gezogen, dass politische Kampagnen bereits im Vorfeld zwischen Verlagsleitung und Chefredaktion diskutiert werden. Die Entscheidung über eine Veröffentlichung liegt davon unbenommen beim ZEIT-Verlag.

Weitere Kampagnen, die mit einer ähnlichen Bildsprache auf diese erste Kampagne anspielen, hat der ZEIT-Verlag abgelehnt.

114 Kommentare

  1.   Tobias

    Irgendwie schwach! Entweder distanziert man sich eindeutig von der ISNM Kampagne, oder man lässt die Gegenkampagne von Campact ebenso zu.

  2.   Pedroleum

    Gute Entscheidung. Wenn sich sogar die BDA, Dachverband der Arbeitergeberverbände, davon distanziert, sagt das etwas über den schlechten Charakter dieser Kampagne aus.

  3.   Bekennerschreiben von ZON

    Danke für diese ehrliche Einschätzung. Die Zeit offenbart damit endgültig ihre politische Haltung und öffnet Gesinnungsjournalismus Tür und Tor. Die Grünen hat man gefälligst nicht zu kritisieren, Punkt.

  4.   Anna Scheffler

    Richtiger Schritt, für den ich dennoch keinen Beifall klatsche. Meine Abo-Kündigung ging am Tag der Anzeige raus und dabei bleibt es auch erstmal.

  5.   Günther Knauthe

    Ich verstehe, dass Werbung, von wem auch immer, eine freie Redaktionsarbeit erst ermöglicht. Die INSM-Anzeige war kein kreatives Highlight: Sie war bieder, der Text polemisch, die Verkleidung von Frau Baerbock mit dem 50er-Jahre Bademantel doof, und ob die Anspielung auf Moses mit den Gebotstafeln von jedem verstanden wurde, scheint fraglich. Die Gefahr, die aus der Vereinbarung zwischen Redaktion und Anzeigenabteilung erwächst, besteht darin, dass jetzt ein Präzedenzfall geschaffen wurde. Für Zeit und ZON werden ab jetzt alle Anzeigen zu Problemfällen: Autos, Reisen, Lebensmittel, Kleidung, was auch immer. Bei allem werden Bedenkenträgerinnen mit Spezialinteressen zukünftig intervenieren. Das wird hart!

  6.   schulzholger

    Ich kann die Kritik an der Anzeige – trotz dem Lesen mehrere Artikel – nicht nachvollziehen.

    Ja die Anzeige ist persönlich und spitzt zu, das war’s dann aber auch.

    Die Kritik daran Schwankt zwischen akademischer Genauigkei – die allerdings gut demonstriert warum in einer Demokratie die gesamte Bevölkerung die Meinubg bildet und nicht nur Experten
    Und der Betroffenheit der Grünenklientel, die es nicht gewöhnt ist so behandelt zu werden, wie der Rest von uns ( siehe auch die Reaktionen an der Kritik vom Frau Emkes Vortrag auf dem grünen Parteitag).

  7.   Ute Gehrmann

    Das war auch höchste Zeit- gut so und aus Fehlern zu lernen, zeigt Größe!

  8.   dreizehen

    da bin ich mal gespannt, wenn es nicht gegen die Grünen geht.

  9.   Buntbart

    > Wir haben aus diesem außergewöhnlichen Fall die Konsequenz gezogen, dass politische Kampagnen bereits im Vorfeld zwischen Verlagsleitung und Chefredaktion diskutiert werden.

    Also ist damit jetzt de facto die Trennung zwischen Redaktion und Anzeigenabteilung aufgehoben? Ich bin nicht sicher, ob das die Sache besser macht…

  10.   traktor72

    Dafür schätze ich die Zeit.

 

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