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Umgang mit politischen Anzeigen bei ZEIT und ZEIT ONLINE

 

Am vorvergangenen Freitag ist eine Anzeige der Initiative für Neue Soziale Marktwirtschaft in mehreren Print- und Onlinemedien erschienen, so auch auf ZEIT ONLINE. Sie zeigt Annalena Baerbock mit Steintafeln und in Kleidung, die auf die Figur des Moses anspielt, mit der Titelzeile: „Annalena und die zehn Verbote“. Diese Anzeige wurde vielfach kritisch diskutiert – unter anderem, weil sie eine Politikerin persönlich angreift und herabwürdigt. Einige Kritiker bescheinigen der Kampagne zudem eine antisemitische Ikonographie.

Auch die Chefredaktionen von ZEIT und ZEIT ONLINE sehen die Kampagne kritisch. Anzeigenabteilung und Redaktion arbeiten wie üblich getrennt voneinander, eine Diskussion dazu fand deshalb vor Veröffentlichung nicht statt. Wir haben aus diesem außergewöhnlichen Fall die Konsequenz gezogen, dass politische Kampagnen bereits im Vorfeld zwischen Verlagsleitung und Chefredaktion diskutiert werden. Die Entscheidung über eine Veröffentlichung liegt davon unbenommen beim ZEIT-Verlag.

Weitere Kampagnen, die mit einer ähnlichen Bildsprache auf diese erste Kampagne anspielen, hat der ZEIT-Verlag abgelehnt.

120 Kommentare

  1.   Mammutfrau

    Sehr gute und weise Entscheidung.

  2.   Sebastian Zebe

    Ed scheint dringend nötig, dass sich Anzeigenabteilung und Redaktion verständigen. Die Anzeige der Neuen Sozialen Marktwirtschaft mit Annalena war einfach nur dumm. Vor allem in dieser Hinsicht dem Anspruch der ZEIT völlig unangemessen.

  3.   socursu

    einsicht: besser spät als nie, danke!
    Habe mich massiv über diesen polemischen unfug geärgert.

  4.   BlackRock darf nicht Kanzler werden

    Dumm war vor allem die Kampagne der Initiative neue soziale Marktwirtschaft, die sich mit diesen platten „Argumenten“ lächerlich gemacht haben. Schön finde ich auch, dass der Versuch gescheitert ist, durch das verschämte Kürzel INSM den Absender der Kampagne möglichst zu verschleiern. Durch die Berichterstattung hat es nun hoffentlich jeder mitbekommen, dass dahinter eine Lobbyorganisation derjenigen Industrien steht, die für die Zerstörung der Natur maßgeblich verantwortlich sind und sich daher natürlich von den Grünen bedroht fühlen. Wäre diese Anzeige nicht geschaltet worden, hätte niemand mitbekommen, wie plump, inhaltsleer und infantil diese Seite im Wahlkampf „argumentiert“. Das sollte mit bedacht werden.

  5.   bolchert

    Sehr gut. Ich war doch sehr verwundert, als ich die Anzeige auf ZON gesehen habe.

  6.   Churunquella

    Ich habe die Anzeige nicht gesehen. Stand da noch etwas „persönlich angreifendes und herabwürdiges“ dabei? Rein nach der Beschreibung kann ich diese Einschätzung nämlich noch nicht nachvollziehen. Handelt es sich hierbei nicht einfach um eine Karikatur? Nichts an der Behauptung, Frau Baerbock würde sich für Verbote aussprechen, und das mit den Ge-/Verbiten des Alten Testaments zu vergleichen, erscheint mit ehrenrührig, sondern eine diskutierbare, künstlerisch dargestellte politische Meinung.

  7.   Globster

    Mir fehlt eine deutliche Distanzierung des Zeit Verlags. Warum?

  8.   alice_42

    >> Anzeigenabteilung und Redaktion arbeiten wie üblich getrennt voneinander, … <<

    Das ist auch gut so und ich kann da keinen Änderungsbedarf erkennen. Eine Vermischung von Redaktion und Anzeigenschaltung ist gerade nicht wünschenswert.

    Allerdings sehe ich nicht, wie der Anzeigenannahme entgehen konnte, dass die Anzeige in Inhalt und Machart einen hetzerischen Charakter hat. Man kann natürlich Meinungen zum Programm der Grünen haben und verbreiten. Man kann auch mal polemisch werden.

    Man sollte sich dabei aber an das Programm und die Aussagen aus der Partei halten, statt mit erfundenen Unterstellungen Ressentiments zu bedienen oder zu schüren. Und wären die Behauptungen über das Grünen-Programm wenigstens zutreffend, wäre immer noch die Art der Darstellung kritikwürdig genug.

    Das war wirklich vollkommen niveaulos und ich frage mich ernsthaft, ob in irgendeinem Wahlkampf eine vergleichbare Darstellung mit einer Merkel-Fotomontage durchgegangen wäre. Das einzig gute an der Anzeige ist, dass dieser Lobbyladen und seine fragwürdigen Methoden mal in die Diskussion geraten sind. Im Sinne einer gesunden Demokratie agieren diese Leute mit solchen Manipulationsversuchen ganz sicher nicht.

  9.   Rum ums Haus

    Das ist ja schon mal ein guter Weg, wenn sich die einzelnen Geschäftsfelder ins Gespräch begeben bzgl. der Anzeigenschaltung.
    Es wird sich zeigen wer am Schluss die Oberhand behält.
    Grund hierfür dürfte die Notwendigkeit des Geldverdienens sein und das alle Beteiligten bezahlt werden wollen.

    Nichtsdestotrotz wünsche ich viel Erfolg bei der künftigen Auswahl von Werbeanzeigen und empfehle die Schaltung möglichst für Alle genehmer Anzeigen. Beispielsweise für veganes Bioschuppenshampoo.

  10.   Laurana Dubenkropp

    Vielen Dank. Eine gute und vorbildliche Entscheidung.

 

Kommentare sind geschlossen.