Am vorvergangenen Freitag ist eine Anzeige der Initiative für Neue Soziale Marktwirtschaft in mehreren Print- und Onlinemedien erschienen, so auch auf ZEIT ONLINE. Sie zeigt Annalena Baerbock mit Steintafeln und in Kleidung, die auf die Figur des Moses anspielt, mit der Titelzeile: „Annalena und die zehn Verbote“. Diese Anzeige wurde vielfach kritisch diskutiert – unter anderem, weil sie eine Politikerin persönlich angreift und herabwürdigt. Einige Kritiker bescheinigen der Kampagne zudem eine antisemitische Ikonographie.
Auch die Chefredaktionen von ZEIT und ZEIT ONLINE sehen die Kampagne kritisch. Anzeigenabteilung und Redaktion arbeiten wie üblich getrennt voneinander, eine Diskussion dazu fand deshalb vor Veröffentlichung nicht statt. Wir haben aus diesem außergewöhnlichen Fall die Konsequenz gezogen, dass politische Kampagnen bereits im Vorfeld zwischen Verlagsleitung und Chefredaktion diskutiert werden. Die Entscheidung über eine Veröffentlichung liegt davon unbenommen beim ZEIT-Verlag.
Weitere Kampagnen, die mit einer ähnlichen Bildsprache auf diese erste Kampagne anspielen, hat der ZEIT-Verlag abgelehnt.
Dann kann ich die ZEIT ja doch wieder abonnieren
„Wir haben aus diesem außergewöhnlichen Fall die Konsequenz gezogen, dass politische Kampagnen bereits im Vorfeld zwischen Verlagsleitung und Chefredaktion diskutiert werden.“
Gute Entscheidung.
„Die Entscheidung über eine Veröffentlichung liegt davon unbenommen beim ZEIT-Verlag.“
Wo liegt denn dann der kritische Punkt beim Verhältnis von Anzeigenpreis zu Zahl der Negativreaktionen?
Sehr schön, danke!
Ich fand die Aktion sehr gelungen, weder wurde Frau Baerbock herabgewürdigt noch hatte das eine antisemitische Konnotation, sie hat einfach nur ins Schwarze getroffen.
Dass die Zeit nun wieder einen Schritt weiter in Richtung eines linksgrünen Kampfblatts geht, in dem sie die Unabhängigkeit der Redaktion vom Verlag schleift empfinde ich als Armutszeugnis.
Wenn das immer so läuft wäre das prima.
Geld vom Feind annehmen, dann über ihn aufklären und bloßstellen ;)
Das eigentlich traurigste war, dass die Zeit auf kritische aber freundliche Nachfragen per Mail am Erscheinungstag der INSM Schmierenkampagne mit absolut schwachen und nichtssagenden Platitüden antwortete und mit keiner Silbe auf Nachfragen zum niveaulosen Stil und der politischen Fragwürdigkeit der Kampagne einging…
Nur politische Werbung in den Blick zu nehmen reicht nicht.
Wäre dieser Fall nicht eher ein guter Anstoß gewesen, die Arbeitsweise der Anzeigenabteilung und die Geschäftsbedingungen des Verlags grundsätzlicher zu hinterfragen?
Ich sehe zwar, dass in der Redaktion absolut die richtigen Menschen sind, um politische Anzeigen einordnen zu können. Die grundsätzliche Problematik, dass bei einem rein über Preise regulierten Anzeigenmanagement auf ZeitOnline immer diejenigen Werbung schalten werden können, die die größten ökonomischen Ressourcen haben, ist damit jedoch in keiner Weise angegangen. So wird dieser Teil der Öffentlichkeit immer einigen wenigen, sehr zahlungskräftigen Akteuren vorbehalten sein, nahezu egal welche Position sie beziehen wollen. Das ist weder sonderlich demokratisch, noch im Sinne dessen wofür Zeitungen sonst stehen: Die öffentliche Meinung in ihrer Breite abbilden.
Es gibt doch gute Alternativen, um dieser Schieflage zu begegnen:
1. Wie wäre es z.B. mit einem der Gemeinwohlbilanzierung vergleichbaren System zur Anzeigenannahme und Preisberechnung. Art der Werbung, beworbenes Produkt, werbendes Unternehmen könnten darin berücksichtigt werden und anhand einer Bepunktung der Preis für die Anzeige -oder ob sie angenommen wird -entschieden werden.
2. Ausgeglichenheit auch bei den Anzeigen beachten. Mich würde brennend interessieren wer im letzten Jahr auf ihren Webauftritten und in der Printausgabe wie viel Werbung geschaltet hat. Wird das irgendwie inhaltlich ausgewertet und werden daraus Konsequenzen abgeleitet? Gerade bei Themen, die gleichzeitig kontrovers in Artikeln diskutiert werden, ist es doch absurd bei der Werbung davon abzusehen. So könnte neben einem Artikel über den Sinn und Unsinn immer größerer Autos vielleicht die Werbung für ein neues SUV Model oder eben, wie in diesem Fall, neben Artikeln zu den Grünen und ihrem Parteitag eine Werbung des INSM.
Vielleicht sollte die Redaktion zukünftig auch darüber diskutieren, ob z.B. eine Anzeigen für Luxuslimousinen über 2t, Fernreisen, Sportwagen mit 300 PS aufgrund von CO2 und dem damit verbundenen Klimawandel oder Tierfutter mit Petersilie garniert, obwohl noch viele Kinder auf dieser Welt verhungern. angenommen werden.
Also eine angemessene Antwort in Richtung der Initiative Asoziale Mißwirtschaft wird die ZEIT nun nicht mehr veröffentlichen?
Das nennt man dann wohl Ausgewogenheit…