Am vorvergangenen Freitag ist eine Anzeige der Initiative für Neue Soziale Marktwirtschaft in mehreren Print- und Onlinemedien erschienen, so auch auf ZEIT ONLINE. Sie zeigt Annalena Baerbock mit Steintafeln und in Kleidung, die auf die Figur des Moses anspielt, mit der Titelzeile: „Annalena und die zehn Verbote“. Diese Anzeige wurde vielfach kritisch diskutiert – unter anderem, weil sie eine Politikerin persönlich angreift und herabwürdigt. Einige Kritiker bescheinigen der Kampagne zudem eine antisemitische Ikonographie.
Auch die Chefredaktionen von ZEIT und ZEIT ONLINE sehen die Kampagne kritisch. Anzeigenabteilung und Redaktion arbeiten wie üblich getrennt voneinander, eine Diskussion dazu fand deshalb vor Veröffentlichung nicht statt. Wir haben aus diesem außergewöhnlichen Fall die Konsequenz gezogen, dass politische Kampagnen bereits im Vorfeld zwischen Verlagsleitung und Chefredaktion diskutiert werden. Die Entscheidung über eine Veröffentlichung liegt davon unbenommen beim ZEIT-Verlag.
Weitere Kampagnen, die mit einer ähnlichen Bildsprache auf diese erste Kampagne anspielen, hat der ZEIT-Verlag abgelehnt.
ZON ist eine Zeitung (gehört zu einem Verlag), die/der u.a. von Werbung lebt.
Ist es die Panik von Werbeabteilung, Redaktion und Herausgebern, dass diese Tatsache durch das Schalten dieser Annonce den Lesern noch einmal deutlich vor Augen geführt wurde?
Das ist ein Unternehmen, das funktioniert -wie alles auf dieser Ebene- nach simplen ökonomischen Prinzipien, die so ein bärtiger Typ im 19.Jhd. schon mal treffend beschrieben hat. Daran hat sich nichts geändert, und es wird es auch in Zukunft nicht tun; Besprechungen, Abstimmungen oder Beratungen dahin.
Es geht um die Existenz. So simpel und einfach
Das Bild des Moses, einer Person, die ihre Volk durch die Wüste und das Meer führt, ist schon genial.
Diametral entgegengesetzt waren die Behauptungen. Hier hätte der Zeit durchaus eine inhaltliche Auseinandersetzung gut angestanden. Den durch solche Behauptungen verschieben sich die Koordinaten der Wirklichkeit.
Konsequenz:
Unzutreffende Behauptungen klar und journalistisch sauber richtig stellen. Das sollte erste journalistische Pflicht sein.
Dann kann man auch die Kröten für die Anzeige mitnehmen. Aber nur dann.
Gute Entscheidung! Danke für die Einsicht.
Ich habe mich sehr über die Anzeigenkampagne der INSM im hiesigen Medium geärgert und halte diese Entscheidung für überfällig.
M. Er. ruinieren Sie sich mit solchen Anzeigen Ihren seriösen Ruf.
Dafür schätze ich die Zeit.
> Wir haben aus diesem außergewöhnlichen Fall die Konsequenz gezogen, dass politische Kampagnen bereits im Vorfeld zwischen Verlagsleitung und Chefredaktion diskutiert werden.
Also ist damit jetzt de facto die Trennung zwischen Redaktion und Anzeigenabteilung aufgehoben? Ich bin nicht sicher, ob das die Sache besser macht…
da bin ich mal gespannt, wenn es nicht gegen die Grünen geht.
Das war auch höchste Zeit- gut so und aus Fehlern zu lernen, zeigt Größe!
Ich kann die Kritik an der Anzeige – trotz dem Lesen mehrere Artikel – nicht nachvollziehen.
Ja die Anzeige ist persönlich und spitzt zu, das war’s dann aber auch.
Die Kritik daran Schwankt zwischen akademischer Genauigkei – die allerdings gut demonstriert warum in einer Demokratie die gesamte Bevölkerung die Meinubg bildet und nicht nur Experten
Und der Betroffenheit der Grünenklientel, die es nicht gewöhnt ist so behandelt zu werden, wie der Rest von uns ( siehe auch die Reaktionen an der Kritik vom Frau Emkes Vortrag auf dem grünen Parteitag).
Ich verstehe, dass Werbung, von wem auch immer, eine freie Redaktionsarbeit erst ermöglicht. Die INSM-Anzeige war kein kreatives Highlight: Sie war bieder, der Text polemisch, die Verkleidung von Frau Baerbock mit dem 50er-Jahre Bademantel doof, und ob die Anspielung auf Moses mit den Gebotstafeln von jedem verstanden wurde, scheint fraglich. Die Gefahr, die aus der Vereinbarung zwischen Redaktion und Anzeigenabteilung erwächst, besteht darin, dass jetzt ein Präzedenzfall geschaffen wurde. Für Zeit und ZON werden ab jetzt alle Anzeigen zu Problemfällen: Autos, Reisen, Lebensmittel, Kleidung, was auch immer. Bei allem werden Bedenkenträgerinnen mit Spezialinteressen zukünftig intervenieren. Das wird hart!