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Röttgen und die Kohle

 

Gleich zwei riesige Kohlekraftwerks-Neubauten sind geplatzt: In Dörpen brachten Kohlekraft-Gegner ein Projekt des Schweizer Energiekonzerns BKW und des süddeutschen Energieversorgers Enbw zu Fall. Gute zwei Jahre hatten Gegner gegen die Pläne mobil gemacht. Vergangene Woche teilte Enbw mit:

„Die Projektarbeiten zur Entwicklung eines Steinkohlekraftwerks am Standort Dörpen werden nicht weiter fortgeführt. Aus ökologischen und ökonomischen Gründen ist für die EnBW Energie Baden-Württemberg AG die gleichzeitige Strom- und Wärmeerzeugung durch Kraft-Wärme-Kopplung eine wesentliche Bedingung für die mögliche Realisierung des Kohlekraftwerksprojekts am Standort Dörpen.“

Einen ähnlichen Sinneswandel gibt es an der Ostsee. Dort hat der dänische Energiekonzern Dong ebenfalls die Pläne für ein neues Kohlekraftwerk in Lubmin begraben. Das 2,3 Milliarden Euro teure Kraftwerk sollte aus zwei Blöcken mit jeweils 800 Megawatt Leistung bestehen. Dem Projekt fehle die politische Unterstützung, teilte Dong mit. Bereits im Oktober hatte der Konzern Pläne zum Bau eines Kohlekraftwerks in Emden aufgegeben.

Das sind doch wirklich interessante Entwicklungen. Vor allem, wenn man sich die Äußerungen von Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) anschaut, der sich soeben erneut für den Neubau von Kohlekraftwerken aussprach. Aber wer soll die nun überhaupt bauen, Herr Röttgen? Die Wirtschaft mag offenbar nicht mehr – zu unklar die Investitionsbedingungen, zu groß der Widerstand der Anwohner. Und die Kraftwerke mit der Wundertechnologie Carbon Capture and Storage (CCS) – die noch lang nicht marktreif ist – lohnen sich offenbar nur, weil es einen millionenschweren Geldsegen aus Brüssel gibt.

Vielleicht ist Kohle doch nicht die Zukunft? Schließlich wird es ja vielleicht auch noch eine Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke geben – wie immer die auch aussehen wird. Dann werden wir in einigen Jahren Kohlekraftwerke am Netz haben, Kernkraftwerke und auch noch Offshore-Windparks. Und wohl über eine Stromlücken-Debatte, wie wir sie vor einigen Jahren hatten, nur noch müde lächeln…