Waren Sie in letzter Zeit einmal in Dortmund? Oder im bayrischen Sonthofen? Nein? Da sind Ihnen gleich zwei von insgesamt 19 deutschen Fairtrade-Städten durch die Lappen gegangen. 18 weitere bewerben sich zurzeit um den Status. Weltweit tragen inzwischen sogar knapp 800 Städte diese Auszeichnung, davon die meisten in Großbritannien und in Belgien.
„Fairtrade Town“ sagt Ihnen erst einmal nix? Mir bis vor kurzem auch nicht. Dabei ist das Prinzip recht simpel: Die Städte setzen sich aktiv für Fairtrade-Produkte ein. Diese garantieren den Erzeugern in ärmeren Ländern, dass sie einen festgelegten Mindestpreis für ihre Waren erhalten und zu einigermaßen vernünftigen und nachhaltigen Bedingungen produzieren können.
Fünf Kriterien müssen Städte erfüllen, damit sie sich mit dem Fairtrade-Siegel schmücken dürfen. Zum einen muss es einen Stadt-bzw. Gemeinderatsbeschluss geben, der sich eindeutig zur Unterstützung von Fairem Handel bekennt. Dann wird es eigentlich fast banal. Statt billigem Discounter-Kaffee soll der Bürgermeister Fairtrade-Kaffee servieren. Eine Mindestzahl von Geschäften und Cafés muss Fairtrade-Produkte im Angebot haben. An den Schulen laufen Informationsveranstaltungen und die Presse berichtet regelmäßig über das Thema.
Was mich wirklich überrascht hat, ist, dass trotz klammer öffentlicher Kassen und Finanzkrise sich so viele Städte bei diesem Thema engagieren. Das hätte ich nicht gedacht, denn schließlich müssen solche sozialen Projekte ja oftmals für Kürzungsrunden herhalten. Nun wäre es natürlich wünschenswert, wenn nicht nur Produkte aus fairem Handel beim kommunalen Kaffeeklatsch aufgetischt werden, sondern auch Lebensmittel mit Bio-Siegel. Denn Fairtrade und Bio geht leider noch immer nicht Hand in Hand. Und wenn sich die ostdeutschen Städte auch aufraffen würden. Denn glaubt man dem aktuellen Städteverzeichnis, gibt es bislang noch keine einzige Fairtrade-Stadt in den neuen Bundesländern.