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Ein radikales Plädoyer für Verzicht

 

Der Oldenburger Wirtschaftswissenschaftler Niko Paech plädiert im aktuellen Le monde diplomatique für eine neue Verzichtskultur. Klug argumentiert. Seine wichtigste These: „Nachhaltiges Wachstum“ hält er für Quatsch und absolutes Greenwashing. Das erklärt er an den Beispielen Passivhäuser und Carsharing – zwei immer wieder genannte Paradebeispiele für gutes Wirtschaftswachstum.

„Nachhaltiges Carsharing würde erfordern, dass Pkw-Besitzer ihr Fahrzeug ausrangieren, um zu Nutzern einer Dienstleistung zu werden. Unterm Strich muss sowohl die Autoproduktion als auch die Zahl der gefahrenen Kilometer sinken, um einen positiven Umwelteffekt zu haben. Wie aber soll dann das Bruttoinlandsprodukt wachsen?

Für die Bauwirtschaft würde das heißen, dass für jedes zusätzliche Passivhaus ein weniger energieeffizientes Haus abzureißen wäre. Andernfalls nähme lediglich die zu beheizende Wohnfläche zu. Doch selbst wenn ein solcher Austausch des Gebäudebestands gelingen würde, stünde dem verminderten Wachstum an neuen Gebäuden eine Zunahme an Entsorgungsfällen gegenüber. Wohin aber mit der ausrangierten Materie in einer immer engeren Welt? Wie viel Energie wäre nötig, um Materie verschwinden zu lassen oder einer Wiederverwertung zuzuführen, zumal viele der Abfälle gar nicht kreislauffähig sind?

Paechs Lösung des Dilemmas ist radikal, er setzt auf De-Industrialisierung:

„Der zweite Schritt bestünde in einer Reaktivierung nichtkommerzieller Versorgung: Eigenarbeit, handwerkliche Fähigkeiten, (urbane) Subsistenz, Community-Gärten, Tauschringe, Netzwerke der Nachbarschaftshilfe, Verschenkmärkte, gemeinschaftliche Nutzung von Geräten sowie regionale Kreisläufe auf Basis zinslos umlaufgesicherter Komplementärwährungen würden zu einer graduellen Deglobalisierung verhelfen.“

Und? Wäre das eine Welt, in der Sie sich vorstellen könnten zu leben? Ohne neues Auto und ipad?