Trotz aller Qualitätssiegel, Reinheitsgarantien und Nährwert-Angaben gehen die Verbraucher davon aus, dass ihr Essen Risiken bergen kann. Das belegt das aktuell veröffentlichte Eurobarometer 2010. Die Studie listet akribisch auf, worüber Verbraucher in 27 Ländern sich beim Essen sorgen. Befragt wurden knapp 27.000 Personen, die die Sichtweise von 500 Millionen europäischen Konsumenten repräsentieren.
Jeder dritte Europäer ist„sehr beunruhigt“ über Pestizide in Obst und Gemüse, Rückstände von Tierarzneien wie Antibiotika in Fleisch oder Schadstoffe wie Quecksilber in Fisch. Addiert man diejenigen dazu, die immerhin noch „ziemlich beunruhigt“ sind, misstrauen schon sieben von zehn Europäer dem Angebot im Supermarkt.
Im Bewusstsein der Verbraucher sehr präsent sind vor allem Pestizide, die eher ein langfristiges Gesundheitsrisiko darstellen. Weitaus weniger sorgen sich die Europäer um akute Risiken wie Allergien oder bakterielle
Infektionen wie Salmonellen in Eiern. Die BSE-Angst – beim letzten Eurobarometer 2005 noch ein Spitzenreiter – ist völlig abgeflaut.
Zugelegt haben die Bedenken über krude Aromenmixturen, Farbstoffe, Konservierungsmittel und andere Zusätze in moderner Industriekost (25 Prozent, plus drei Prozent). Noch nicht angekommen in den Köpfen scheinen dagegen die neuen Risiken wie der Einsatz der Nanotechnik in Lebensmitteln oder scheinbar Unspektakuläres wie Gifte, die in Verpackungen stecken. Man mag also darüber streiten, wie versiert die Verbraucher die Risiken ihres Speisezettels einschätzen.
Wer erwartet hat, dass die Esser sich um ihr Gewicht sorgen, irrt. Kaum etwas beunruhigte die Befragten weniger als mögliche Dickmacher.
Europaweit am entspanntesten sehen die Menschen in Finnland ihre Nahrung (3 Prozent), dicht gefolgt von den Dänen (5 Prozent). Sympathisch ist, dass die Befragten sich nicht nur um ihr eigenes Wohlergehen sorgen, sondern auch um das der Tiere, die sie essen. Artgerechte Tierhaltung ist vor allem den Frauen wichtig.
Ein reduziertes Verbraucherbild, was davon ausgeht, dass die Esser sich nur für Fett, Salz und Zucker interessieren, ist offenbar überholt. Das ist eine Botschaft, die auch den Nahrungsmittelkonzernen zu denken geben sollte.