Der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments mag es ja gerne provokant. Diesmal hat er sich die Schifffahrt vorgenommen. Konkret geht es um den Schwefelanteil im Schiffsdiesel. Der Umweltausschuss fordert, dass die zähe Pampe in EU-Gewässern schon ab 2015 nur noch 0,5 Prozent Schwefel enthalten dürfen soll.
Seit Jahren rangeln Politik, Reeder und Umweltschützer ja um den Schwefelanteil. Der liegt nämlich weltweit zurzeit bei 3,5 Prozent und soll erst im Jahr 2020 laut Internationaler Maritimer Organisation auf 0,5 Prozent gesunken sein. Eine Sonderrolle spielen Nord- und Ostsee. Hier gelten schon heute 0,5 Prozent – und die hätte der Umweltausschuss nun gerne in allen EU-Gewässern, also auch im Mittelmeer. Die 3,5 Prozent entsprechen übrigens 35.000 ppm (parts per million – Millionstel Anteil). Zum Vergleich: Für Pkw-Kraftstoffe gilt in Deutschland ein Grenzwert von 10 ppm.
Doch während die Autos immer sauberer werden, tut sich die Schifffahrt schwerer. Schweröl als Sprit, mit hohem Dieselanteil, ist eben ein günstiges Abfallprodukt in den Raffinerien. Das Problem ist nur, dass der Schwefel im Diesel unter anderem sauren Regen verursacht. Hafenstädte wie Hamburg, Travemünde und Los Angeles können da eine lange Geschichte erzählen.
Die deutschen Schiffsbesitzer finden auf jeden Fall das Vorpreschen des Umweltausschusses gar nicht lustig – aus ihrer Sicht ist der Umweltausschuss wohl so etwas wie die berühmte „loose cannon“. Denn wenn die EU mit den Regeln vorprescht, hätte das natürlich Folgen für den gesamten internationalen Schiffsverkehr. Was ist mit Schiffen, die von Asien kommen und durch den Suezkanal ins Mittelmeer fahren? Werden die dann einen zweiten Dieseltank anzapfen und den umweltfreundlicheren Diesel verbrennen? Die Reeder fürchten, dass Verkehr von See auf Land umgelagert wird, weil das unterm Strich günstiger wäre.
Doch de facto schlagen die EU-Parlamentarier ja nur einen ehrgeizigeren Zeitplan vor. Das Problem, sich auf mehr Umweltschutz einzustellen, wird die Schifffahrt so oder so haben.