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Energiewende: Stromnetz der Bahn nutzbar, aber echt kompliziert

 

Diese Idee hat vor allem Peter Ramsauer (CSU) unterstützt: Die Energiewende braucht neue Stromleitungen – warum nutzen wir nicht einfach das Stromnetz der Deutschen Bahn? Schließlich betreibt sie deutschlandweit ein riesiges Stromnetz. Vor allem auf der Nord-Süd-Route ist der Transportbedarf enorm, um mittelfristig den Offshore-Windstrom von der Küste gen Süden zu bringen. Der Bundesverkehrsminister verfolgt den Plan schon seit Monaten mit Hochdruck.

Heute hat erstmals die Bundesnetzagentur Zahlen zu dem Vorschlag vorgelegt. Denn was nützt die beste Idee, wenn sie vielleicht technisch gar nicht machbar ist. In ihrem Auftrag haben die Universitäten Hannover, Dresden und Clausthal verschiedene Möglichkeiten durchgespielt, unter anderem Gleichstromkabel oder Erdkabel entlang der Bahntrassen.

Die Bahn betreibt zurzeit mehr als 7700 Kilometer Stromleitungen in Deutschland. Allerdings nutzt sie eine andere Netzfrequenz, nämlich 16,7 Hertz. Die Frequenz des deutschen Übertragungsnetzes beträgt dagegen 50 Hertz.

Prinzipiell ist die Bahn gar nicht abgeneigt, ihr Stromnetz zur Verfügung zu stellen. „Wir unterstützen die Studie und jeden Vorschlag, der wirtschaftlich und technisch machbar ist“, sagt ein Bahn-Sprecher.

Aber genau das ist das Problem. Denn die unterschiedlichen Frequenzen machen die Realisierung von Raumsauers Vorschlag ganz schön kompliziert. Sie vertragen sich nicht so gut, vor allem auf langer Strecke. Bis maximal 50 Kilometer ist die Kombination der beiden Frequenzen möglich – sonst beeinflussen sich die beiden Stromkreise.

Dann gibt es natürlich noch die Variante mit Gleichstromkabeln. Gleichstrom hat ja den Charme, dass er verlustärmer über längere Strecken transportiert werden kann. Allerdings ließe er sich nur mit dem Bahnnetz kombinieren, wenn es andere Maste und vor allem breitere Schutzstreifen geben würde. Und das wiederum erfordert ganz neue Genehmigungsverfahren – die wiederum jeden Zeitvorteil auffressen könnten.

Bleibt die Variante Erdkabel. Aus Sicht des Bahnbetriebs (und der Bürger) wäre das natürlich die beste Lösung, schließlich stört kein zusätzliches Kabel über Tage. In der Studie heißt es aber:

Diesen Vorteilen stehen erhebliche Mehrkosten von ca. 14 Milliarden Euro (Faktor 2,97) zur Drehstrom-Freileitung mit Standardmasten gegenüber. Diese resultieren im Wesentlichen daraus, dass mit den heutigen HGÜ-Kabeln maximal 1200 MW Leistung übertragen werden kann und daher die Legung von vier HGÜ-Kabelsystemen erforderlich ist, um die Leistung von zwei Drehstromfreileitungssystemen zu erreichen.

Die HGÜ mit Erdkabeln ist damit die mit Abstand teuerste Lösung aller untersuchten Varianten.

Übrigens: Ein ganz interessantes Szenario, das die Macher noch durchspielen,  ist „Dezentralisierung.“ Was wäre, wenn die Bahn ihr deutschlandweites Stromnetz abbaut und ihre Strecken nur noch regional versorgt. Dann ließe sich auf den Masten entlang der Zugtrassen nur noch Energiewende-Strom von Nord nach Süd transportieren. Das hätte den Vorteil, dass nicht zwei unterschiedliche Frequenzen kombiniert werden müssen.

Allerdings würde sich die Bahn auch nicht mehr unbedingt so günstig Energie beschaffen können. Gerade das ist ja nur möglich, weil sie deutschland ihren Bahnstrom einkaufen kann. Strom würde in diesem Fall also teurer – und am Ende spiegel sich das natürlich auch in den Ticketpreisen wieder.