Beeindruckend, was für eine Entwicklung Offshore-Windräder gerade durchmachen. Dieser Tage hat Siemens den Testbetrieb für eine Sechs-Megawatt-Anlage aufgenommen. Ein Rotorblatt misst 75 Meter, das entspricht nach Angaben von Siemens der Spannweite eines Airbus 380. Kurze Zeitreise: Vor ein paar Jahrzehnten, als die ersten 30-Kilowattanlagen ans Netz gingen, war ein Flügel gerade einmal fünf Meter lang, so lang wie ein Kleinbus.
Noch scheint bei Offshore-Windrädern das technische Potenzial nicht ausgeschöpft. State-of-the-art ist zurzeit die fünf-Megawatt-Anlage. Sie stehen auch im Testfeld Alpha Ventus in der Nordsee. Nach Informationen des Fraunhofer IWES-Instituts sind aber auch schon Zehn-Megawatt-Anlagen im Gespräch.
Allerdings macht den Ingenieuren die simple Physik das Leben schwer. Denn wer eine Anlage größer baut, um den Output zu steigern, der erhöht zwangsläufig das Gewicht. Eine simple mathematische Faustregel sagt: Wird die Anlagengröße verdoppelt, dann vervierfacht sich die Fläche – und Achtung: das Gewicht verachtfacht sich.
Größer geht es also nur, wenn die Anlage zugleich leichter wird. Denn hinter „Gewicht“ verbirgt sich natürlich nichts anderes als „Material“ – also Stahl – und damit höhere Kosten.
Und natürlich kollidiert der Größenwahn mit dem Anspruch, durch Serienproduktion die Kosten zu senken. Windräder größer als der Kölner Dom sind Einzelanfertigungen, die lassen sich (noch?) nicht schnell am Band produzieren. Handarbeit allerdings bedeutet wiederum höhere Kosten. Ein klassischer Trade-off.