Lesezeichen
‹ Alle Einträge

Die zarte Energiewende von E.on

 

Spricht man dieser Tage mit E.on-Mitarbeitern, dann reiben die sich schon verwundert die Augen. Inzwischen seien Dinge in dem Konzern möglich, die man vor einigen Jahren kaum für möglich gehalten hätte. Der Konzern öffne sich. Das Atomzeitalter sei jetzt wirklich vorbei.

E.on AKW Isar 1/2 © Miguel Villagran/Getty Images
E.on AKW Isar 1/2 © Miguel Villagran/Getty Images

Noch sind es allerdings zarte Pflänzchen, die da im E.on-Reich sprießen. In diesem Jahr hat etwa E.on in Bayern zusammen mit Energiegenossenschaften fünf Windparks realisiert. Das mag vielleicht banal klingen, aber hier treffen zwei Weltanschauungen aufeinander. Wie kein anderer deutscher Energiekonzern stand E.on bislang für Zentralismus, für große Kraftwerke und große Strukturen (eine Politik, die E.on bei der Offshore-Windenergie auch fortsetzen kann). Und jetzt liebäugelt E.on mit der anderen Seite, mit Energiegenossenschaften, die für dezentrale Strukturen stehen; die Energiewende auf dem Garagendach.

Mit dem Atomausstieg muss sich der Konzern jetzt plötzlich neu aufstellen. Inzwischen gibt es sogar eine neue Einheit „dezentrale Energielösungen“. Etwas mehr als ein Dutzend Mitarbeiter sind in der Zentrale auf der Suche nach neuen Geschäftsmodellen. Die Herausforderung ist es, Ideen zu entwickeln, die zu E.on passen und eben nicht kleinklein sind. Das könnten etwa Solarmodule fürs Gewerbe sein, etwa für Supermarktketten, Baumärkte oder Möbelhäuser.

Und inzwischen wirbt E.on sogar im Radio für Solaranlagen. Die stellt das Unternehmen zwar nicht selbst her, verkauft und installiert aber die Module.

In den Geschäftszahlen spiegelt sich der Umschwung teilweise wieder. Natürlich macht das Unternehmen noch immer den größten Gewinn mit seinen Kohle-, Gas- und Atomkraftwerken.

Aber diese drei Sparten verzeichneten etwa im ersten Halbjahr allesamt ein Umsatzminus von 1,4 Milliarden Euro. Allein die Kernkraftsparte musste in den ersten sechs Monaten einen Umsatzrückgang um 23 Prozent (617 Millionen Euro) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verkraften. Erst vor ein paar Tagen verkaufte E.on zusammen mit RWE seinen Anteil an der britischen Atomtocher Horizon. An den Neubau von Gaskraftwerken ist derzeit nicht zu denken.

Der Umsatz in der Ökostromsparte wuchs dagegen um 70 Millionen Euro, vor allem wegen neuer Windparks in den USA.

Nun muss man abwarten, wohin die Reise des Energieriesen geht. Anfang Oktober hatte E.on Anteile an Windparks in den USA verkauft. In zwei Wochen legt der Energiekonzern die nächsten Quartalszahlen vor.