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CO2 ist doch nicht der Superdünger

 

Vertrocknete Maiskolben in Colorado, Sommer 2012, © John Moore/Getty Images
Vertrocknete Maiskolben in Colorado, Sommer 2012, © John Moore/Getty Images

Dieses Working Paper ist mal eine komprimierte Analyse: Auf gerade einmal zwölf Seiten räumen Frank Ackerman und Elisabeth A. Stanton mit einigen Glaubenssätzen über die Folgen des Klimawandels für die Agrarwirtschaft auf. Ackerman ist Umweltökonom an der Tufts-Universität in Massachusetts/USA und hat bis vor Kurzem für das Stockholm Environment Institute gearbeitet.

Konsens ist, dass der Klimawandel sich auf die Produktivität in der Landwirtschaft auswirkt. Wie genau, das ist allerdings unklar. Bisher war die Lehre recht optimistisch: Mehr Kohlendioxid in der Atmosphäre fördert das Wachstum. Schließlich werden Pflanzen besser mit Co2 versorgt, dem Stoff also, den sie für die Photosynthese brauchen. Außerdem verlängern sich durch längere Wärmeperioden die Anbauphasen gerade in höheren Regionen.

Doch so einfach ist es nicht, schreiben die Wissenschaftler.

Neue Forschungsergebnisse zeigten, dass CO2 nicht zwangsläufig der perfekte Dünger sei. Der Grund: Nicht alle Pflanzen reagieren ähnlich darauf. Das hängt mit der Aufnahmefähigkeit von Co2 zusammen, die bei Mais, Zuckerrohr und Hirse schlechter sei als bei Weizen, Soja und Reis. Bislang galt unter den Wissenschaftlern die Formel, dass sich die Erträge im Schnitt um neun Prozent steigern lassen, wenn die CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre von 385 ppm (das war das Niveau vor ein paar Jahren) auf 550 ppm steigen. Das sei aber keineswegs ausgemacht, schreiben die Autoren. Außerdem ist unklar, ob es nicht auch einen Sättigungseffekt bei Pflanzen gibt.

Zudem haben natürlich jede Dürre und jedes andere Wetterextrem einen immensen Einfluss auf die Erträge. Erst Recht, wenn die Hitze kommt: Die beiden Wissenschaftler verweisen auf eine Studie, die feststellt: Herrschen für 24 Stunden statt 29 Grad Celsius plötzlich 40 Grad, gehen die Erträge eines Maisfeldes insgesamt um sieben Prozent zurück.

Außerdem verknappt der Klimawandel das Wasser. Dort, wo es heute schon trocken ist, wird es noch trockener – und vice versa. Für die Landwirtschaft ist das entscheidend, denn in manchen Gebieten, etwa in den USA, ist die Agrarwirtschaft einer der größten Wasserverbraucher. Was es heißt, wenn die Dürre kommt, konnten die USA im vergangenen Sommer erleben.

Was folgt aus der Studie? Die Autoren betonen, dass die Landwirtschaft komplett anders funktioniere als etwa eine Autofabrik. Geht dort der Stahl aus, kann man ihn vielleicht durch Aluminium oder Carbon ersetzen. Die Substitution, unter Ökonomen oft die Paradelösung, sei eben in der Landwirtschaft nicht möglich:

„It (agriculture, muk) involves natural processes that frequently require fixed proportions of nutrients, temperatures, precipitation, and other conditions. Ecosystems don’t make bargains with their suppliers, and don’t generally switch to making the same plants out of different inputs.“

Die Forscher setzen daher kurzfristig auf Biotechnologie, um robustere Pflanzen zu züchten, die besser auf den Klimawandel reagieren. Aber ist das wirklich das Allheilmittel? Entscheidender scheint mir ihre Forderung zu sein, so schnell wie möglich die CO2-Emissionen zu reduzieren.