Von solchen Einspeisevergütungen für Solarstrom können die Deutschen nur noch träumen. 37,7 Yen erhalten Solarwirte in Japan pro produzierter Kilowattstunde Sonnenstrom – das sind umgerechnet aktuell 29 Cent. In Deutschland beträgt die Vergütung derzeit bei Strom aus kleinen Anlagen nur etwa die Hälfte, nämlich 15,92 Cent. Kein anderes Land gewährt zurzeit so hohe Solarstromvergütungen wie Nippon, schließlich will es seinen Energiemix nach dem Atomunglück von Fukushima so schnell wie möglich diversifizieren.
Im Sommer vergangenen Jahres hat die japanische Regierung die attraktive Förderung eingeführt. So viel Cash lockt natürlich Investoren an. „Japan ist mit China und den USA zurzeit der Hoffnungsträger der globalen Solarbranche“, sagt Matthias Fawer, Solaranalyst der Schweizer Bank Sarasin. Das zeigen auch die Einschätzungen anderer Analysten.
IMS Research schätzt etwa, dass Japan in diesem Jahr fünf Gigawatt Solarkapazität zusätzlich installieren könnte und damit die installierten Kapazitäten verdoppeln würde im Vergleich zum Vorjahr. Das wäre ein neuer Rekord und würde der theoretischen Leistung von fünf Atomkraftwerken entsprechen. Nach Angaben des Fachmagazins Erneuerbare Energien boomen vor allem große kommerzielle Photovoltaik-Anlagen in Japan.
Ausländische Unternehmen wie der US-Konzern First Solar wittern gute Geschäfte. Der Dünnschichtspezialist für große Solarparks will etwa über seine neue Tochter TetraSun zukünftig in Japan kleinere Solarmodule produzieren und so Zugang zum japanischen Markt bekommen. Der ist bislang noch recht abgeschottet. Japaner kaufen japanisch, sprich Module von Herstellern wie Kyocera oder Sharp.
Das könnte sich nun ändern. Fawer glaubt, dass Japan einen zweiten Boom erlebe. In den neunziger Jahren waren japanische Konzerne wie Sharp und Sanyo Weltmarktführer, nach Einschnitten bei der Förderung mussten sie eine Durststrecke durchmachen. Jetzt nimmt das Geschäft wieder an Fahrt auf.
Die Gefahr der attraktiven Förderung ist nur: Am Ende könnte den Japanern ähnliches wie den Deutschen passieren. Das Fördersystem fliegt ihnen um die Ohren. Schon jetzt fragen sich die ersten deutschen Branchenexperten, ob Japan denn nichts von Deutschland gelernt habe. Hier führten lukrative Einspeisevergütungen und fallende Modulpreise zu einem enormen Solarstromboom. Am Ende musste die Ökostromumlage immens steigen, viele Solarfirmen gingen wegen des Preisverfalls und der Billigkonkurrenz aus dem Ausland pleite. Berlin strich am Ende die Vergütung radikal zusammen.
Das Thema Solarblase scheint Tokio zumindest auf dem Schirm zu haben. Zu Beginn des Monats April kürzte das Wirtschaftsministerium die Vergütungssätze um zehn Prozent. Wer weiß, vielleicht gar, weil es die Entwicklungen in Deutschland genau beobachtet hat. Japan bleibt trotzdem interessant für Investoren. Branchenfachleute gehen davon aus, dass die Renditen auf Solaranlagen trotz der Kürzung bei bis zu sechs Prozent liegen.