Die AG Energiebilanzen hat heute neue Daten zu Deutschlands Energieverbrauch vorgelegt (das machen die Statistikliebhaber aus Köln ja in stoischer Regelmäßigkeit). Nur flott zur Erinnerung: Es war ein knackekalter, gefühlt nicht enden wollender Winter. Entsprechend ist der Energieverbrauch Deutschlands in den ersten drei Monaten des Jahres kräftig gestiegen. Er nahm um 3,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal zu. Die Energie wurde vor allem zum Heizen genutzt. Erdgas verzeichnete einen Zuwachs von 8,7 Prozent, das werden die Verbraucher vor allem an der gestiegenen Gasrechnung merken.
Das passiert also im Wärmemarkt. Spannend sind aber weitere Details aus der Energiestatistik, aus denen man Rückschlüsse auf den Stromsektor ziehen kann. Sie zeigen, wie sich gerade der Energiemix in Deutschland verschiebt. Denn ausgerechnet die Steinkohle wächst kräftig, im ersten Quartal stieg der Verbrauch um 10,5 Prozent an. Steinkohle ist unter den fossilen Brennstoffen gemessen an den Kohlendioxidemissionen der zweitdreckigste Energieträger. Nur die Braunkohle ist noch schmutziger. Deren Verbrauch sank in den ersten drei Monaten 2013 zwar um 2,6 Prozent – aber der Verbrauch von Steinkohle stieg kräftig an. Die Erneuerbaren wachsen dagegen nur verhalten um zwei Prozent, kein Wunder: Dieser Winter war grau und öde, kein Sturm, keine Sonne. Das schlägt sich auch prompt in den Energietabellen nieder.
Warum boomt bloß die Kohle? Die Antwort ist einfach. Sie ist günstig zu haben. Die Importpreise Deutschlands für Steinkohle aus Ländern außerhalb der EU sinken seit Monaten, wie Zahlen des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle zeigen. Ende 2011 war eine Tonne für 110 Euro zu haben, ein Jahr später waren es nur noch 86 Euro. Der Grund ist vor allem auch die amerikanische Energiewende. Die USA setzen auf günstiges Schiefergas, das sie mit Hilfe von Fracking fördern. Es ersetzt in den USA die heimische Kohle, die dann einfach billig auf den Weltmärkten verhökert wird. Wie stark die USA ihre Kohleexporte seit des Frackingboom steigern, zeigen die Zahlen des US-Energieministeriums. Noch nie haben die USA so viel Kohle exportiert wie im vergangenen Jahr. Mehr als die Hälfte davon ging nach Europa.
Klar ist, dass die aktuellen Entwicklungen kaum zu unserem deutschen Großprojekt Energiewende passen. Nach Zahlen der Deutschen Umwelthilfe sind in Deutschland zurzeit mehr als zehn Kohlekraftwerke in Planung. Energiewende heißt, dass die Erneuerbaren ausgebaut werden müssen. Entsprechend müsste der Anteil der fossilen Brennstoffe am Energiemix gesenkt werden. Gerade passiert genau das Gegenteil.