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Energieschiffe sollen auf den Weltmeeren kreuzen

 

 © Segelenergie
© Segelenergie

Eine der abgefahrensten Ideen zur Stromspeicherung kommt zurzeit von Michael Sterner, einem Energiewende-Spezialisten an der Technischen Hochschule Regensburg, der sich vor allem um die Speicherung von Ökostrom kümmert. Segelenergie nennt er sein Konzept. Auf dem Atlantik will er Energieschiffe kreuzen lassen: Das könnten etwa Segelschiffe sein oder Schiffe, die mit sogenannten Flettner-Rotoren betrieben werden, aber das ist was für Eingeweihte. Am Rumpf im Wasser würden die Schiffe mithilfe eines Propellers Strom produzieren. Oder sie haben eine Turbine im Schlepptau, die Strom produziert.

Der Strom wird an Bord dazu genutzt, Wasserstoff herzustellen. Der lässt sich relativ problemlos ins Gasnetz einspeisen. Diese Power-to-Gas-Technologie macht gerade die ersten Schrittchen von der Testphase zur kommerziellen Nutzung. Erst vergangene Woche hat E.on eine Power-to-Gas-Anlage für die Speicherung von Windstrom in Betrieb genommen.

Der Charme seiner Energieschiffe sei, dass man auf See Ökostrom konstanter produzieren können, sagt Sterner. Die einzelnen Technologien seien allesamt bekannt. Sie werden also nur auf den Energieschiffen einmal neu zusammengepuzzelt. Auf See würden die Power-to-Gas-Anlagen etwa doppelt so gut ausgelastet werden wie an Land, weil an Land der Windstrom stärker schwankt. Die Energieschiffe könnten so rund um die Uhr Wind-Wasser-Strom produzieren. Man spare sich den Stromnetzausbau und habe zugleich einen Stromspeicher gefunden. Und die darbende Schiffindustrie an der Küste profitiere auch noch.

Klingt ja alles erstmal prima. Ein bisschen kompliziert wird es allerdings, wenn es konkret wird. Bislang gibt es noch kein echtes Energieschiff, Sterner plant zurzeit eine Machbarkeitsstudie. Die Zahl der Schiffe ist natürlich schon entscheidend, schließlich wird auf den Weltmeeren so langsam auch der Platz knapp (Offshore-Windparks, Fischerei, Erdölförderung, Kreuzfahrtschiffe).

Sterner stellt eine etwas komplexe Potenzialrechnung auf, und zwar im Vergleich zu Biosprit. Zurzeit verbrauchen wir rund 2,4 Millionen Hektar Fläche für den Anbau von Raps und anderen Energiepflanzen, um auf einen Biospritanteil von fünf Prozent zu kommen. Das ließe sich auch mit rund 2.200 Schiffen schaffen, die jeweils eine Kapazität von fünf Megawatt haben. Der Vorteil: Von den Energieschiffen bekommt kaum jemand etwas mit – im Unterschied zu den neuen Monokulturen in der deutschen Landwirtschaft.

Es ist eine ganz schön unkonventionelle Idee. Sterner gilt aber nicht als unseriöser Daniel Düsentrieb, er berät auch die Bundesregierung. Allerdings zeigen einige Energiewende-Ideen, die auf der See spielen, wie widrig die Bedingungen sind und dass die Kosten schnell aus dem Ufer laufen. Auch Sterners schwimmendes Kraftwerk kommt nur auf einen Wirkungsgrad von etwa 30 Prozent für den gesamten Prozess. „Wir wollen nicht Desertec sein“, sagt der Erfinder. Seine Schiffe sollen nur ein Baustein im großen Bild der Energiewende sein. Die kommenden Monate werden zeigen, wie realistisch das ist. Ein Patent hat er bereits angemeldet.