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Ökofonds-Anbieter scheuen Transparenz

 

Wer mit der Berliner S-Bahn fährt, der kommt an Werbung für Umweltinvestments nicht vorbei. Ein Windpark in der brandenburgischen Pampa, ein Wasserkraftwerk in der Türkei: Immer neue Umweltprojekte werben derzeit um Investoren – nicht selten mit zweistelligen Renditen. Klar stoßen die Angebote auf meine Sympathie. Schließlich kann ich als Anleger, je nach Angebot, die Energiewende mit unterstützen. Und eine gute Rendite gibt es auch.

Die Verbraucherzentrale Bremen hat sich die grünen Produkte genauer angeschaut. Ihr Fazit fällt ernüchternd aus: Die Branche habe einen großen Nachholbedarf, wenn es um Transparenz und Risikohinweise geht. Die Finanzspezialisten haben in einem Marktcheck 54 Produkte mit Umweltschwerpunkt überprüft, vom Waldsparbuch über ein Teakholz-Investment bis zum Bürgerwindpark. Drei Viertel der Anbieter verschweigen demnach auf ihren Flyern, dass die Anleger das Risiko eingehen, das gesamte Geld zu verlieren. Auch im Internet gibt es dazu kaum Hinweise. Zwei Drittel der Anbieter unterschlägt auf seinen Homepages sogar den Hinweis auf Risiken. Auch die Anleger selbst würden die Risiken gern verdrängen, sagt die Verbraucherschützerin Ulrike Brendel. Schließlich seien die Investments in Niedrigzinszeiten attraktiv. Und viele Anleger seien glücklich, mit der Geldanlage etwas für ihr Gewissen zu tun.

Grau-grüner Kapitalmarkt schlecht reguliert

Brendel beklagt, dass der graue Kapitalmarkt für grüne Investments schlecht reguliert ist. Während es etwa für geschlossene Fonds relativ strikte Vorgaben der Finanzaufsicht gibt, fehlen diese etwa für sogenannte Nachrangdarlehen oder Spezialprodukte wie Partiarische Darlehen. Diese müssen noch nicht einmal einen umfassenden Informationsprospekt vorlegen, geschweige denn eine kurze, dreiseitige Zusammenfassung. Selbst Internetseiten der Anbieter seien nicht selbstverständlich. „Das Internet nutzen die Anbieter, um ihre Produkte zu bewerben“, sagt Brendel. „Die Risiken hingegen verschweigen sie gern.“ Gerade im Netz müsse der Gesetzgeber viel strengere Auflagen für Risikohinweise machen.

Verbraucherschützer warnen zudem, dass Öko-Investments nicht per se sicherer seien als konventionelle Angebote. Das gilt vor allem für Genussrechte, eine beliebte Form der Anlage im Umweltbereich. Seit Jahren schon streiten sich die Verbraucherschützer etwa mit dem Windkraftunternehmen Prokon aus Itzehoe. Die Firma bietet solche Investments in Windparks und Biomasseanlagen an und stellt sie als sichere Anlage dar. Eine Behauptung, die Verbraucherschützer auf die Palme bringt, schließlich gibt es keine Einlagensicherung oder Mitbestimmungsrechte bei Genussrechten. Prokon ist inzwischen der kritischen Nachfragen überdrüssig: Man habe sich entschlossen, auf Medienanfragen nicht mehr zu reagieren, teilte das Unternehmen jüngst auf der Homepage mit. Zu mehr Transparenz trägt eine solche Maßnahme sicherlich nicht bei.

Anleger müssen allerdings nicht prinzipiell die Finger von Öko-Investments lassen. Mehr als 63 Banken und Sparkassen bieten klimafreundliche Geldanlagen an, die selbst Verbraucherschützer empfehlen. In der Regel sind es Tagesgelder oder Sparbriefe, bei denen 100.000 Euro schon mal durch die Einlagensicherung geschützt sind.