Dieses Unternehmen kennt offenbar nur den Superlativ: Vor wenigen Tagen hat NRG Solar, eine Tochter des US-Energiekonzerns NRG, in Arizona den „weltweit größten, einsatzfähigen Solarpark“ fertiggestellt. Agua Caliente ist eine gigantische Fläche von Solarmodulen, irgendwo in der Öde zwischen den Städten Yuma und Phoenix.
Umgerechnet 971 Hektar misst der Solarpark (also 9,7 Quadratkilometer). Die Solarmodule haben eine Kapazität von rund 290 Megawatt, so viel wie ein kleines Kohlekraftwerk. Insgesamt hat Agua Caliente, was übersetzt einfach nur „heißes Wasser“ bedeutet, mehr als eine Milliarde Dollar gekostet, das amerikanische Energieministerium gewährte dafür eine Bürgschaft von 967 Millionen US-Dollar.
Einige Hundert Kilometer weiter nordöstlich, in der kalifornischen Wüste Mojave Desert, hat NRG Solar vor wenigen Wochen den zweiten Superlativ ans Netz gebracht: Das Ivanpah Solarthermie-Kraftwerk:
Es handelt sich um eine riesige Spiegelfläche, fast vier Mal so groß wie der Central Park in New York: 347.000 Spiegel, jeder so groß wie ein Garagentor und drehbar, reihen sich um einen Turm, der etwa 33 Stockwerke misst. Die Spiegel bündeln die Sonnenstrahlen, am Turm installierte Receiver empfangen die Strahlung. Dort wird mit der Solarenergie Wasser erhitzt, der Dampf wiederum treibt eine Turbine an, die Strom erzeugt. 392 Megawatt Leistung hat Ivanpah. Der US-Regierung war dieses Sonnenkraftwerk sogar eine Bürgschaft von 1,6 Milliarden Dollar wert.
Spannend sind die Finanziers der beiden Projekte: Unter anderem sind das Berkshire Hathaways, die Investmentgesellschaft von Warren Buffet, und Google. Beide Unternehmen erhoffen sich natürlich nicht nur einen Imagegewinn, sondern sie wollen mit strategischen Investitionen in Zukunftstechnologien mitmischen. Google will seinen riesigen Strombedarf komplett mit Ökostrom decken und kalkuliert, dass Ökostrom mittelfristig kostengünstiger sein wird als konventioneller Strom.
Ein Schritt auf dem Weg dahin ist Solarenergie, die tatsächlich in den USA gerade einen kleinen Boom erlebt. Von den neuen Kraftwerkskapazitäten, die im vergangenen Jahr ans Netz gingen, waren ein Viertel Solaranlagen – Platz 2, gleich hinter Gas. Die Kosten für Photovoltaik haben sich in den vergangenen drei Jahren nach Regierungsangaben halbiert, das macht nun nicht nur größere, sondern auch kleinere Projekte attraktiv.
Vergangene Woche hat daher US-Präsident Barack Obama eine große Ökostrom- und Stromsparinitiative angekündigt. Mit zwei Milliarden US-Dollar wollen die USA den Ausbau von Ökostrom und Energieeffizienz fördern. Bis zum Jahr 2020 sollen 50.000 neue Arbeitsplätze in der Solarbranche subventioniert werden. Außerdem soll es etwa eindeutigere Regeln für Immobilienfonds geben, damit auch im Gebäudesektor der Einsatz von Solarstrom attraktiver wird.
Mal schauen, ob Obama mit all dem der Ökostrombranche in den USA zu einem neuen Aufschwung verhelfen wird.