Ja, ich gestehe: Mein Staubsauger in der Abstellkammer hat eine Leistung von 2.000 Watt, wenn ich mich gerade richtig erinnere. Gekauft vor einigen Jahren, natürlich mit HEPA-Filter, dem High Efficiency Particulate Airfilter. Das waren noch Zeiten.
Seit heute ist die Ära dieser Power-Sauger vorbei. Die Öko-Designrichtlinie, die vor einigen Jahren die Glübirnen aus europäischen Haushalten verbannte, nimmt sich nun die Staubsauger vor. Ab heute dürfen Staubsauger, die neu auf den Markt kommen, maximal 1.600 Watt aufweisen. In drei Jahren werden nur noch 900 Watt erlaubt sein. Mein Staubsauger hätte da keine Chance mehr, er dürfte heute nicht mehr in die Läden kommen. Nur Restbestände dürfen noch verkauft werden.
Die Empörung ist groß, mal wieder. Nach Glühbirnen jetzt die Staubsauger, typisch EU. Die Richtlinie bestätigt einmal mehr sämtlich Vorurteile gegenüber Brüssel. SPIEGEL ONLINE ärgert sich gar über das vermeintliche Menschenbild der EU-Kommission: „Das Staubsaugerverbot zeigt, welch trübes Menschenbild in Brüssel mittlerweile vorherrscht. Selbst unfähig, eine verständliche Öko-Kennzeichnung durchzusetzen, setzt die Bürokratie aufs Verbot.“
Ich würde lieber sagen: gemach, gemach. Mal ehrlich: Würden Sie es am Saugergebnis erkennen, ob Ihr Sauger nun 1.600 Watt oder 2.000 Watt besitzt? Ich sicher nicht. Und wenn es tatsächlich stimmt, dass sich ab 2020 mit den leistungsärmeren Staubsaugern gleich 19 Terawattstunden jährlich einsparen lassen, dann ist das beachtlich. Zum Vergleich: Das AKW Isar-2 (1400 Megawatt) in München produzierte im vergangenen Jahr etwa 11,4 Terawattstunden Strom. Setzen wir Europäer also auf sparsamere Staubsauger, lässt sich theoretisch mindestens ein Atomkraftwerksblock abschalten. Energieeffizienz ist seit Jahren ein großes Thema, ohne dass es verbindliche Fortschritte gibt. Nun gibt es endlich eine Entwicklung – die übrigens vor Jahren unter EU-Ratspräsidentin Angela Merkel und ihrem damaligen Bundesumweltminister Sigmar Gabriel angestoßen wurde.
Die Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz verweist übrigens auf die große internationale Politik, um die Öko-Richtlinie zu verteidigen: „Wir machen allein durch effizientere Staubsauger fünf große Gaskraftwerke in der EU überflüssig. Damit werden wir weniger verwundbar, wenn Russland wirklich den Gashahn abdreht.“
Wer sich übrigens den jüngsten Staubsaugertest der Stiftung Warentest anschaut, der erfährt, dass der aktuelle Testsieger kein Powersauger ist, sondern ein Siemens-Gerät mit 870 Watt. Es erfüllt locker die Vorgaben der neuen Richtlinie. Mehr Watt = weniger Staub, diese Gleichung gilt nicht mehr.