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Öko-Weihnachtsbaum oder lieber das Baumarkt-Exemplar?

 

Haben Sie schon einen Weihnachtsbaum? Für gerade einmal 29 Euro verkauft die Baumarktkette Obi zurzeit die Nordmann-Tanne. Der Projekt-Baumarkt Hornbach bietet den Festbaum schon ab 19 Euro an. Und dann gibt’s noch die zahlreichen Weihnachtsmärkte, Gärtnereien und Landwirte, die vor Ort ihre Bäume anbieten.

Das Problem ist nur: Was holt man sich da eigentlich über die Festtage ins – im Zweifelsfall noch überheizte – Wohnzimmer? Der Umweltverband BUND hat den Test gemacht und 15 Tannennadel-Stichproben ins Labor geschickt. Das Ergebnis: Mehr als die Hälfte der Bäume, darunter eben auch Angebote aus den Baumärkten, war mit Pestiziden belastet, darunter Glyphosat oder Prosulfocarb. Letzteres ist ein Unkrautbekämpfungsmittel, stark umweltgefährdend und reizend. Glyphosat ist eines der beliebtesten Pflanzenschutzmittel in Deutschland – es steht allerdings unter dem Verdacht, Krebs auszulösen. Anfang des Jahres gab es im Bundesrat sogar die Initiative, den Einsatz von Glyphosat gesetzlich zu reduzieren. Die Länderkammer konnte sich allerdings nicht darauf einigen.

„Diese Unkrautvernichtungsmittel sind beim Anbau von Weihnachtsbäumen nicht notwendig“, findet der BUND. „Wegen der Umwelt- und Gesundheitsrisiken müssen die Produzenten von Christbäumen auf Pestizide verzichten.“

Sicher, die Auswahlmenge ist klein und die Stichprobe auf keinen Fall repräsentativ. Aber sie zeigt, dass man als Weihnachtsbaumkäufer vielleicht doch mal genauer hinschauen sollte, woher eigentlich der Baum kommt, der vielleicht für zwei Wochen zu Hause einziehen darf und dann wieder in der Regel im Müll landet. Rund 29 Millionen Weihnachtbäume werden nach Informationen der Waldschutzorganisation Robin Wood jedes Jahr verkauft. Zwar kommt nur ein geringer Anteil aus dem Ausland, aber 80 Prozent der Bäume stammen von Weihnachtsbaumplantagen. Also aus Monokulturen, die oft mit der Giftspritze bewirtschaftet werden: Insektizide gegen Rüsselkäfer und Sitkalaus, Herbizide gegen Unkraut, Mineraldünger für gleichmäßigen Wuchs und für das schöne Grün und Blau der Nadel.

Dabei gibt es Alternativen. „Man sollte unbedingt beim Kauf fragen, woher der Baum kommt“, rät Ralf Straußberger vom BUND. Inzwischen gibt’s sogar das Bio-Siegel für Weihnachtbäume. Es zeichnet nachhaltigen Anbau ohne Pestizide und Mineraldünger aus. Robin Wood hat eine Liste veröffentlicht, wo man in den Bundesländern Öko-Tannenbäume erhält. Bislang sind das allerdings gerade einmal 100 Adressen. Wenn es keinen Öko-Anbieter in der Nähe gibt, rät Straußberger, vielleicht mal beim örtlichen Förster oder Waldbesitzer nachzufragen.

Die neueste Idee ist übrigens, sich den Tannenbaum zu mieten. In Köln und Düsseldorf bietet das Start-Up Happytree die Modelle Waldemar, Baumgard oder Tanneliese an. Sie werden bereits im Topf gezüchtet. Die Miete inklusive Bring- und Abholservice kostet zwischen 65 und 78 Euro, je nach Größe der Nordmanntanne. Wie öko der Waldemar ist, darüber streiten die Geister. Die Bäume sind mit einem Biosiegel ausgezeichnet, das ist schon einmal gut. Und gut ist auch, dass die Samen für die Weihnachtsbäume aus dem FairTree-Projekt in Georgien stammen, das garantieren soll, dass die Samenpflücker faire Löhne erhalten. Ob die Bäume allerdings das Auspflanzen gut überstehen, müssen die Happytrees erst noch beweisen. Waldspezialisten sorgen sich vor allem darum, dass Wurzeln gekürzt werden. Das stresst jeden Weihnachtsbaum – abgesehen vom überheizten Wohnzimmer.