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Norwegens Ölmilliarden gegen den Klimawandel

 

Mit den Profiten aus Öl und Gas haben die Norweger ihren Pensionsfonds zum weltweit finanzstärksten Staatsfonds gemacht, 900 Milliarden US-Dollar schwer. Ihr Reichtum basiert auf fossilen Energien, doch in einen fossilen Energieträger wollen sie jetzt nicht mehr investieren: in die Kohle. Gerade hat der Finanzausschuss des Parlaments eine einstimmige Empfehlung getroffen, dass der Fonds nicht mehr in Firmen investieren soll, deren Geschäftsmodell zu mehr als einem Drittel auf Kohle basiert (gemessen entweder am Gewinn oder der Energieproduktion).

Anfang Juni soll das Parlament definitiv entscheiden. Seine Zustimmung gilt als abgemacht. Die Regierung indes hatte für eine weniger extreme Entscheidung plädiert und gewarnt, dass zu viele Investmentbeschränkungen am Ende geringe Ausschüttungen des Fonds bedeuten könnten.

Was für ein Erfolg für die Aktivisten der weltweiten Divestment-Kampagne, die seit Monaten für den Abzug von Investmentmilliarden aus den fossilen Energien wirbt und schon die legendäre Rockefeller-Familie überzeugen konnte! Der britische Guardian unterstützt die Aktivisten von 350.org mit der eigenen Kampagne Keep it in the Ground und will die Gates-Stiftung und den Wellcome Trust dazu bewegen, sich ebenfalls von Kohleinvestments zu verabschieden.

Es sind beachtliche Investments, die nun infrage stehen. Der Fonds besitzt insgesamt Anteile von 1,3 Prozent an allen weltweit börsennotierten Firmen. Erst vor einem Jahr hatte Yngve Slyngstad, Chef des Fonds, Zahlen zu den Kohle-Investments veröffentlicht. Der Fonds hat allein bis zu neun Milliarden Euro in Energieversorger weltweit investiert.

Und hier beginnt das Divestment in Norwegen relevant zu werden für die Energiewende bei uns in Deutschland. Denn von dem Rückzug der norwegischen Milliarden könnten am Ende auch deutsche Versorger wie E.on und RWE betroffen sein. Sie stehen schon jetzt unter enormem Druck, die niedrigen Börsenstrompreise wegen Überkapazitäten und Ökostromboom machen ihnen das Leben schwer. Auch wenn zwar noch immer unklar ist, wie stark sie von der geplanten Klimaabgabe von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel tatsächlich belastet werden: Immer deutlicher wird, dass sich die Politik wegen des Klimawandels von der Kohle abwendet. Und nun auch die Investoren.

Die deutschen Versorger reagieren, E.on hat sich etwa zu einer radikalen Spaltung entschieden. Aber klar ist auch: So lange die Politik nicht eindeutiger definiert, welche Rolle die Kohle in unserem mittelfristigen Energiemix spielen soll, spielt sie auch mit den Existenzgrundlagen der Stromkonzerne.