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Nutella gehört diesmal zu den Guten

 

Diesmal hat die französische Umweltministerin Ségolène Royal sich wohl vergriffen. In einer Talkshow auf Canal Plus rief die Ex von Frankreichs Staatspräsident Hollande am Montagabend dazu auf, künftig auf Nutella zu verzichten. Das hat sicherlich nicht nur den Moderator zwischenzeitlich schockiert, der entrüstet entgegnete: „Mais c’est bon, Nutella“ („Aber Nutella ist doch gut“).

Zu sehen sind Royals Appell und die Reaktion darauf hier im Video:

Royals Argument: Nutella enthält Palmöl, und für dessen Anbau wird großflächig Regenwald abgeholzt. An den Hersteller Ferrero gerichtet sagte sie: „Sie müssen andere Rohstoffe verwenden.“

Keine Frage, erst die Zutat Palmöl bringt der Haselnuss-Schoko-Creme die Eigenschaft, die nicht nur französische Fernsehmoderatoren schwärmen lässt: Geschmeidigkeit. Doch die Produktion von Palmöl hat enorm hohe ökologische Kosten: Regenwälder werden für riesige Palmbaumplantagen gerodet, allein in Indonesien sind seit dem Jahr 2000 mehr als 15 Millionen Hektar Wald für den Anbau von Pflanzen mit ölhaltigen Früchten verschwunden. Die Käufer von Palmöl – etwa Unternehmen wie Ferrero, die es für Nutella gebrauchen – tragen dafür Verantwortung.

Glaubt man aber Greenpeace, dann stellt Madame Royal gerade das falsche Unternehmen an den Pranger. Denn Ferrero macht nicht nur mit bei dem umstrittenen Roundtable on Sustainable Palm Oil (ROSP), der Mindeststandards für die Produktion und den Einsatz von Palmöl definiert, sondern geht noch einen Schritt weiter und hat ein firmeninternes Programm aufgelegt. Es macht die Lieferketten transparent und setzt sich für den Wandel der Industrie ein.

Im aktuellen Nachhaltigkeitsbericht lässt sich etwa detailliert nachlesen, woher Nutella sein Palmöl bezieht: von 249 Plantagen, vornehmlich in Malaysia. Ausdrücklich arbeitet Ferrero daran, kein Palmöl von Plantagen zu verarbeiten, für die Wälder gerodet wurden. Auch Kleinbauern werden besser eingebunden, denn gerade für sie ist der Anbau von Ölpalmen oft die einzige Einkommensquelle.

Darum lehnt Greenpeace einen Nutella-Boykott ausdrücklich ab. Es gehe eher darum, die wichtigsten Hersteller und Verarbeiter dazu zu bewegen, die Anbaubedingungen zu verbessern, so die Umweltorganisation. Soja und Rapsöl seien keine Alternativen bei den Zutaten, schließlich seien die nicht so ertragreich – für deren Erzeugung würde also noch mehr Fläche weichen müssen. Sicher, man behaupte nicht, dass Ferrero „eine uneingeschränkt verantwortungsvoll handelnde Firma“ sei, schreibt Greenpeace in einem Statement. Dennoch sei Ferrero eines der Unternehmen, die „mit am fortschrittlichsten“ beim Thema Palmöl seien.

17:43:  Und noch flott zur Ergänzung: Hier die Reportage des ZEIT-Kollegen Marcus Rohwetter über das Problem Kinderarbeit in der Branche und die Familie Ferrero: http://www.zeit.de/2014/52/kinderarbeit-schokolade-suessigkeiten-kakaoplantage

Und noch ein Update um 20:15 Uhr: Ségolène Royal hat sich inzwischen offiziell für ihre Polemik auf Twitter entschuldigt: