Gerade einmal drei Wochen wird sie im Angebot sein – die, huhuhu, Weltpremiere von McDonald’s. Seit Anfang Oktober bietet die weltweite Fastfood-Kette zumindest in Deutschland einen Burger mit Biofleisch an, den McB. Bio-Fleisch soll endlich da landen, wo es hingehöre: in aller Munde, wirbt die Kette.
Allerdings muss man pingelig sein: Der McB ist kein Bio-Burger, sondern ein ganz normaler 08/15-Burger mit Biofleisch. Tomate, Salat, Gewürzgürkchen und der Rest stammen aus normaler Produktion. Der Burger kostet rund einen Euro mehr als sein konventionelles Pendant. Nach drei Wochen löst der LongMcB als zweiter Bioburger den McB ab – und dann endet schon nach sieben Wochen der Schnupperkurs Bio. Ein Jahr Vorbereitungszeit habe es gebraucht, bis man genug Biorindfleisch aufgetrieben und McDonald’s sie zertifiziert habe, erzählt McDonald’s stolz in zahlreichen Videos.
Ob McDonald’s dann weiterhin auf Biofleisch setzt, das Angebot ausweitet oder wieder einstellt, ist noch nicht entschieden. „Unser Ziel ist es, dauerhaft Burger mit Bio-Rindfleisch auf der Karte zu haben. Am Ende entscheidet aber der Gast, was bei uns passiert, indem er den McB kauft oder eben nicht. Denn natürlich haben wir unsere Planzahlen“, relativiert Deutschland-Chef Holger Beeck das Angebot in einem Interview in der Welt.
„Darf McDonald’s das?“, fragt die Kette frech (und natürlich rhetorisch) in einer großen Werbekampagne.
http://www.youtube.com/watch?v=/P_OrJLMAMxI
Im Werbevideo flattert gar ein Biosiegel durchs Bild und landet am Ende an einer McDonald’s-Filiale. Und in einigen Läden sollen die Mitarbeiter inzwischen Schürzen mit dem Spruch „Ich arbeite in einem Bioladen“ tragen, wie der WWF-Blogger Roland Gramling meldet.
Keine Frage: Natürlich dürfen die das. Fragt sich nur: Warum machen die das? Das Unternehmen steht seit Jahren schon mächtig in der Kritik. Beeck gesteht ein, dass man sich „im Erfolg gesonnt“ und nachlässig geworden sei. Jetzt stelle man sich auf geänderte Kundenerwartungen ein (und hat unter anderem auch die Werbeagentur gewechselt). Natürlich macht auch die Konkurrenz McDonald’s zu schaffen. Neue Burgerketten wie Hans im Glück, die ebenfalls auf dem Franchise Konzept basieren und inzwischen schon 39 Filialen in Deutschland besitzen, zeigen, dass Fastfood auch anders geht. Die machen mit ihrem Anspruch, „Premium-Burger“ zu brutzeln, natürlich dem Platzhirschen McDonald’s zu schaffen.
Natürlich hätte man sich diesen ersten zaghaften Schritt schon viel früher gewünscht. Denn McDonald’s ist mit seinem Fleischbedarf eine wirkliche Größe auf dem deutschen Markt. McDonald’s-Chef Beeck sagt sogar, eine Nachfrage in dieser Menge nach Biorindfleisch habe es in Deutschland noch nie gegeben. Der Jahresbedarf der schwächelnden, aber trotzdem noch immer umsatzstarken Kette lag nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr bei beeindruckenden 40.500 Tonnen Rindfleisch. Allein für diese Sieben-Wochen-Aktion benötigt die Kette jetzt „mehrere Hundert Tonnen“ Biorindfleisch, teilt McDonald’s mit. Zurzeit bezieht die Kette das Fleisch von Biohöfen in Deutschland und Österreich, in erster Linie verwendet sie das Fleisch von Milchkühen.
Man stelle sich nur einmal vor, McDonald’s würde komplett auf Bio-Rindfleisch umstellen. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace schätzt, dass die Kette damit der gesamten Biolandwirtschaft einen neuen Aufschwung verpassen könnte. Denn wenn McDonald’s weiterhin das Fleisch von Milchkühen verwendet, hätten konventionelle Landwirte einen weiteren Anreiz auf Bio umzustellen: Für Biomilch erzielt ein Biolandwirt rund 15 Cent mehr je Liter. „Wenn er jetzt auch noch das Fleisch als Bio verkaufen könnte, wäre das wirtschaftlich interessant und würde konventionelle Landwirte motivieren“, so Greenpeace-Fachfrau Stephanie Töwe.