Es ist doch verrückt, welche Folgen der Smartphonehype weltweit hat. Weltweit geht die Nachfrage nach Papier zurück. Darunter leidet offenbar auch die schwedische Papierindustrie. Sie versucht, alternative Absatzkanäle für ihre Zellulose aufzutun, die man aus Holz gewinnt.
Ein Projekt, das noch in den Anfängen steckt, ist der Einsatz von Zellulose als Stromspeicher. Forscher der schwedischen Universität Linköping haben den nach eigenen Angaben weltweit ersten Stromspeicher auf Papierbasis vorgestellt. Dafür haben sie Zellulosefasern auf Nanogröße gebracht und diese anschließend mit einem Polymer ummantelt. „Das Material ist fast transparent und flexibel – fast wie Papier“, schwärmt Xavier Crispin, der das Team leitet. Es sei zudem extrem leicht, wasserabweisend und enthalte keine giftigen Chemikalien oder Schwermetalle.
Sogar einen Origami-Schwan haben die Wissenschaftler bereits daraus gefaltet. Der hat die Qualitäten einer kleinen Superbatterie: Er ist dank der Polymere, die Strom leiten können, zugleich ein Superkondensator. Das sind Stromspeicher, die sich besonders schnell be- und entladen können, bislang vor allem bekannt aus Laptops oder Kameras. Das neue Power Paper, wie es die Wissenschaftler nennen, lasse sich Hunderte Male be- und entladen und jeder Ladevorgang dauere nur wenige Sekunden. Ein Kreis mit einem Durchmesser von nur 15 Zentimeter aus dem hauchdünnen Material habe die gleiche Speicherleistung wie aktuelle Superkondensatoren auf dem Markt. Weil der Bedarf an Stromspeichern im Zuge des Ausbaus erneuerbarer Energien stetig zunehme, sei das Power Paper ein Traumprodukt, schwärmen die Macher.
Klartext spricht dagegen Michael Sterner, Stromspeicherexperte an der OTH Regensburg. Er gratuliert den Kollegen zum „schönen Laborergebnis mit tollen Werten“. Aber: „Energiewirtschaftliche Relevanz hat es nicht – die Speicherkapazitäten sind viel zu klein“, sagt er. Offen sei etwa, wie langzeitstabil der Dünnschichtspeicher sei, erfahrungsgemäß würden solche Materialien gerne schnell degradieren. Zudem sei das Material alles andere als erneuerbar. Polymere sind schließlich der Rohstoff für Kunststoffe und basieren auf Erdgas und Erdöl. „Der Speicher braucht in seiner Herstellung fossile Energie.“
Das schwedische Forscherteam gibt sich indes selbstbewusst. Sie wollen ihr Power Paper weiterentwickeln, rund 3,4 Millionen Euro haben sie dafür in den kommenden Jahren zur Verfügung. Am Ende soll gar eine Power-Paper-Maschine stehen.