Die Outdoor-Branche wirbt mit ihrem Image, sanft mit der Natur umzugehen. Weniger sanft springen die Firmen indes mit den Arbeitern in den Produktionsländern um, die sie – ähnlich wie die großen Textildiscounter – mit Löhnen abspeisen, die weit unter dem liegen, was eine Familie in Bangladesch, Indonesien, Vietnam oder El Salvador zum Leben braucht. Das zeigte in diesem Jahr eine Studie der internationalen Kampagne für Saubere Kleidung, die 15 Firmen zu ihrem Geschäftsgebaren befragte.
„Outdoor-Firmen, seid Gipfelstürmer in Sachen Fairness“, ließ die Kampagne daraufhin auf Protestpostkarten drucken, die Kunden unterschreiben konnten. Denn die Käufer von besonders warmen Jacken und Hosen sind bereit, mehrere hundert Euro für ein solches Super-Kleidungsstück hinzulegen. Die Deutschen geben pro Jahr stolze 1,6 Milliarden Euro für Vaude, Jack Wolfskin, The North Face, Patagonia & Co. aus. Zur Qualität, die sie erwarten könnten, gehöre zwingend auch soziale Qualität, urteilten die Menschenrechtler.
Und siehe da: Der Gipfel ist nicht unbezwingbar. Der Druck der Öffentlichkeit hinterlässt bei den Unternehmen einen spürbaren Eindruck. Jack Wolfskin, Deutschlands Schwergewicht in der Branche, trat Mitte des Jahres der Fair Wear Foundation (FWF) bei, ebenso wie das Schweizer Backpacker-Unternehmen Transa. Die Firma Vaude zieht zum Ende des Jahres nach. Vorreiter waren 2008 die Schweizer Firmen Mammut und Odlo. Die FWF ist ein Zusammenschluss von Wirtschaftsverbänden, Gewerkschaften und Nichtregierungsorganisationen mit Sitz in Amsterdam. Die Initiative gilt als strengster Kontrolleur von Arbeitsbedingungen weltweit.
„Es ist ein regelrechter Wettbewerb zwischen den Firmen ausgebrochen, wer als nächster beitritt“, sagt Sophie Koers von der FWF. Entscheidend sei natürlich die Umsetzung der Regeln. Das sei ein Prozess, der viel Geld, Personal und Zeit koste. Vaude beispielsweise muss seine Produktion in der Militärdiktatur in Myanmar auslaufen lassen.
Aber in einer Zeit, in der Kunden gezielt nach Produktionsbedingungen fragen, gehört es in Unternehmen quasi zum guten Ton, sauber und sozialverträglich zu fertigen. Der Weg dorthin ist allerdings lang, denn die Arbeitsbedingungen sind nur ein Glied in der gesamten Produktionskette, die bereits mit dem Rohstoff der Kleidung, der Faser, beginnt. Outdoormode, in deren Kunstfasern das Ausgangsprodukt Erdöl steckt, lässt sich prinzipiell auch ökologisch einwandfrei verarbeiten. Dass nur Naturfasern umweltfreundlich sein können, ist ein alter Zopf, der dringend abgeschnitten gehört.