Im Salzstock Gorleben finden sich bedeutsame Mengen Gas, die von außen eindringen. Dies belegen bisher unveröffentlichte Untersuchungsberichte der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoff (BGR), die jetzt im Auftrag von Greenpeace ausgewertet wurden. Für die Umweltorganisation ein Beweis, dass das geplante Atommüllendlager nicht dicht ist und damit als Standort nicht in Frage kommt.
Greenpeace fordert Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) deshalb auf, die Endlagerpläne in Gorleben aufzugeben. „Es gab in der Vergangenheit Wege für das Gas in den Salzstock“, sagt Mathias Edler, Atomexperte bei Greenpeace. Also könnten auch Wasser oder hochradioaktive Teilchen einen Weg finden. Von einer wirksamen Barriere gegenüber der Umwelt könne nicht die Rede sein.
Wolfram König, Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), hatte bereits Ende 2010 erklärt, sollten kritische Mengen Gas im Erkundungsbereich gefunden werden, könne das zum „K.O.-Kriterium“ für Gorleben werden. Laut BfS müssen sichere Endlager in „einschlusswirksamen Gebirgsbereichen“ liegen. Heute betonte das BfS, dass die Gasvorkommen weiter untersucht werden müssen. Zumal der Salzstock unter dem größten Erdgasvorkommen Deutschlands liegt.
Pikant ist, dass dem BGR die entscheidenden wissenschaftlichen Befunde bereits seit dem Jahr 2002 bekannt waren. Konsequenzen blieben jedoch aus. Noch heute spielt die Bundesanstalt die Herkunft der Gase und das Eindringen über Klüfte und Spalten herunter. Die BGR-Berichte sind Grundlage für eine vom Bundesumweltministerium in Auftrag gegebene „Sicherheitsanalyse“, die 2013 fertig sein und die Eignung des Salzstocks nachweisen soll.
Dass Gas den geplanten Endlagerbereich durchzieht, wird sicher auch nächste Woche Thema sein. Dann reist Umweltminister Röttgen ins Wendland, um mit den Gegnern des Endlagers zu sprechen.
Im November 2010, als die Castoren gen Gorleben rollten, hatte Röttgen die Region übrigens gemieden und stattdessen lieber in Fernseh-Talkshows den Atomkompromiss der schwarz-gelben Regierung verteidigt. Der Protest gegen Gorleben hatte Zehntausende von Menschen auf die Straße getrieben.