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Das Meer als neuer Klimaretter

 

Zwei Arten von Klimaschützern haben dieser Tage das Meer neu entdeckt. Da ist auf der einen Seite die Europäische Union, die gerne die gesetzlichen Vorgaben dafür schaffen möchte, das Klimagas Kohlendioxid nun auch im Meeresboden und nicht nur im Festland zu verpressen. Dafür hat die EU beschlossen, das sogenannte OSPAR-Abkommen zu ändern (OSPAR steht übrigens für „Abkommen zum Schutz der Meere des Nordatlantiks“).  Den Meeresschutz sehen Umweltschützer mit der Vorlage allerdings nicht mehr gewährleistet, im Gegenteil:

„Wir brauchen im Nordostatlantik keine großtechnische Anwendung von CCS und damit verbundene Milliardensubventionen in Kohlekraftwerke mit CCS-Technologie.“

heißt es in einem aktuellen Antrag der Grünen-Bundestagsfraktion. Die Grünen befürchten eine gefährliche Versauerung des Meereswassers. Unterstützung bekommen sie von prominenter Seite:  Das Umweltbundesamt spricht sich bereits seit längerem gegen das Abscheiden von Kohlendioxid in Kohlekraftwerken und Verpressen (CCS) im Meeresboden aus – auch wenn Staaten wie Norwegen dies bereits seit Jahren im großen Stil praktizieren. Man solle besser auf Energieeffizienz statt auf Kohlekraft setzen.

Das Meer als Klimagas-Halde? Vor Schottland will man einen anderen Weg gehen. Dort experimentiert das  Unternehmen Pelamis seit Jahren mit Wellenkraftwerken. Riesige Stahlrohrschlangen, ausgelegt auf der Wasseroberfläche, fangen die Wellenenergie ein und treiben Hydraulikgeneratoren an, die Strom erzeugen.

Bislang krebste Pelamis jedoch vor sich hin, eine erste Mini-Pilotanlagen vor der Küste Portugals mussten die Schotten Anfang des Jahres wieder abbauen, zu groß waren die technischen Herausforderungen. Das könnte sich jetzt ändern: Der schwedische Versorger Vattenfall, einer der größten Stromkonzerne Europas, gab jetzt bekannt, bei Pelamis einzusteigen und das erste Wellenkraftwerk vor den Shetland Inseln zu bauern. Nun gut, es ist eine Pilotanlage mit gerade einmal 20 Megawatt – das sind vier Offshore-Windräder, wie sie sich zurzeit vor Borkum drehen. Aber Fachleute schätzen die Entwicklungsmöglichkeiten von Wellenenergie als enorm ein.

Vattenfall gehört übrigens zu den Unternehmen, die auch  von der staatlichen CCS-Förderung profitieren. Während der Konzern nun vor Schottland auf klimafreundlichen Strom aus Wellenenergie setzt, vor den Küsten Schwedens und Dänemarks seit Jahren riesige Windfarmen betreibt, entwickelt es im ostdeutschen Jänschwalde ein CCS-Demonstrationsprojekt. 180 Millionen Euro EU-Förderung kassiert es für sein „klimafreundliches Kohlekraftwerk“.