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Kinderbücher lassen die Natur außen vor

 

Copyright: Alexandra Beier/Getty Images
Copyright: Alexandra Beier/Getty Images

Das aktuelle Lieblingsbuch meiner jüngsten Tochter heißt gerade „Wilde Tiere“ und erzählt alles über Löwen, Affen, Eletanten (und gefährlichen Wellensichttichen, huhuhu). Nun gut, es ist vor allem angesagt, weil sie auf jeder Seite ein Knöpfchen drücken kann und dann der große Löwe brüllt – im kinderkompatiblen, zärtlichen Tonfall.

Glaubt man einer neuen Studie aus den USA, dann sind solche Kinderbücher allerdings immer seltener. Der Umweltsoziologe J. Allen Williams von der Universität Nebraska hat rund 300 Kinderbilderbücher aus den Jahren 1938 bis 2008 ausgewertet, die jedes Jahr den wichtigsten Kinderbücherpreis, die Caldecott Medal, gewonnen haben – also auch in den Buchläden Bestseller sind. Mehr als 8000 Zeichnungen haben die Wissenschaftler analysiert.

Ergebnis: Natur und die natürliche Umgebung sind in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr in den Hintergrund gerückt – und das entspricht wohl dem allgemeinen Trend, weniger Kontakt zur Natur zu haben.

Williams unterscheidet drei Umgebungen: Wilde Natur, also Dschungel oder Wald. Dann von Menschen errichtete Umgebung (Städte, Häuser, Innenräume) und eine Mischform: das Maisfeld oder der gemähte Rasen – ist ja schließlich auch Natur, nur eben vom Menschen verändert.

Während sich bis in die 60er Jahre Natur und Stadt ungefähr fifty-fifty verteilten, klafft seitdem eine Lücke auf: Der Anteil von Geschichten, die in der Natur spielen, nimmt ab, stattdessen spielen die Geschichten nun in Häusern, in der Stadt.

„What we find in these books, however, is not a consistent proportional balance of built and natural environments, but a significant and steady increase of built environments, both by mere presence and as the major environment. Natural environments have all but disappeared.“

Was sagt das aus? Natürlich spiegelt es erst einmal nur eine allgemeine Entwicklung wieder, der Großteil der Amerikaner lebt eben inzwischen in Städten. Aber Wiliams warnt. Der Umweltgedanke und eine Wertschätzung der Natur würden so schon im Kindesalter an Bedeutung verlieren:

„(…) it does suggest that the current generation of young children listening to the stories and looking at the images in children’s books are not being socialized, at least through this source, toward greater understanding and appreciation of the natural world and the place of humans within it.“ (…)

„I am concerned that this lack of contact may result in caring less about the natural world, less empathy for what is happening to other species and less understanding of many significant environmental problems.“